Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
Menschen zu leben, die ich hätte retten können.
Ich fütterte Adam und als er mich leise anknurrte, aß ich auch selbst etwas. Ich musste meine Stärke bewahren. Wenn vier Menschen gestorben waren, um mir die Chance zu geben, Flussteufel zu töten, war es keine Alternative, zu versagen, weil ich nichts gegessen hatte.
Ungefähr um fünf Uhr morgens, als das erste Licht der Dämmerung den Himmel erhellte, stiegen Adam und ich in den Truck und fuhren nach Stonehenge. Ohne Adam, um mich zu unterhalten, und ohne etwas zu tun, hätte ich uns beide in den Wahnsinn getrieben, wären wir auf dem Campingplatz geblieben. Stonehenge musste aufgeräumt werden. Das konnte ich tun und Jim und Calvin damit viel Arbeit ersparen.
Es war fast zwei Uhr gewesen, als wir die Zeremonie
beendet hatten, und Jim hatte ausgesehen wie ein Mann, den man bis an die Grenze getrieben hatte. Aber er und Calvin kamen ungefähr zehn Minuten, nachdem ich endlich den Hocker gefunden hatte, den ich brauchte, um die Kerzen von den Monolithen zu holen. Klimmzüge an fünfundvierzig Monolithen (ich hatte sie gezählt, während ich darüber nachdachte, wie ich die Kerzen runterbekommen sollte) waren mir als etwas zu anstrengend erschienen, wenn ich später noch ein Monster töten sollte.
Calvin winkte mir zu und sprang auf die Ladefläche des Trucks, um zwei Kisten zu holen. Er sprang wieder herunter und trottete zu uns, während Jim aus dem Truck ausstieg und die Tür zuschlug.
»Hey«, sagte Calvin. »Habe nicht erwartet …« Er sah Adam und blieb wie angewurzelt stehen. »Ähm. Was ist mit ihm los?«
Im hellen Tageslicht sind sogar glückliche Werwölfe furchteinflößend, wenn die Augen einem das zeigten, was sie wirklich waren. Und Adam war kein glücklicher Werwolf.
»Wolf hat ihm den Biss übelgenommen«, erklärte ich. »Also kann Adam sich im Moment nicht in einen Menschen zurückverwandeln.«
»Verdammt«, meinte Calvin. »Das stinkt – und ihr seid in den Flitterwochen.« Dann lief sein Gesicht rot an.
Aber das war nicht der Grund, warum Adam so gereizt war. Ich hatte ihm von Kojotes Schwestern erzählt, nachdem Kojote verschwunden war. Und hatte ihm sehr leise zugeflüstert, wie der Plan aussah, um das Monster zu töten. Adam konnte nicht reden, um mir zu sagen, was er von dem Plan hielt. Ich wusste, dass er verstand, dass es der
beste Plan war, den wir finden konnten. Ich wusste aber auch, dass er ihm nicht gefiel. Überhaupt nicht. Erstaunlich, was Körpersprache alles vermitteln kann.
»Kojote ist sich sicher, dass es nur vorübergehend ist«, sagte ich und holte die nächste Kerze herunter, während Calvin anfing, sie in die Kiste zu packen, die er mitgebracht hatte. Die Kisten waren wie die, die Umzugsunternehmen für Gläser verwenden, mit Pappeinlegern, so dass jede Kerze ihren eigenen kleinen Bereich hatte. »Schau ihm nur nicht in die Augen, okay?«
Es kostete uns ungefähr eineinhalb Stunden, um so aufzuräumen, dass es wieder aussah wie vorher. Am schwierigsten war es, den groben dunklen Kies zwischen den feineren weißen Steinen herauszuholen.
»Du hättest ein Sperrholzbrett verwenden können«, meinte ich zu Jim, der auf dem Altar saß und Calvin und mich kritisierte, während wir einen Stein nach dem anderen aufhoben und in eine Schubkarre warfen.
»Nein«, sagte er. »Hätte ich nicht. Das Feuer musste auf der Erde ruhen. Selbst der Kies war schon ein wenig gemogelt.«
»Das nächste Mal.« Selbst Calvin der immer Fröhliche wurde langsam mürrisch. »Ich stimme dafür, dass wir das nächste Mal das Feuer auf der Erde machen. Ich werde es hinterher ausgraben und frischen Kies über der Stelle verteilen.«
Jim grunzte. »Das ist noch mehr Arbeit. Wir haben es ein paar Jahre so gemacht, bis ich mir das hier ausgedacht habe.«
»Was ist mit einem Jutesack?«, fragte ich. »Etwas Durchlässiges, aber nicht so grob Gewebtes, dass der große
Kies durchfallen kann. Oder du verwendest Kies, der sich besser in den einfügt, der bereits da ist.«
»Könnte funktionieren«, stimmte Jim zu. »Aber was mache ich dann, um meinen Lehrling beschäftigt zu halten? Ich nehme an, ich könnte das tun, was mein Lehrer getan hat und ihm Perlenstickerei beibringen.«
»Ich sammle Kies auf, Onkel, vielen Dank«, sagte Calvin kleinlaut.
Der Medizinmann lachte. »Ich hatte mir schon gedacht, dass du es so sehen würdest.«
Ich hielt an der Tankstelle in Biggs an und kaufte zwei Eis am Stiel – Banane und Erdbeere – und ein
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