Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
an. Sie zog die Carabinieri-Marke aus der Tasche, hielt sie dem zweiten Fahrer vor die Nase und rief etwas auf Italienisch. Der Mann machte Platz.
Gray richtete die Maschine auf und schwang das Bein über den Sitz. Kowalski wusste nicht, was er tun sollte. Seichan klopfte hinter sich auf den Ledersitz.
»Das soll wohl ein Scherz sein«, sagte er. »Scheiße, ich mach nicht mehr den Beifahrer, kommt gar nicht infrage.«
Seichan hielt immer noch die Sig Sauer in der Hand. Sie warf sie hoch, fing sie am Lauf auf und reichte sie mit dem Griff voran Kowalski, denn sie konnte nicht gleichzeitig fahren und schießen.
Dem Angebot konnte Kowalski ebenso wenig widerstehen wie ein Hund dem Knochen. Er nahm die Waffe und stieg hinter Seichan auf. »So ist es schon besser.«
Während in der Ferne Polizeisirenen gellten, fuhren sie los. Gray setzte sich an die Spitze. Er schlängelte sich durch den Verkehr, wich den Wagen und Fahrrädern aus. Rachel rief ihm Anweisungen ins Ohr und dirigierte ihn zu den Durchgangsstraßen, wo der Verkehr flüssiger lief. Allmählich kamen sie schneller voran.
Weit aber kamen sie nicht.
Als hinter ihnen Bremsen quietschten, wandte Gray den Kopf.
Ein schwarzer Lamborghini schoss mit qualmenden Reifen aus einer Nebenstraße hervor und raste auf Seichan und Kowalski zu. Ein Mann in schwarzer Lederjacke lehnte sich aus dem Beifahrerfenster des Sportwagens und legte eine dickläufige Waffe an. Er zielte auf das Motorrad.
Gray kannte die Waffe – ein M32 Granatwerfer.
Seichan kannte sie ebenfalls.
Sie duckte sich und gab Gas, doch in dem dichten Verkehr konnte sie nirgendwohin ausweichen.
Der Schütze zielte auf sein Opfer.
2:22 Washington, D. C.
MONK WARTETE ZUSAMMEN mit Kat in ihrem Büro in der Sigma-Zentrale. Sie lagen nebeneinander auf einem Ledersofa. Monk hielt Kat zärtlich in den Armen, schwelgte in der Wärme und Weichheit ihres Körpers. In der Zentrale gab es zwar mehrere Schlafgelegenheiten, doch solange sie nicht wussten, wie es Gray ergangen war, würden sie keinen Schlaf finden.
»Ich hätte ihn begleiten sollen«, murmelte Monk.
»Kowalski ist bei ihm.«
Monk blickte sie vorwurfsvoll an.
»Okay«, räumte sie ein. »Das könnte alles noch schlimmer machen. Aber wir wissen nicht, ob überhaupt etwas schiefgegangen ist.«
»Er geht nicht ans Telefon.«
Kat schmiegte sich an ihn. »Er wollte sich mit Rachel treffen«, meinte sie und hob vielsagend eine Braue.
Monk nahm ihr die Erklärung nicht ab.
Das Schweigen dehnte sich, und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Painter setzte nach wie vor alle Hebel in Bewegung, um herauszufinden, was in Rom vorging. Kat hatte weitere Nachforschungen zu der Bombenexplosion im Vatikan angestellt. Jeden Moment musste ein ausführlicher Bericht von Interpol eintreffen. Dies war die Ruhe vor dem Sturm. Gleichwohl genoss Monk die Atempause in vollen Zügen.
Er legte Kat die Hand auf den Bauch. Sie legte ihre Hand auf seine. Sie verschränkten die Finger.
»Ist es falsch, auf einen Jungen zu hoffen?«, sagte er.
Mit der anderen Hand boxte sie ihn halbherzig gegen das Bein. »Ja . . .«
Monk drückte sie fester an sich und sagte: »Aber ein Junge . . .
mit dem könnte ich Fangen und Basketball spielen, angeln gehen . . . «
Kat wand sich, dann seufzte sie und schmiegte sich an ihn. »Das alles kannst du auch mit einer Tochter machen, du sexistischer Schuft.«
»Hast du mich gerade sexy Schuft genannt?«
» Sexist . . . ach, vergiss es.«
Er küsste sie auf die Lippen. »Sexy gefällt mir besser.«
Sie murmelte etwas an seinem Mund. Monk verstand nicht, was sie sagte, doch nach einer Weile setzte zufriedene Stille ein. Ein Klopfen an der Tür unterbrach die Idylle. Sie lösten sich voneinander und setzten sich auf. Kat erhob sich, strich ihr Kostüm glatt und ging zur Tür. Sie funkelte Monk an, als wäre er allein schuld daran, dass es zerknittert war.
Kat öffnete die Tür und stand Painter gegenüber.
»Direktor …«
Painter zeigte in den Flur hinein und fiel ihr ins Wort. »Ich bin gerade unterwegs zur Satellitenüberwachung. In Rom gibt es Probleme.«
Monk erhob sich ebenfalls. »Gray?«
»Wer sonst?« Painter setzte sich in Bewegung.
8:21 Rom, Italien
DER LAMBORGHINI RASTE direkt auf das zweite Motorrad zu. Gray konnte nichts tun.
In dem Moment, als der Angreifer seine Waffe abfeuerte, nahm Kowalski den Wagen unter Feuer. Die Windschutzscheibe zersplitterte. Der Wagen schleuderte leicht – das reichte aus, um
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