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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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verschwundenen Kinder herauf.
    Sein persönlicher Schatten Jelena blieb auf dem Asphaltweg stehen. Sie hatte dieses Kunstwerk ausgewählt, weil es besonders ergreifend war. Zuvor hatte sie die Zone mit einem
Dosimeter durchstreift und sich vergewissert, dass die Strahlung hier ungefährlich war.
    Heute Abend ging es vor allem darum, eine gute Show abzuliefern.
    Nicolas legte eine Hand auf die Wand. Er zeichnete den Umriss der Kinder nach. Dann drückte er sich den Handrücken kurz aufs Auge. Jelena hatte ein paar Tropfen Ammoniak auf den Sakkoärmel geträufelt. Der beißende Geruch sorgte für die erforderlichen Tränen.
    Er wandte sich den Kameras zu, die Hand auf die Wange eines Schattenkindes gelegt. »Das ist der Grund, weshalb wir den Wandel brauchen«, sagte er und machte eine weit ausholende Geste mit dem Arm. »Wer vermag diese verwüstete Landschaft anzuschauen, ohne zu erkennen, dass unser großes Land in eine neue Ära aufbrechen muss? Wir müssen dies alles hinter uns lassen - und dürfen doch niemals vergessen.«
    Er wischte sich über die Wange und setzte eine energische Miene auf - ein paar Tränen gingen in Ordnung, doch schließlich wollte er nicht als Schwächling dastehen. Mit knurrender Stimme sprach er in die Mikrofone. »Schaut euch diese Stadt an! Was der Mensch zerstört hat, eignet die Natur sich an. Manche Leute haben diesen Ort als Tschernobyls Garten Eden bezeichnet. Ist das nicht ein hübscher Wald, der die Stadt zurückerobert hat? Hier singen Vögel. Es gibt Rehe in Hülle und Fülle. Aber man darf nicht vergessen, dass auch die Wölfe zurückgekehrt sind.«
    Er blickte zum Horizont, der sich allmählich verfinsterte. »All die Schönheit darf uns nicht täuschen. Das ist immer noch ein radioaktiver Garten. Wir alle mussten zwei militärische Checkpoints passieren, um die dreißig Kilometer durchmessende Sperrzone betreten zu dürfen. Wir alle sind an den zweitausend Fahrzeugen vorbeigekommen, die eingesetzt wurden,
um das radioaktive Feuer von Tschernobyl zu löschen. An Löschfahrzeugen, Flugzeugen, Krankenwagen, die noch immer so stark strahlen, dass es verboten ist, sich ihnen zu nähern. Wir alle sind mit Dosimetern ausgerüstet. Also lassen wir uns nicht täuschen. Die Natur ist zurückgekehrt, doch sie wird noch über viele Generationen hinweg zu leiden haben. Was gesund und lebenskräftig scheint, ist in Wahrheit krank. Das ist keine Neugeburt, sondern nur eine trügerische Hoffnung. Wenn wir eine wahre Wiedergeburt wollen, eine Wiederauferstehung, müssen wir uns neu orientieren und uns neue Ziele setzen.«
    Er wandte sich wieder den Schattenkindern zu und schüttelte den Kopf.
    »Wie könnte es auch anders sein?«, schloss er traurig.
    Auf der Straße klatschte jemand.
    Nicolas, der das Gesicht von den Kameras abgewendet hatte, lächelte. Während seine nachdenkliche und entschlossene Pose fotografiert wurde, überdeckte sein Schatten die Umrisse der Kinder. Nach einer Weile wandte er sich ab und ging zur Straße.
    Er spazierte zurück zum Hotel. Jelena folgte ihm. Als sie um eine Ecke bogen, bemerkte er, dass vor dem Polissia großer Auftrieb herrschte. Vor dem Eingang hatte eine schwarze Stretchlimousine gehalten, die umringt war von einer kleinen Flotte kugelsicherer Personenwagen. Männer in dunklen Anzügen sprangen heraus und bildeten eine undurchdringliche Absperrkette. Der hohe Politiker stieg aus und hob den Arm zum Gruß.
    Die Silhouette war unverkennbar.
    Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
    Er war hergekommen, um mit Russland einen wichtigen Atomvertrag zu unterzeichnen.
    Das war der Hauptgrund, weshalb man in Prypjat aufgeräumt hatte.

    Nicolas, der im Hintergrund bleiben wollte, wartete, bis alle in der Hotellobby verschwunden waren. Als der Weg frei war, ging er weiter.
    Alles war bereit.
    Er blickte sich zum Kraftwerk um, hinter dem die Sonne im Dunst versank.
    Morgen um diese Zeit würde ein neues Zeitalter anbrechen.

17:49 Südural
    MONK STAND AUF einer Hügelkette und schaute in die Ferne. Die Sonne würde bald untergehen, und das Tal lag in tiefem Schatten.
    »Müssen wir da durch?«, fragte er. »Können wir das Tal nicht umgehen?«
    Konstantin faltete die Landkarte zusammen. »Das wären mehrere hundert Kilometer, und wir würden Tage brauchen. Bis zum Bergwerk am anderen Ufer des Karatschai-Sees, zu dem wir wollen, sind es nur zwanzig Kilometer, wenn wir hier weitergehen.«
    Monk blickte auf das sumpfige Tal nieder. Der Fluss, in dem

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