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Sieben Siegel 01 - Die Rückkehr des Hexenmeisters

Titel: Sieben Siegel 01 - Die Rückkehr des Hexenmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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hierher. Auf dem Rückweg schnappst du dir in der Küche ein stabiles Messer, es müsste eines im Abwasch liegen. Alles klar?«
    »Äh, ja.«
    »Dann lauf los. Und lass dich nicht von den Hexen erwischen.«
    Chris drehte sich um und wollte sich auf den Weg machen. Dann aber blieb er doch noch einmal stehen und wandte sich zur Tür. »Nur ganz nebenbei: Was werden diese Hexen mit mir anstellen, wenn sie mich erwischen?«
    »Ich glaube nicht, dass du das wirklich wissen willst.«
    » Ich glaube schon.«
    Kyras Tante seufzte. »Sie werden dich töten. Langsam. Schmerzhaft. Wirklich widerwärtig schmerzhaft. Reicht das?«
    Chris schluckte. »Völlig.«
    »Dann beeil dich.«
    Er rannte los, erst zur Mauer, dann auf der anderen Seite um den Hügel herum. In Windeseile war er am Pfarrhaus vorbei und lief den Feldweg zur Hauptstraße hinunter.
    Bald darauf stand er vor dem Schaufenster des Teeladens. Durch einen schmalen Torbogen lief er auf den Hof. Er entdeckte die Fenster und auch das Brennholz, alles war wie beschrieben.
    Es kostete ihn einige Überwindung, tatsächlich einen Holzblock durch eine der Scheiben zu schleudern. Er fürchtete, jemand könnte von der Straße aus das Scheppern hören. Doch als das Glas dann tatsächlich auseinander krachte und als Splitterregen ins Innere der Küche prasselte, begann er, allmählich Gefallen an der Sache zu finden. Es wurde einem nicht alle Tage erlaubt, Fenster einzuschmeißen. Genau genommen war es so ziemlich das Verrückteste, das ihm je passiert war.
    Er fand das Treppenhaus auf Anhieb, und bald darauf stand er in Kyras Zimmer. Es war ein merkwürdiges Gefühl, plötzlich inmitten ihrer Sachen zu stehen. Chris hatte Kyra schließlich gerade erst kennen gelernt. Und jetzt war es, als sei er ihr ältester und engster Freund, der sogar dann in ihr Zimmer durfte, wenn sie gar nicht zu Hause war.
    Er bückte sich vor ihrem Bett und verspürte ein leichtes Kribbeln, als er die Decke beiseite schlug. Merkwürdiges Gefühl, fand er.
    Das Buch lag im Schatten unter dem Bett. Kyras Tante hatte Recht gehabt: Es war wirklich sehr groß und so schwer wie ein Stein. Chris musste es mit beiden Händen hochheben. Er keuchte, als er es die Treppe hinuntertrug und durch das offene Fenster wuchtete. Fast hätte er das Messer vergessen. Im letzten Moment fiel es ihm wieder ein, und er fand tatsächlich eines zwischen dem schmutzigen Geschirr in der Spüle. Erdbeermarmelade klebte an der Klinge.
    Der Rückweg zur Kirche dauerte angesichts seiner Last beinahe dreimal so lange wie der Hinweg. Er fragte sich, was die Frau im Turm vorhatte. Sollte er die Tür etwa mit dem Buch einschlagen? Immerhin war es schwer genug. Aber hätte er dazu nicht ebenso gut irgendein Grabkreuz nehmen können?
    Er nahm den gleichen Weg wie vorhin, und bald stand er wieder vor der verschlossenen Tür des Glockenturms.
    »Hier … bin … ich«, keuchte er atemlos.
    »Du bist klasse.«
    »Sagen Sie das Kyra.« Chris biss sich auf die Unterlippe. Er wusste selbst nicht recht, warum er das erwähnt hatte.
    »Werde ich tun«, versprach die Frau. »Leg das Buch ins Gras, aber pass auf, dass es nicht nass wird. Und dann schieb mir das Messer unter der Tür durch. Der Spalt dürfte breit genug sein.«
    Er folgte genau ihren Anweisungen, hörte, wie sie das Messer vom Boden nahm und damit an der Innenseite des Türschlosses herumhantierte. Plötzlich machte es klick, und die Tür ließ sich öffnen.
    »Hallo Chris«, sagte die Frau, als sie ins Freie trat. Chris fand, dass sie Kyra ziemlich ähnlich sah. Nur das Rot ihrer Haare war heller. Falls die Ähnlichkeit der beiden ein Anhaltspunkt dafür war, dass Kyra später einmal genauso aussehen würde, würde er dem Mädchen noch heute einen Heiratsantrag machen. Kassandra Rabenson war eine schöne Frau, auf eine viel natürlichere Weise als die aufgetakelten Hexen.
    »Sie können Schlösser mit einem Küchenmesser öffnen?«, fragte er beeindruckt. »Meine Tanten können höchstens Kuchen backen.«
    Sie lächelte. »Um ehrlich zu sein, das kann ich noch dazu. Und du solltest erst mal meine selbst gemischten Tees probieren …«
    Chris grinste verlegen, dann zeigte er auf das Buch. »Was wollen Sie mit dem alten Ding?«
    Kassandra wurde schlagartig ernst. »Leben retten, hoffe ich. Los, du trägst es. Jungen in deinem Alter sollten sich immer nützlich machen.«
    Chris verdrehte die Augen. Offenbar gab es manche Dinge, in denen alle Tanten dieser Welt einer Meinung

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