Sieg der Leidenschaft
angerichtet, Bald-win eingenommen - den Knotenpunkt zwischen den Eisenbahnverbindungen Fernandina-Cedar Keys und Jacksonville-Tallahassee - und sich Vorräte der Konföderierten im Wert von einer halben Million Dollar angeeignet.
Die Verteidigungslinie der Rebellen reichte vom Ocean Pond zur Linken bis zu einem kleinen Teich südlich der strategisch wichtigen Bahnstation.
Am 20. Februar dämmerte ein kühler, sonniger Tag herauf. Staubwolken wirbelten empor, als eine Yankee-Vorhut heranmarschierte, um die Feinde in ein Scharmützel zu verwickeln. Zuversichtlich schickte Finegan seine Soldaten ins Feld, fest überzeugt, der Unionsgeneral Truman Seymour würde eine so gut gesicherte Position nicht auf breiter Front attackieren. Aber sie standen sich schon bald auf dem Schlachtfeld gegenüber - die Union mit einer Kavallerie-, drei Infanteriebrigaden und sechzehn Kanonen, die Konföderierten mit einer Kavallerie-, zwei Infanteriebrigaden und drei Geschützen. Etwa 5.500 Yankees würden gegen ungefähr 5.200 Rebellen kämpfen.
Kurz vor zwölf begannen die ersten Kavalleriescharmützel und wenig später sandte General Finegan seine Männer den Feinden entgegen, weil die Kämpfe auf einem offenen Feld stattfinden sollten, fern von seinen Verteidigungslinien.
Es dauerte nicht lange, bis die Militärärzte zu arbeiten begannen. Von oben bis unten mit Blut bespritzt, assistierte Tia ihrem Bruder. Die Sanitäter, die Verletzte vom Schlachtfeld ins Lazarett transportierten, erstatteten regelmäßig Bericht über den Verlauf der Kämpfe. In der Rebellenlinie flankierte die Kavallerie die Infanterie, während Seymour seine Artillerie in der Mitte und die Infanterie zu beiden Seiten postiert hatte. Diese Aufstellung sollte ihm zum Verhängnis werden.
Das linke Bein von einem Schrapnell durchlöchert, wurde ein Soldat ins Lazarett getragen. Trotz seiner
Schmerzen grinste er. »O Ma'am, Sie sollten sehen, was da draußen passiert!«, strahlte er an Tia gerichtet.
»Ich fürchte, hier drin sehe ich schon genug«, erwiderte sie und durchschnitt das Hosenbein, um die Wunden freizulegen. Zwischen den Kiefern krachte ein Geschütz, viel zu nahe beim Lazarett. Sie zuckte nur kurz zusammen, zog aber nicht einmal den Kopf zwischen die Schultern.
»Aber wir kämpfen um den Sieg, Ma'am! Die Yankees sind so verwirrt, dass sie auf ihre eigenen Leute feuern.«
»Gewinnen wir die Schlacht?«, fragte Tia erstaunt.
»O ja, Ma'am, wir und die Georgia-Jungs. Aus Virginia und Tennessee hören wir so viele traurige Nachrichten - da gehen uns die Vorräte und Streitkräfte aus. Aber hier siegen wir und die Yankees werden unsere Hauptstadt Tallahassee sicher nicht erobern.«
»Hoffentlich nicht.« Jetzt sah sie das Schrapnell im Bein des Soldaten. Viel zu dicht neben einer Arterie steckte ein großer Splitter. »Dieser Mann kommt als Nächster dran!«, erklärte sie einem Sanitäter und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. Dann spähte sie zwischen zwei Segeltuchplanen in einen abgeteilten Raum, wo Julian seine Operationen durchführte. Soeben wurde ein junger Mann vom Operationstisch gehoben.
Schon oft hatte ihr Bruder Arme und Beine gerettet. Diesmal war es ihm nicht gelungen. Im Lauf des Tages musste er noch weitere Amputationen vornehmen und die Männer, die unters Messer kamen, schrien ohrenbetäubend. Mehrere Militärärzte arbeiteten im Lazarett, von einigen Krankenschwester - Offiziers- und Soldatenfrauen - tapfer unterstützt. In einer der Pflegerinnen glaubte Tia eine Prostituierte zu erkennen, die den Rebellen von einem Camp zum anderen gefolgt war.
»Das kann ich genauso gut wie Sie, Ma'am«, erklärte sie Tia herausfordernd. »Also gehöre ich hierher.«
»Natürlich, Sie leisten ausgezeichnete Arbeit.« Da lächelte die Frau. Vielleicht unbeabsichtigt, hatte Tia eine Freundin gewonnen.
Traurig beobachtete Julian, wie sein letzter Patient vom Operationstisch gehoben wurde. Der junge Mann hatte sein halbes linkes Bein verloren. Nun brachten ihn die Sanitäter zu einem Krankenwagen mit Maultiergespann, der ihn nach Süden in ein von den Konföderierten besetztes Gebiet bringen würde, in ein Lazarett mit besseren medizinischen Möglichkeiten.
»Haben wir genug Morphium?«, fragte Tia ihren Bruder.
»Das weiß nur Gott«, antwortete er, während er auf den nächsten Patienten wartete - den Soldaten mit dem Schrapnell im Bein. Ein anderer Arzt rief um Hilfe und Tia eilte zu ihm. Aus der durchtrennten Arterie eines
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