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Siebenschön

Siebenschön

Titel: Siebenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Winter
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nichts fand, das ihre Abneigung gerechtfertigt hätte.
    »Kein Wunder«, hatte sie mit einem ironischen Seitenblick auf ihre Tüten entgegnet. »Immerhin hetze ich seit Stunden von einem Geschäft zum nächsten.«
    »Soll ich Ihnen tragen helfen?«
    »Nein, vielen Dank«, hatte sie geantwortet. Einen Hauch zu schnell vielleicht. »Das schaffe ich schon.«
    »Wo haben Sie denn Ihr Auto stehen?«
    Sie hatte diese an und für sich völlig harmlose Frage nicht beantwortet, sondern eilig das Thema gewechselt. Warum, konnte sie nicht sagen. Immerhin war Jan der Freund ihres Sohnes. Einer der wenigen Menschen, die je an Marlon herangekommen waren.
    Irgendwo in ihrem Rücken wurde ein Wagen angelassen.
    Dana sah sich um, doch sie konnte nichts erkennen. Sie hatte schon früh den Verdacht gehabt, dass ihr Sohn einmal homosexuell werden würde. Schon damals, als Marlon noch ein Kind gewesen war. Und doch hatte sie vieles von dem, was ihr zu denken gab, zunächst auf Marlons Verhältnis – oder vielmehr Nicht-Verhältnis – zu seinem Vater geschoben. Sie hatte sich eingeredet, dass er älteren Männern zu imponieren versuche,weil er sich von ihnen die väterliche Anerkennung erhoffe, für die Sander weder Zeit noch Lust gehabt hatte. Dass er auf der Suche nach einer männlichen Bezugsperson sei. Einem Vorbild. Doch irgendwann war ihr klar geworden, dass es nicht nur um Anerkennung ging, sondern dass mehr dahintersteckte.
    Dana seufzte, während das Motorengeräusch, das sie gehört hatte, langsam näher kam. Sie hatte kein Problem damit, dass ihr Sohn schwul war. In Zeiten wie diesen bedeutete dergleichen ja nicht einmal, dass man auf die Ausrichtung einer stilvollen Hochzeit oder auf Enkelkinder verzichten musste. Aber sie hatte sich seit je Sorgen gemacht, weil Marlon keine Kontakte in seinem Alter pflegte.
    Umso mehr hatte sie sich gefreut, als er im Sommer auf einmal diesen irrsinnig gut aussehenden jungen Mann mitgebracht hatte.
    »Mama …« Ihr Sohn hatte gestrahlt an diesem Nachmittag. Buchstäblich geleuchtet vor Glück. »Das ist Jan. … Jan, das ist Mama.«
    Doch ihre Freude über den neuen Freund ihres Sohnes hatte nicht lange vorgehalten. Im Gegenteil: Sie hatte sich schon bald danach dabei ertappt, wie sie es vermied, mit Jan Persson allein zu sein. Albern hatte sie ihre Reaktion gefunden, denn Jan tat wirklich alles, um ihr zu gefallen. Er war tadellos höflich, beantwortete all ihre – zum Teil reichlich indiskreten – Fragen, ohne mit der Wimper zu zucken. Und im Oktober hatte er sie sogar von sich aus angerufen, um ihr in aller Form und makellos herzlich zum Geburtstag zu gratulieren. Und doch war da etwas an ihm, das ihr zutiefst missfiel.
    Hast du in letzter Zeit jemand Neues kennengelernt? , flüsterte Sanders vertraute Stimme hinter ihrer Stirn. Und scheinbar ohne jeden Grund breitete sich eine dicke Gänsehaut über ihren Körper.
    Jemand, der sich vielleicht nach mir erkundigt hat?
    Nun, zumindest das hatte Jan Persson definitiv nicht getan! Mit keiner Silbe. Dana wich einen Schritt nach rechts aus, weilin diesem Augenblick das Auto an ihr vorbeiglitt. Trotzdem war sie froh, dass sich Marlons Gefühle für Jan allmählich ein wenig abzukühlen schienen. Erst neulich Abend hatte er ihr eröffnet, dass er vielleicht ein oder zwei Semester in Australien studieren wolle. Ohne Jan. Das sei auch okay so. Immerhin seien sie beide noch jung und auf der Suche und …
    Sie zuckte zusammen, als unmittelbar hinter ihr etwas zu Boden fiel. Da war jemand! Jemand, den sie nicht hatte kommen hören. Der sich im Windschatten des ausfahrenden Autos bewegt hatte. Lautlos. Und jetzt … Sie schluckte. Jetzt war er direkt hinter ihr!
    Ihre Augen suchten die Rücklichter des Wagens, der sie kurz zuvor passiert hatte. Doch der verschwand eben um die Kurve zur Ausfahrt. Verdammt!
    Sie lauschte nach Schritten, doch sie konnte nichts hören. Allerdings wagte sie auch nicht, sich umzudrehen. Also konzentrierte sie sich auf das grüne Notausgang-Schild, unter dem sie geparkt hatte und das ihr aus dem schummrigen Dunkel entgegenleuchtete. Aber war es dort nicht viel heller gewesen? Vorhin? Ihre Finger krampften sich fester um die Tüten, während ihr Blick über die niedrige Decke glitt. Und tatsächlich: Kurz vor ihrem Parkplatz schien eine der Lampen kaputt zu sein. Zerbrochenes Glas knirschte unter den Sohlen ihrer Pumps, während die stickige Luft um sie herum immer dicker zu werden schien.
    Auf der Eisbahn vor der Oper

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