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Sie sehen aber gar nicht gut aus!

Sie sehen aber gar nicht gut aus!

Titel: Sie sehen aber gar nicht gut aus! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Strzoda
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verkündete einen ungemütlichen Vormittag auf den Straßen. Der Verkehr stand still, und die Autobahn war wegen eines Verkehrsunfalles in beiden Richtungen ge… – klack. Mit einer knappen Handbewegung unterbrach ich den Sprecher. Nach drei Krankentransporten hatten Lenny und ich Hunger auf Frühstück. Auf dem Weg zum Bäcker kämpfte ich mich durch dichten qualmenden Stadtverkehr und beobachtete Menschen, die hinter dem Steuer in ihren Autos saßen. Sie waren geblendet vom Hellweiß der Sonne, das ihre Gesichter morgengrau und müde aussehen ließ. Aufgetürmte Schneehaufen am Rande der Straße explodierten in der Sonne zu grellen Lichtkegeln und verschwammen im Vorbeifahren.
    Beim Bäcker traf ich zufällig auf Sarah, eine der Krankenschwestern aus der Notaufnahme.
    »Hallo, Christian. Hab’s leider etwas eilig. In ’ner halben Stunde muss ich in der Notaufnahme stehen. Heute ist Mittwoch, wir haben Praxisvertretung. Da rennen sie uns ab ein Uhr die Bude ein.«
    »Du hast es gut, bist um sechs wenigstens wieder zu Hause«, dachte ich und packte mein Salamibrötchen ein. Sarah blickte an mir vorbei und deutete auf unseren Rettungswagen. Lenny zeigte mir von dort mit erhobenem und sich drehendem Zeigefinger einen Notfalleinsatz an, den wir übernehmen sollten.
    »Ich hatte eh noch keinen Hunger. Verdammt. Bis später dann in der Notaufnahme.«
    Die Einsatzmeldung war komisch. Keinerlei Informationen. Nur die Aufforderung, wir sollten mal »über Draht« kommen, wenn es gehe. Was bedeutete, dass wir anrufen sollten. Ich zückte also mein Telefon und wählte den internen Helpdesk der Rettungsleitstelle an.
    »Leitstelle, Michael am Apparat.«
    »Christian, RTW 1/83/1. Wie gewünscht über Telefon. Was gibt’s denn so Geheimes?«
    »Fahrt in die Hauptstraße 44. Da hat einer in einer Zahnarztpraxis circa 20 Geiseln genommen. Mehr weiß ich leider auch noch nicht. Die Polizei organisiert die Sperrung der Hauptstraße in diesem Moment. Es rückt übrigens eine ganzes Heer an Fahrzeugen von uns an.« Klack.
    Mittlerweile war Sarah bei uns und wollte wissen, weshalb wir noch nicht losgefahren waren. »Geiselnahme – Zahnarztpraxis. Stellt euch in der Nothilfe heute mal lieber auf etwas mehr Trubel ein.«
    »Passt ja auf euch auf!«
    »Natürlich passen wir auf uns auf«, erwiderte ich. Bei dem mickrigen Gehalt konnte niemand ernsthaft von uns verlangen, dass wir auch noch unser Leben aufs Spiel setzten.
    In gebührender Entfernung, aber mit Sicht auf die Praxis stellten wir uns direkt hinter einen Streifenwagen. Der Polizist nuschelte, aber es fielen die Worte »Geiselnahme« und »Großeinsatz«.
    Der Geiselnehmer Frank hatte nach wie vor ein klares Ziel vor Augen: Er wollte sterben. Seine erste Forderung lautete daher, einen Scharfschützen auf einem der Hausdächer gegenüber zu postieren. Ein Wunsch, den ihm die Polizei ganz sicher nicht abschlagen wollte.
    Es war nun 13.30 Uhr vorbei. Lenny und ich standen noch immer an derselben Stelle, nur jetzt ohne Essen, denn das Frühstück hatten wir bereits vertilgt. Mittlerweile war auch das Spezialeinsatzkommando eingetroffen. Der Unterschied zwischen der Streifenpolizei und dem SEK ist in etwa vergleichbar mit dem zwischen bodengebundenem Rettungsdienstpersonal und dem Personal eines Rettungshubschraubers. Dazu müssen Sie wissen, dass Besatzungen von Rettungshelikoptern bei Leitstellendisponenten teilweise Helden- bis Götterstatus genießen. Über den Grund hierfür kann man nur spekulieren. Auf jeden Fall ist der Hubschrauber das etwas teurere, schnellere und schonendere Transportmittel – nicht mehr und nicht weniger. Es ist auch nicht so, dass Gott höchstpersönlich aus einem Helikopter aussteigen würde oder ein Patient ohne diese Hubschrauberbesatzung rettungslos verloren wäre. Im Gegenteil. In der Regel ist die gröbste Arbeit bereits erledigt, wenn der Drehflügler landet. Dessen Besatzung erhält im Normalfall einen komplett vorversorgten Patienten zum Transport. Kein Heiligenschein über den Köpfen von Luftrettungsassistenten und Hubschraubernotärzten. Man kann die Welt von oben sehen, und der Patient hat zudem einen Geschwindigkeitsvorteil. Sonst nichts.
    Drei hellblaue VW-Busse mit getönten Scheiben und Magnetblaulicht, dem sogenannten Kojak-Light, auf dem Dach fuhren vor. Aus jedem der Busse stiegen sechs bis an die Zähne bewaffnete Männer mit kugelsicheren Westen und warteten auf die Befehle der Führungsebene. Auf dem Dach gegenüber

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