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"Sie koennen aber gut Deutsch!"

"Sie koennen aber gut Deutsch!"

Titel: "Sie koennen aber gut Deutsch!" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gorelik
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West-feindlichen Koranzitate sind, die den Dschihad rechtfertigen? Ich weiß es nicht.
    Der Hausherr sagt »Frau kommt« zur Begrüßung und verschwindet dann für die nächsten zwanzig Minuten spurlos. Der Hausherr, den ich im Vorfeld fragen musste, ob ich mit seiner Frau sprechen darf. Ich werde inzwischen wunderbar von einer der Töchter unterhalten, die Deutsch spricht, weil sie hier zur Schule geht, und mir später helfen wird, mit ihren Eltern zu kommunizieren. Es waren die Kinder, die mir die Haustür aufgemacht hatten, und als ich wissen wollte, ob ihre Eltern denn da seien, hatte die kleine Schwester die Frage folgendermaßen an den Bruder weitergegeben: »Ist Papa da?«, als zähle die Mutter nicht. Die Tochter der Familie, die am besten Deutsch spricht, und ich unterhalten uns über Tiere, ich lasse mir die Fische zeigen und erzähle ihr von meinem Hund.
    Wie aus der Pistole geschossen antwortet die Achtjährige: »Wir Muslime dürfen keinen Hund haben. Hunde sind unreine Tiere, sie können nicht ins Haus. Lebt dein Hund im Garten?« Und schon habe ich innerhalb von Minuten etwas über die muslimische Religion gelernt, auch über die Parallelwelt der Integrationsverweigerer, in der Hunde nicht willkommen sind.

    Familie K. kam vor vier Jahren und acht Monaten aus Palästina nach Deutschland, zwei ihrer Kinder sind hier zur Welt gekommen, bis heute kann die Frau des Hauses kein einziges Wort Deutsch. Das ist keine schriftstellerische Übertreibung, die Frau spricht wirklich nicht ein Wort Deutsch. Sie will es nicht sprechen; man kann auch sagen: Sie weigert sich, es zu sprechen. Sie betritt das Wohnzimmer in einem schwarzen Gewand und Kopftuch, sie lächelt schüchtern, aber sehr freundlich, sie sagt kein Wort. Ich stelle Fragen, es antwortet der Mann. Er antwortet einsilbig, und ich bin mir nicht sicher, ob das an unseren sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten, an der Struktur der arabischen Sprache, die ich nicht kenne, an meinen Fragen oder an seinem Desinteresse liegt. Will ich etwas von der Frau wissen, schaut sie zu Boden, wenn sie antwortet, während der Mann sie anschaut, abwartend und prüfend. Ihre Antworten fallen noch kürzer aus als die ihres Mannes, was ich nicht für möglich gehalten hätte. Warum sie in Deutschland leben? Der Kinder wegen. Wie es ihnen in Deutschland gefällt? Okay. Wie es mit der deutschen Sprache stehe? Schlecht, schwere Sprache. Interesse daran, sie zu lernen? Nein. Keine Zeit. Und wozu? Diese letzte Frage richtet sich an mich.
    Irgendwann zwischen den Fragen legt die Frau ihr Kopftuch ab, und zum Vorschein kommen lange, wunderschöne, dunkelrote Locken, die sie einmal schüttelt, und sie lächelt mich wieder schüchtern an, und man kann sich gut vorstellen, dass diese Frau mit den langen, außergewöhnlichen Haaren und den dunklen Augen das andere Geschlecht anzieht, was das Kopftuch laut der muslimischen Religion ja gerade verhindern soll. Diese Frau lebt in ihrer eigenen Welt, nicht in Deutschland. Es ist keine palästinensische Parallelwelt, auch keine muslimische, in der sie andere Islamisten trifft, um mit
ihnen den Untergang des Westens zu planen. Es ist die ihre. Sie kümmert sich um ihre Kinder, die Größeren bringt sie zur Schule und hofft, dass die Lehrer sie nicht ansprechen werden, weil sie sie nicht verstehen würde. Sie geht ungern zum Arzt, aus demselben Grund. Sie kauft ein, sie kocht, manchmal geht sie mit den Kleineren auf den Spielplatz, sie sorgt dafür, dass die Wohnung so blitzblank aussieht, wie sie es tut, und manchmal spricht sie per Skype mit ihrer riesengroßen Familie in Palästina. Mit Menschen in Deutschland spricht sie nicht, weder mit den Deutschen noch mit anderen Zuwanderern. »Keine Freunde.« Sie sieht nicht unglücklich aus, wenn sie das sagt, auf Arabisch, versteht sich. Es ist ihre Welt. Die Kinder sitzen auf dem Boden und essen Süßkram, und als eines der Mädchen einen Teil der Verpackung, mit der sie gespielt hat, auf den Boden fallen lässt, sagt die Mutter nur ein kurzes Wort, und das Kind steht gehorsam auf, sammelt den Müll ein, bringt ihn weg, und das Zimmer ist wieder blitzblank.
    Der Mann sagt, man wechsele das Land, aber nicht die Religion, ihm sei wichtig, dass die Kinder in der muslimischen Tradition aufwüchsen. Er sagt, die Deutschen sprächen zu schnell, sie seien zu schnell. Er arbeitet, mal

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