Sieben Jahre Sehnsucht
fragend angehoben.
Der Butler erschien auf der Türschwelle. »Verzeihen Sie, Mylords«, sagte er. »Ihre Hoheit, die Duchess of Masterson, möchte ihre Aufwartung machen.«
Alistair gab ein ergebenes Seufzen von sich und nickte. »Führen Sie sie herein.«
Sich an den Armlehnen abstützend erhob sich Michael.
»Bleib«, sagte Alistair.
»Verzeihung?« Verwundert sah Michael seinen Freund an.
»Bitte.«
Michael sank auf seinen Stuhl zurück, um gleich darauf, als Alistairs Mutter hereinkam, erneut aufzustehen. Er lächelte, freute sich wie alle Männer über den Anblick einer schönen Frau. Im Gegensatz zu seinen Brüdern schlug Alistair ganz nach der Mutter. Beide hatten sie rabenschwarzes Haar und blaue Augen mit einem durchdringenden Blick. Beide waren elegant, verfügten über eine natürliche Sinnlichkeit und hatten einen trockenen Humor, der einen sowohl amüsieren als auch verletzen konnte.
»Mein guter Lord Tarley«, begrüßte sie ihn mit atemloser melodischer Stimme. Sie hielt ihm die Hand entgegen. »Sie sehen gut aus, viel zu attraktiv für den Seelenfrieden einer Frau.«
Formvollendet küsste Michael ihr die Hand. »Ihre Hoheit, es ist mir wie immer eine große Freude.«
»Werden Sie Treadmores Maskenball beiwohnen?«
»Wie könnte ich mir das entgehen lassen?«
»Ausgezeichnet. Wären Sie so freundlich, meinen Sohn dazu zu bewegen, diesen Ball ebenfalls zu besuchen?«
Michael blickte zu seinem Freund hinüber und schmunzelte in sich hinein, als er sah, wie Alistair mit finsterer Miene hinter seinem Schreibtisch stand, die Hände flach auf die mit Unterlagen übersäte Oberfläche gestützt.
»Mein Terminplan lässt mir keine Zeit für derartigen Unsinn«, brummte Alistair.
»Dann nimm dir die Zeit«, entgegnete die Duchess gelassen. »Die Leute beginnen schon zu reden.«
»Sollen sie ruhig reden.«
»Du bist jahrelang weg gewesen. Die Leute wollen dich sehen.«
»Nun«, bemerkte er süffisant, »dann ist ein Maskenball wohl kaum der richtige Ort, um mich zu zeigen.«
»Alistair Lucius Caulfield –«.
»Herrgott! Wann findet dieser dämliche Ball statt?«
»Am Mittwoch, also bleiben dir fünf Tage, um dir einen freien Abend im Terminkalender zu schaffen.«
»Der erste von vielen, wenn es nach dir geht«, schimpfte er.
»Ich bin stolz auf dich. Ist es ein Verbrechen, dass ich dich der Welt zeigen möchte?«
Grinsend verschränkte Michael die Arme. Es war ein seltenes Vergnügen, mit anzusehen, wie sich Alistair dem Willen eines anderen Menschen beugte.
»Ich werde gehen.« Einhalt gebietend hob er die Hand, als seine Mutter triumphierend lächelte, »wenn meine Verlobte ebenfalls kommt. Sie wird mir diesen Ball erträglich machen.«
»Deine Verlobte …« Langsam ließ sich die Duchess neben Michael in den Sessel sinken. Ein verwunderter Ausdruck glitt über ihr schönes Gesicht. »Oh, Alistair. Wer ist sie?«
»Jessica Sinclair, Lady Tarley.«
»Tarley«, wiederholte sie, zu Michael blickend.
Michael umklammerte die Enden der Armlehnen. Zorn wallte in ihm auf. »Meine Schwägerin.«
»Ja, natürlich.« Sie räusperte sich. »Ist sie nicht … älter als du, Alistair?«
»Nur unerheblich. Zwei Jahre sind wohl kaum der Rede wert.«
»Sie war längere Zeit mit Tarley verheiratet, nicht wahr?«
»Ja, mehrere Jahre. Eine in jeder Beziehung glückliche Ehe.«
Sie nickte, wirkte jedoch etwas abwesend. Michaels Zorn schwoll an. Der Duchess war es völlig gleichgültig, ob die Ehe glücklich gewesen war oder nicht, und Alistair wusste das sehr genau.
»Sie ist eine reizende junge Frau.«
»Die schönste Frau der Welt«, erwiderte Alistair, während er seine Mutter mit kaltem Raubvogelblick beobachtete. »Ich kann es kaum erwarten, dass ihr beide euch besser kennenlernt, doch Jessica zögert. Sie fürchtet, du könntest sie aufgrund von Kriterien beurteilen, die nichts damit zu tun haben, wie glücklich sie mich macht. Natürlich habe ich ihr versichert, diese Sorge sei völlig unbegründet.«
Die Duchess schluckte hart. »Natürlich.«
»Vielleicht könntest du ihr ein paar freundliche Zeilen schreiben? Das würde sie sicher ungemein erleichtern.«
Die Duchess nickte und stand auf. »Ich werde sehen, ob mir einige passende Worte einfallen.«
Michael und Alistair erhoben sich. Michael schenkte sich ein Glas Brandy ein, während Alistair seine Mutter hinausgeleitete. Die Tatsache, dass er sich versucht fühlte, so früh am Tag bereits einen Drink zu sich zu nehmen, stachelte
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