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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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flüchteten in alle Richtungen. In dem Durcheinander wurde Elizabeth von den vorbeirennenden Menschen angerempelt und von der Gruppe getrennt. Orientierungslos suchte sie den Anschluss.
    Wie Falken stießen die Helikopter aufs Dorf nieder, dann verteilten sie sich und näherten sich aus verschiedenen Richtungen. Als Elizabeth nach oben schaute, stolperte sie, doch ein kräftiger Arm fing sie auf. Kowalski fasste sie um die Hüfte, stellte sie auf die Beine und drängte sie, sich zu beeilen.
    »Renn schon, Babe.«
    Er bahnte ihr einen Weg durchs Chaos, ein Fels in der Brandung.
    Am Dorfrand angelangt, verharrten die Helikopter in der Schwebe. Aus den Seitentüren fielen Seile herab. Noch ehe sie den Boden berührten, glitten dunkle Gestalten in Kampfmontur daran herunter.
    Sie würden es nicht mehr bis zum Wagen schaffen.

18:38 Prypjat, Ukraine
    NICOLAS KLAPPTE DAS Handy zu. Ein Problem weniger, über das er sich den Kopf zerbrechen musste . Er schritt über den Gang zum Festsaal. Er vernahm leise Musik, eine russische Komposition aus dem neunzehnten Jahrhundert. »Snegurotschka«, das Schneemädchen.
    Er streifte mit der flachen Hand über seinen Smoking. Während die anderen Haute Couture trugen, hatte er seinen
Anzug in Mailand erworben, ein Einknopfkaschmirsakko von Brioni mit steigendem Revers und Schalkragen. Es war klassisch und elegant, und er hatte es deshalb ausgewählt, weil der Herzog von Windsor solche Anzüge in den Dreißiger- und Vierzigerjahren getragen hatte. Der etwas altmodische Look der Jacke passte hervorragend zu Nicolas’ Rhetorik, doch er hatte einen modischen Akzent gesetzt und die traditionelle Fliege - die sich ohnehin nicht mit seinem getrimmten Bart vertrug - durch ein kariertes Seidentuch ersetzt, verziert mit einem in russisches Silber gefassten Diamanten.
    Sich seiner beeindruckenden Erscheinung bewusst, betrat er den Ballsaal.
    Der neue Marmorboden funkelte im Licht eines Dutzends Baccara-Kristallleuchter, ein großzügiges Geschenk der Firma. Die Tische waren um die leere Tanzfläche herum gruppiert. Der eigentliche Tanz hatte jedoch schon begonnen. Bewegt von politischen Unterströmungen, wogten die Gäste durcheinander, wetteiferten miteinander um das richtige Kopfnicken, ein kurzes Vieraugengespräch mit einem Mächtigen, eine geflüsterte Abmachung.
    Der russische Premierminister und der amerikanische Präsident waren besonders umschwärmt. Beide buhlten um Unterstützung im Hinblick auf den Umgang mit Staaten, von denen eine atomare Bedrohung ausging. Im Anschluss an die Feierlichkeiten war in Sankt Petersburg ein wichtiges Gipfeltreffen anberaumt. Die Versiegelung des Reaktorblocks von Tschernobyl war der symbolische Auftakt des Treffens.
    Nicolas blickte zu den beiden Politikern hinüber, die von einer Menschentraube umringt waren. Er beabsichtigte, sich mitten ins Gewühl zu stürzen. Da er sich als Fürsprecher der Nuklearreform wachsender Beliebtheit erfreute, würde die Menge sich bereitwillig vor ihm teilen.

    Er wollte den beiden Männern, die er töten wollte, vorher wenigstens die Hand schütteln.
    Zuvor aber ging er zu Jelena hinüber. Sie stand an einem der Bogenfenster. Fenster und Frau waren von schwerer Seide eingerahmt. In ihrem schwarzen Kleid, das an ihrem schlanken Körper wie Öl hinunterfloss, war sie eine beeindruckende Erscheinung, ein zum Leben erwachtes Hollywoodidol. In der Hand hielt sie ein Sektglas, als hätte sie es vergessen. Sie blickte in die Dunkelheit hinaus.
    Er trat neben sie.
    Am Horizont, jenseits der verfallenen Stadt, funkelten helle Lichter. Die Arbeiter würden die ganze Nacht durcharbeiten, damit morgen die Tribüne fertig wäre und die Installation des neuen Sarkophags glatt über die Bühne gehen konnte. Die ganze Welt würde das Ereignis verfolgen.
    Er berührte Jelena am Arm.
    Sie zuckte nicht zusammen, denn im Fenster hatte sie sein Spiegelbild längst ausgemacht.
    Sein sinnlicher weiblicher Rasputin.
    »Es ist fast schon gelaufen«, sagte er dicht an ihrem Ohr.
    Seinem Informanten zufolge waren die Sprengladungen bereits angebracht. Nichts konnte sie mehr aufhalten.

20:40 Punjab, Indien
    NOCH EHE GRAY den Dorfrand erreicht hatte, fielen die ersten Schüsse. Es wurde laut geschrien. Die Helikopter knatterten in der Luft. Er drückte sich flach an eine Steinmauer. Der Mercedes stand hinter den Feuern am Rande des Lichtkreises.

    Ein Soldat in schwarzer Uniform rannte mit angelegtem Sturmgewehr vorbei. Andere hatten bereits rund

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