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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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Niederkunft Bettruhe und sollte mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen. Und man muss jede Aufregung von ihr fernhalten – ihr Herz ist durch die Auszehrung geschwächt.«
    »Ich verstehe das nicht. Warum kränkelt sie so? Seit Monaten verschlechtert sich ihr Zustand immer mehr.«
    »Ich hatte nur selten Gelegenheit, Lady Regmont gründlich zu untersuchen. Sie ist sehr zurückhaltend; ich möchte sogar behaupten, äußerst zurückhaltend. Abgesehen davon scheint sie eine Neigung zur Melancholie zu haben. Stimmungen beeinflussen den Körper mehr, als wir ahnen.«
    Jess Unterlippe zitterte, doch sie kämpfte gegen ihre aufsteigenden Tränen an und nickte.
    Das Leben. So zerbrechlich. So kostbar. So kurz.
    Der Arzt nahm seinen Lohn in Empfang und ging.
    Sogleich begab sich Jessica ins Schlafzimmer ihrer Schwester, setzte sich auf die Bettkante und bemühte sich, ihr Erschrecken über die fahle Blässe von Hesters einst so rosig schimmernder Haut zu verbergen.
    Hester lächelte matt. »Du siehst mich so ernst an. Keine Angst, mir geht es gut. Ich bin nur erschöpft und habe stark unter Morgenübelkeit gelitten, aber das ist nun vorbei.«
    »Weich mir nicht aus.« Jess’ Stimme war tief und zornig. »Ich habe meinen Anteil an Totenwachen gehabt.«
    »Du hattest eine Totenwache«, entgegnete Hester trocken.
    »Eine zu viel. Wenn du meinst, ich werde das wieder tun, hast du dich getäuscht.« Jess ergriff die Hand ihrer Schwester, um ihre Worte abzumildern. »Mein Neffe oder meine Nichte strengt sich wacker an, um in dir zu wachsen, und du wirst ihm oder ihr verdammt noch mal dabei helfen!«
    »Jess …« Hesters Augen füllten sich mit Tränen. »Ich bin nicht so stark wie du.«
    »Stark? Ich bin nicht stark. Ich trinke zu viel, weil mir der Alkohol Vergessen schenkt. Ich habe den Mann, den ich liebe, weggeschickt, weil ich entsetzliche Angst habe, er könnte sonst irgendwann mich wegschicken, und das wäre unerträglich. Auf Alistairs Schiff war ein Seemann, der ein Kind misshandelte, und als ich dazwischenging, glaubte ich, ich würde ohnmächtig werden oder mich übergeben oder einnässen. Ich bin schwach und fehlerhaft und absolut nicht imstande, dir dabei zuzusehen, wie du dein Leben wegwirfst. Deshalb werde ich keine weiteren Ausreden dulden. Du wirst essen und trinken, was ich dir bringe, und in wenigen Monaten wirst du uns beide mit einem gesunden Kind belohnen, das wir lieben und nach Herzenslust verwöhnen werden.«
    Hesters grüne Augen blitzten verärgert auf. »Wie Mylady befehlen«, erwiderte sie schnippisch.
    Jess betrachtete Hesters kleinen Temperamentsausbruch als gutes Zeichen. Der heutige Tag hatte sie eine Lektion gelehrt, die sie fortan beherzigen wollte: Das Leben und das Glück waren zu kostbar, um sie wegzuwerfen. Sie würde Alistair die Zeit geben, die er brauchte, um in seiner neuen Rolle Fuß zu fassen, doch sie würde ihn nicht kampflos aufgeben. Selbst wenn es nötig wäre, Alistair, seine Mutter und Masterson in einem Raum einzusperren, damit sie ihre Zwistigkeiten endlich bereinigten, so würde sie das tun.
    Sie drückte einen Kuss auf Hesters Stirn und machte sich auf den Weg zur Köchin.
    Als Michael Alistairs Arbeitszimmer betrat, fand er ihn dabei vor, wie er über den Bauplänen für ein neues Bewässerungssystem grübelte. Er ließ den Anblick seines Freundes, mit dem er einen Großteil seiner Jugend verbracht hatte, einen Moment auf sich wirken, registrierte die Veränderungen, die das Leben fernab der Heimat in seine Züge gemeißelt hatte.
    »Du siehst fürchterlich aus«, sagte Michael angesichts der Bartstoppeln, die Alistairs Kinn und seine Wangen bedeckten, und der zerknitterten Hemdsärmel. »Und warum bist du überhaupt hier und nicht in eurem Haus?«
    Alistair blickte auf. »Nichts auf der Welt könnte mich dazu verleiten, unter demselben Dach wie Masterson zu wohnen.«
    »Ich wusste, dass du so antworten würdest.«
    »Warum fragst du dann?«
    »Um dich zu ärgern.«
    Mit einem tiefen Stöhnen, das verdächtig nach einem Knurren klang, richtete Alistair sich auf und strich sich mit der Hand durch das Haar. Michael wusste nur allzu gut, wie überwältigend diese ersten Monate für seinen Freund sein würden. Er selbst hatte erst jetzt, eineinhalb Jahre nach Benedicts Tod, endlich das Gefühl, wieder zu sich zu kommen. »Ich habe auch ohne deine Hilfe genügend Ärger.«
    »Wofür hat man denn Freunde?« Michael hob die Hand, um jeden Protest

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