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Sieben Siegel 01 - Die Rückkehr des Hexenmeisters

Titel: Sieben Siegel 01 - Die Rückkehr des Hexenmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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herauszuhören, war sich dessen aber nicht sicher. Dann vernahm er hallende Schritte auf Stein, schließlich Stille. Seine Nackenhaare stellten sich auf, und ein eisiger Schauder lief über seinen Rücken.
    Fieberhaft überlegte er, wie er ungesehen ins Innere der Kirche gelangen könnte. Nach einigem Nachdenken entschloss er sich, das finstere Gemäuer einmal zu umrunden. Dabei entdeckte er an der Nordseite eine schmale Seitentür. Als er an der Mauer emporschaute, erkannte er, dass die Tür in den Glockenturm führte. Wie nicht anders zu erwarten, war sie abgeschlossen. Das rostige Schlüsselloch war ungemein groß, und so versuchte Chris hindurchzuschauen.
    Drinnen war es stockdunkel. Keine Formen, keine Bewegung.
    Plötzlich fragte eine Stimme durch das Holz:
    »Seid ihr schon wieder da? Sagt bloß, ihr habt euren Schlüssel verloren.« Darauf ertönte ein bitteres Lachen. Es gehörte eindeutig einer jungen Frau.
    Chris traf seine Entscheidung in Windeseile.
    »Ähem«, machte er ein wenig verlegen, »wer spricht denn da?«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann fragte die Frauenstimme überrascht:
    »Nils? Bist du das?«
    »Mein Name ist Chris. Wer sind Sie?«
    Wieder eine Pause. Dann sagte die Frau: »Kassandra Rabenson. Mir gehört der Teeladen unten im Ort. Kannst du mich hier rausholen?«
    »Wer hat Sie denn eingesperrt? Die Frauen mit den Fischen?«
    »Du hast sie gesehen?«
    »Sie sind in der Kirche. Zusammen mit den anderen.«
    »Welchen anderen?«, fragte sie alarmiert.
    Chris zögerte. »Dem Mädchen und ihren Freunden.«
    »Himmelherrgott!«, entfuhr es der Frau hinter der Tür. »Hat das Mädchen dunkelrotes Haar, fast braun?«
    Chris nickte, ehe ihm einfiel, dass die Frau ihn ja gar nicht sehen konnte. »Ja«, erwiderte er. »Ihr Name ist Kyra.«
    »Oh nein!«
    »Kennen Sie sie?«
    »Ich bin Kyras Tante.« Ihre Stimme klang jetzt zittrig und voller Sorge. Mit einem Mal wurde sie sehr hektisch. »Du hast mir noch keine Antwort gegeben: Kannst du mich rauslassen?«
    »Ich hab keinen Schlüssel.«
    »Nein«, sagte die Frau nachdenklich, »natürlich nicht.« Nach einer Pause setzte sie hinzu:
    »Gibt es da draußen irgendwas, mit dem du die Tür aufbrechen könntest?«
    Chris schaute sich suchend um. »Sieht nicht so aus.«
    Kyras Tante überlegte. »Gut, es ist dort draußen sowieso zu gefährlich für dich. Die Hexen können jeden Moment wieder auftauchen und …«
    »Hexen?«, unterbrach er sie staunend.
    »Wer sonst trägt wohl Fliegende Fische in Krokodilledertaschen spazieren, hm?«
    »Ich dachte, Hexen sind alt und bucklig. Außerdem haben sie immer schwarze Kater dabei.«
    »Nicht diese Hexen. Früher hatten sie mal Kater, aber die sind von den Fischen gefressen worden. Fliegende Fische können ziemlich eifersüchtig sein, wusstest du das nicht?«
    »Fische, die Katzen fressen?« Chris schüttelte fassungslos den Kopf. »Ich dachte immer, das sei genau umgekehrt.«
    »Es sind Hexenfische. Und Hexenkater«, sagte die Frau, so, als sei damit alles geklärt. »Hör zu, Chris … du hast doch gesagt, das ist dein Name, oder?«
    »Chris, ja. Chrysostomus Guldenmund.«
    »Wie auch immer.« Kyras Tante klang immer gehetzter. »Ich habe eine Aufgabe für dich. Du musst Kyra und die anderen retten. Oh ja, und mich, wenn du gerade dabei bist.«
    »Ich könnte die Polizei holen.«
    »In Giebelstein gibt es kein Revier. Außerdem könnte die Polizei doch nichts tun. Hier steht weit mehr auf dem Spiel als nur unser aller Leben.«
    Chris fand, dass ihrer aller Leben eigentlich eine ganze Menge war. »Was soll ich tun?«
    »Kennst du meinen Laden?«
    »Ich hab ihn im Vorbeilaufen gesehen.«
    »Gut. Du musst in mein Haus einbrechen. Ich nehme an, du hast darin keine Erfahrung, oder?«
    »Na ja, nicht wirklich …«
    »Braver Junge. Obwohl mir ein Profi-Einbrecher im Augenblick lieber wäre. Egal. Du gehst durch das schmale Tor, das auf den Hinterhof führt. Dort findest du zwei kleine Küchenfenster. Nimm ein Stück Holz vom Brennholzstapel und schlag damit die Scheibe ein.«
    »Schon mal das Wort ›Sachbeschädigung‹ gehört?«
    Die Frau lachte leise, aber es klang nicht allzu fröhlich. »Ich gebe dir hiermit die Erlaubnis, mein Fenster zu zerschlagen. Reicht das?«
    »Ich schätze schon.«
    »Du kletterst hinein, läufst die Treppe bis ganz nach oben und gehst in Kyras Zimmer. Du kannst es nicht verfehlen. Unter Kyras Bett liegt ein Buch. Sehr groß, sehr alt, sehr schwer. Das bringst du

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