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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stille der engen Straße. Der Gefechtslärm von der Küste schien hier abgedämpft, zurückgehalten von den Felsen und aufgesaugt von der Einsamkeit.
    Strathmann drosselte den Motor und hielt die Maschine an. Er griff nach hinten an sein Koppel, schob die Maschinenpistole, die vor seiner Brust pendelte, zur Seite, versicherte sich nach allen Seiten, daß er allein war, und klinkte die Feldflasche los. Bevor er trank, roch er an dem Ausguß und verzog den Mund. Malzkaffee, dünner, wässeriger Malzkaffee. Der Teufel hole die Feldküche! Wo kommt bloß der Bohnenkaffee hin, den sie von Rom herschicken? Saufen sie selbst, die Bonzen vom Troß, Kreuzdonnerwetter!
    Er trank drei Züge und setzte verblüfft die Feldflasche ab. Auf halber Höhe des Hanges vor ihm kniete ein Mädchen! Sie hatte drei große Tonkrüge vor sich stehen und füllte aus einer Quelle, die Strathmann von der Straße aus nicht erkennen konnte, Wasser in die braunen, gebrannten Gefäße. Leise, als könnte das Mädchen es hören, schraubte er die Feldflasche zu und erschrak selbst über das laute Einklicken des Karabinerhakens am Brotbeutel. Dann saß er steif wie ein Denkmal auf seinem Motorrad und starrte hinüber auf das friedliche Bild der Wasserschöpferin. Sie hatte ein irdenes Gefäß in der Hand, einer tiefen Schüssel ähnlich, und fing mit ihr das klare Wasser der Quelle auf, ehe sie es in die neben ihr stehenden Krüge umschüttete.
    Die Anwesenheit des Mädchens verblüffte Strathmann weniger als die Sorglosigkeit, mit der es inmitten des Kampfgebietes an der Quelle hockte. Es hatte lange, schwarze Haare, die in der Sonne glänzten, als seien sie eingefettet. Soviel er sehen konnte, trug es ein großgeblümtes, leichtes Kleid. Ein rotes Kleid, das die Schultern zur Hälfte frei ließ. Er stellte es fest, als sie sich bückte, um mit der Schale neues Wasser in die Krüge zu schöpfen. Vorsichtig schnallte er seinen randlosen, schmutzigen Stahlhelm ab. Er hatte das Gefühl, das Mädchen könnte erschrecken, wenn es ihn sah … der Stahlhelm, der weite ›Knochensack‹, die Maschinenpistole, alles war so wild, so fremdartig und angsteinflößend. Er strich sich mit beiden Händen durch seine braunen Locken, als er den Helm abgenommen hatte, und kletterte vom Sitz der Maschine. Er mußte dabei an Theo Klein denken, der in dieser Situation keinerlei Bedenken empfinden und den Hang emporstürmen würde, als gelte es, einen Bunker frontal zu nehmen. Wie ein Tier, dachte Strathmann, wie ein Urvieh, für das es nichts anderes auf der Welt gibt als Fressen, Saufen und Weiber. – Er ging langsam über die Straße und zuckte zusammen, als sich unter seinen Gummisohlen ein Stein löste und die abschüssige Straße hinabrollte.
    Das Mädchen blickte auf. Es warf die Schale hin und richtete sich empor. Das Kleid reichte ihm kaum bis an die Knie, es war am Saum zerfetzt und umschloß nur knapp die volle Brust. Strathmann hob beide Hände und blieb stehen. »Nicht weglaufen!« sagte er so sanft wie möglich. »Ich tue dir nichts. Bleib stehen …«
    Er kletterte den Hang hinauf, hielt sich an den Olivensträuchern fest und übersprang den kleinen Bachlauf, der sich aus der Quelle bildete und seitwärts durch die Felsen weiterlief. Das Mädchen sah ihn an und lächelte. Sie hat große braune Augen, stellte Strathmann fest. Und ihre Brüste sind rund, wie zwei ausgereifte Äpfel. Er lächelte zurück, schob die Maschinenpistole auf den Rücken und versuchte ein Blinzeln mit den Augen.
    »Keine Angst«, sagte er. »Sprichst du Deutsch?«
    »Ein wennig …«
    Sie hatte eine helle, singende Stimme. Wie das Zwitschern eines Vogels, dachte Strathmann. Dann fand er den Vergleich dumm und setzte sich auf einen der hohen Tonkrüge. »Du bist nicht geflohen?« fragte er.
    »Ich habben hier meine Mama.«
    Strathmann sah zu Boden. »Der Krieg wird auch hier in die Berge kommen, Mädchen. Alle Orte an der Küste sind zerstört. Kann ich dir helfen?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. Dabei flogen ihre Locken um das schmale, braune Gesicht und kringelten sich über den Brüsten. Strathmann sah zur Seite und atmete schwer. »Mama ist krank, sehr krank. Ich brauchen Wasser für Umschläge, signore …« Sie nahm zwei Krüge an den großen Tragehenkeln und hängte sie sich an die Arme. »Addio!« sagte sie freundlich.
    Strathmann sprang auf. »Ich helfe dir tragen. Das ist zu schwer für dich! Komm.« Er wollte ihr einen Krug abnehmen, aber sie wehrte ihn ab und stellte

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