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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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Liebesleben? Glaubt sie etwa, dass ihr Gerhard irgendwann von der Neuen genug hat? Ich bezweifle, dass ein Mann jemals zu seiner Alten zurückkehren würde.
    Ich schicke Volker einen strengen Blick über seine Mutter hinweg. «Wann hast du gesagt, wolltest du Lotte abholen?», frage ich ihn dann ganz direkt, um das Gespräch endlich wieder in die richtige Richtung zu lenken.
    «Ich habe noch gar nichts gesagt», antwortet er unwirsch, ohne mich dabei anzusehen. «Aber du hast meine Mutter doch gehört. Es wäre für sie kein Problem, einfach hierzubleiben.»
    Für mich aber!!!
    Ich will gerade protestieren, als Volker einen hektischen Blick auf seine Armbanduhr wirft und plötzlich aufspringt. «Oh, schon halb neun», flötet er. «Ich muss los, der erste Patient wartet. Wir haben ja alles geklärt. Ich melde mich dann wieder bei euch.» Er drückt seiner Mutter ein flüchtiges Küsschen auf die Wange, traut sich aber immer noch nicht, mir ins Gesicht zu sehen.
    Zwei Sekunden später fällt die Haustür ins Schloss.
    Stille breitet sich aus – nur in meinen Ohren rauscht das Blut wie ein mächtiger Wasserfall.
    Lotte knufft scheinheilig ihre Kissen zurecht. «Danke, Rosy, dass ich bleiben darf.» Das blaue Monster grinst zufrieden. «Wir zwei gründen einfach eine Mädchen- WG , wie die Golden Girls. Das wird ein Spaß!», erklärt sie freudig und wirft übermütig ein Sofakissen in meine Richtung.
    Es fliegt knapp an mir vorbei und reißt eine kleine Jugendstillampe zu Boden. Klirrend landet sie auf dem Parkett.
    Na, unter Spaß versteh ich aber etwas anderes, als wertvolle Antiquitäten zu zertrümmern!
    «Uuups», kichert Lotte ohne das kleinste Anzeichen von Verlegenheit.
    Wieso kann ich nicht eine ganz normale Schwiegermutter haben? Eine mit weißen Haaren, die Topflappen häkelt und sich dabei mit glänzenden Augen den Musikantenstadel oder königliche Hochzeiten im Fernsehen anschaut. Die meinetwegen auch mir die Schuld an der Scheidung gibt, weil ich eine schlechte Ehefrau war. Aber nein, in meinem Wohnzimmer sitzt ein blaues Monster mit pinkfarbenen Strubbelhaaren, das Golden-Girls mit mir spielen will! Ich mag mir gar nicht ausdenken, wie die Serie weitergeht.
    Wütend sammle ich die Scherben auf.
    «Sei nicht böse, Liebchen», surrt sie honigsüß. «Es war doch nur eine Lampe. Solche Dinge bedeuten im Grunde nichts in einem Menschenleben. Sie kommen, begleiten uns eine Weile und gehen wieder, und irgendwann haben wir sie vergessen.»
    Puh, jetzt muss ich mir auch noch einen ihrer lächerlichen Esoterik-Vorträge über den Sinn des Lebens anhören!
    Aber bevor ich sie auf ihren grünen Strümpfen aus dem Haus jagen kann, klingelt das Telefon.
    Es ist John.
    «Guten Morgen, Rosy», begrüßt er mich und erkundigt sich nach meinem Befinden.
    «Äh, danke, geht so», antworte ich knapp.
    «Bist du krank? Du klingst so verschnupft.»
    Ja, ich bin krank vor Ärger! Endlich merkt es mal jemand. «Du rufst aber bestimmt nicht an, um dich als mobiler Krankenpfleger anzubieten, oder?», frage ich ausweichend.
    «Nein, ich wollte dir berichten, dass ich die Villa soeben online gestellt habe», teilt er mir mit und auch, auf welcher Homepage ich das Angebot sehen kann.
    Während er über das Onlineangebot spricht, sehe ich ihn wieder vor mir. Wie unglaublich gut er gestern aussah, wie liebevoll er mich angesehen und beim Abschied meine Hand gehalten hat. Und beim nächsten Gedanken erinnere ich mich an Suses Mahnung. Männer wie John ändern sich nicht. Sie sind und bleiben Herzensbrecher.
    Ich reiße mich zusammen und entgegne bemüht neutral: «Das ging ja flott.»
    «Gehört alles zum Service», beteuert John. «Außerdem habe ich in meiner Kundenkartei einen Interessenten für die Villa. Er sucht seit langem nach einem Objekt in eurer Gegend. Ich habe bereits mit ihm telefoniert, und er brennt darauf, es sich anzusehen. Er würde es sich gerne heute oder morgen –»
    «Oh, also ich weiß nicht», unterbreche ich ihn, weil ich erst Lotte loswerden möchte.
    «Passt es dir nicht?», fragt John. Ich kann seine Verwunderung deutlich hören. «Ich dachte, ihr habt es eilig. Oder liege ich damit falsch?»
    Aus den Augenwinkeln sehe ich Lotte wie einen blauen Geist an mir vorbei in die Küche huschen. Schade, dass sie nicht in einer Flasche verschwindet.
    «Nicht direkt. Es ist nur …» Obwohl ich nun allein bin, spreche ich leise weiter. «Du hast ja gestern mitbekommen, dass meine Schweigermutter überraschend

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