Sieben Wind
«Das werde ich tun, Tante Lucy. Ich werde euch auch immer lieben.»
Und seine Tränen wurden durch ein Lächeln abgelöst.
Die schweren Schritte wurden leichter und Sieben lief dem ausgemachten Treffpunkt entgegen.
Jetzt hatte er Gewissheit, dass Lucy nicht zusammenbrechen und verzweifeln würde und verstand, warum er gehen musste, und das gab ihm Kraft.
Als ob es noch eines Beweises bedurfte, fing der Podo an zu leuchten.
Kurze Zeit später kam er an dem abgemachten Treffpunkt an, wo auch schon Can wartete.
«Lucy?», fragte Can.
« Mach dir darüber keine Sorgen Can. Ich glaube, sie versteht es. Hast du alles?»
« Ich habe hier Lebensmittel für 25 Tage, einen Schlafsack für dich und ein paar andere Sachen.»
« Gut Can. Ich habe mir noch ein paar warme Sachen mitgenommen. Man kann ja nie wissen. Dann lass uns los. Je eher wir hier wegkommen, desto besser.»
« Und wo lang müssen wir?», fragte Can.
« In diese Richtung», antwortete Sieben und zeigte auf einen Weg, der rechts von ihnen, aus dem Wald führte.
Noch einmal blickten sich beide um, um alles in guter Erinnerung festhalten zu können.
«Denkst du, wir werden jemals wieder den Koboldwald sehen, Sieben?», fragte Can wehmütig.
«Das werden wir Can, versprochen», antworte Sieben und legte seinen linken Arm um Cans Rücken.
Aber wie konnte Sieben wirklich wissen, ob sie den Koboldwald je wieder sehen würden und wenn, ob noch alles so schön sein würde, wie sie es jetzt verlassen ? Doch wollte Sieben Can nicht entmutigen.
So gingen sie beide eine ganze Weile nebeneinander, ohne ein Wort miteinander zu sprechen, bis Can das Wort ergriff.
«Ich verstehe etwas nicht, Sieben?»
« Was denn, Can?»
« Die Frau Liviane meinte doch, dass du der bist, der uns alle retten wird, aber wenn du so wertvoll bist, warum müssen wir dann alleine in Gegenden gehen, wo wir noch nie waren? Warum kann kein Abgesandter des Königs hierherkommen, das wäre doch sicherer?»
« Hmm, gute Frage. Vielleicht darf kein Aufsehen erregt werden. Vielleicht ... ich weiß nicht, aber es hat bestimmt seinen Grund. Mach dir keinen Kopf, mein lieber Freund. Du wirst sehen, der Spuk ist schneller vorbei, als du bis drei zählen kannst … hehe … Und dann wird Zeit kommen, in der wir an einen Baum gelehnt, im Koboldwald, über diese Abenteuer sprechen und uns dabei über all die Gefahren, die wir erlebt haben, amüsieren werden. Und wer weiß, vielleicht werden wir dann auch Vieles von dem, was uns derzeit noch verschlossen ist, verstehen» sagte Sieben, um Cans Sorgen zu lindern, was jedoch nicht half seine zu nehmen, da er an einen ganz anderen Ausgang befürchtete.
Jedoch half dieses kurze Gespräch die Stille zu durchbrechen und die ernsten Mienen wichen der Redseligkeit.
«Und wer weiß Can, vielleicht werden die Sänger Qooks, dich einem Heldenlied verewigen, das wäre doch toll», sagte Sieben und piekste Can liebevoll in den Bauch.
Can lachte und antwortete: «Meinste?»
« Ja, ganz sicher. Can, der mutigste Drache auf der Welt, der Qooks rettete, ohne schwimmen oder Feuer speien zu können … haha …»
« Du Scherzkeks!», antwortete Can im frechen Ton zurück und musste laut lachen.
Sieben 's Instinkt folgend, folgten sie ihrem Weg.
Sie sprachen viel über die Ereignisse mit Frau Liviane und spekulierten darüber, was denn noch folgen würde. Can konnte seine Fantasie kaum zügeln. Er kam ins Schwärmen, als er den Part erwähnte, als Liviane meinte, dass er der Nachkomme eines berühmten Drachen war.
Er träumte schon davon, ob nicht auch sie irgendwann Helden von Sagen, Gedichten und Liedern sein würden. Aber auch Sieben schien sich immer mehr mit seiner neuen Rolle abzufinden, er erweckte jedenfalls den Anschein. Während ihrer Gespräche vermieden beide auch nur irgendetwas zu sagen, was mit Isak, Lu oder Lucy zu tun hatte. Da keiner unbeabsichtigt wollte, dass die Laune sich verschlechterte.
So verging dann auch der Tag recht flott ohne besondere Vorkommnisse.
Es war schon recht dunkel, als sie an eine kleine Wiese im Wald ankamen, die mit großen Bäumen ringsum einen guten Schutz bot.
« Ich glaube, hier können wir unser Nachtlager aufschlagen. Die Bäume haben an ihren Gipfeln recht große und dichte Blätter, die lassen bestimmt keinen Regen durch.»
« Gute Idee. Ich habe auch schon riesigen Kohldampf. Die paar Äpfel bisher sättigen doch nicht mal ein Eichhörnchen», sagte Can.
So schlugen sie das Zelt auf und aßen zu Abend.
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