Silberband 001 - Die Dritte Macht
gesagt, nicht daran. Wenn es uns gelingt, einen Stollen genügend tief und weit vorzutreiben, so
daß wir genau unter den Stützpunkt gelangen, sollte mit einer einzigen Atomexplosion der ganze
Spuk beendet werden können. Das ist mein Plan. Ich habe Sie rufen lassen, um mit Ihnen die
Durchführung zu beraten, denn dazu gehört die Bereitschaft aller Großmächte. In erster Linie der
AF, weil wir auf deren Gebiet operieren müssen.«
Klein sah seine beiden neuen Freunde an. Er hatte Mühe, sein Entsetzen zu verbergen. Er mußte
aufpassen, daß er sich nicht verriet. Mercant war ein Mann, der schnell mißtrauisch wurde. Auch
jetzt ruhten Mercants Blicke nachdenklich auf Klein, als er sagte:
»Wenn der Plan gelingt, bedeutet er das Ende einer Furcht, die uns zu Freunden machte. Ich
weiß, daß es Menschen gibt, die diese Furcht begrüßen. Ihnen ist die Angst vor Rhodan lieber als
das ständige Grauen vor dem Atomkrieg und dem damit verbundenen Weltuntergang. Ich kenne sogar
einige dieser Menschen. Vielleicht teile ich sogar ihre Ansicht – aber unsere Pflicht ist
und bleibt es, Rhodan auszuschalten. Denn eine Gefahr, der wir nicht begegnen können, bedroht
unsere Existenz. Habe ich mich klar genug ausgedrückt, Captain Klein?«
Sieben Augenpaare blickten auf den Agenten, der den Boden unter den Füßen schwanken spürte.
Mercant konnte doch nicht wissen …
»Ich verstehe Sie nicht, Mister Mercant.«
Mercant lächelte freundlich.
»Natürlich verstehen Sie, Klein. Sehr gut sogar. Und glauben Sie nur nicht, daß ich Ihrer
ehrlichen Motive wegen über strafbare Handlungen hinwegsehen kann. Sie werden eine Aufgabe
erhalten, mit deren Durchführung Sie beweisen werden, daß Befehle für Sie wichtiger sind als Ihre
persönliche Meinung. Im übrigen gilt für Kosnow und Li dasselbe.«
Kosselow brauste auf.
»Für meinen Mann lege ich die Hand ins Feuer!«
»Verbrennen Sie sich nicht«, riet Mercant gelassen.
»Sie haben keine Beweise.«
»Aber einen untrüglichen Instinkt.«
Das stimmte nur zu genau. Klein wußte, daß Mercant in dieser Hinsicht bei seinen Mitarbeitern
gefürchtet war. Bei Verhören benötigte Mercant niemals einen Lügendetektor; er vermochte stets zu
erkennen, ob der Befragte die Wahrheit sprach oder nicht. Es gab sogar Agenten, die allen Ernstes
behaupteten, Mercant könne Gedanken lesen.
Mao-Tsen mischte sich ein.
»Wir sind zusammengetroffen, um den Angriff gegen Rhodan auszuarbeiten, nicht aber, um unsere
besten Agenten anzuklagen. Was Sie mit Ihrem Mann tun, ist mir gleich, Mercant. Leutnant Li
lassen Sie besser aus dem Spiel. Er genießt mein vollstes Vertrauen. Und nun, schlage ich vor,
beginnen wir mit der Ausarbeitung der Einzelheiten.«
»Darum sind wir hier«, nickte Mercant und zog ein Papier aus der Tasche, das er vor sich auf
dem Tisch ausbreitete. Die Köpfe der anderen Männer beugten sich vor. »Sie sehen hier die genaue
Lage von Rhodans Stützpunkt in der Gobiwüste. Der Kreis bedeutet den Umfang der Energieglocke.
Wie Sie sehen, ist jetzt sogar ein Teil des Sees davon überlagert. Allein hier wäre bereits eine
Möglichkeit, mit einem Tauchgerät die Glocke zu umgehen. Man taucht einfach unter ihr hinweg.
Aber es hilft uns nicht weiter, wenn wir einige Agenten innerhalb der Glocke haben; wir wissen
ja, über welche Waffen Rhodan verfügt. Nein, nur radikales Vorgehen sichert uns den Erfolg. Ich
habe mit Oberst Cretcher alles durchgesprochen; vielleicht ist es besser, er legt Ihnen seine
Ansichten selbst dar.«
Der Oberst nickte kurz. Er zog die Karte zu sich heran und legte die Hand auf eine Stelle
nördlich des Kreises.
»In dieser Gegend, etwa zwei Kilometer vor der Energiemauer, erheben sich einige flache Hügel.
Sie fallen nach Norden steiler ab. Dieser Abhang bietet sich uns als Ausgangspunkt für einen
Stollen an, denn er kann von den beiden Raumschiffen aus nicht eingesehen werden. Wir müßten
diesen Stollen sieben Kilometer vortreiben, bis wir genau unter dem Zentrum des Stützpunkts
wären. Die Tiefe muß mindestens fünfhundert Meter betragen, um die Gefahr einer Entdeckung durch
Horchgeräte auf ein Mindestmaß zu beschränken.«
Kosselow und Mao-Tsen sahen sich an. In ihren Augen war Verwunderung und Anerkennung zugleich.
Generalleutnant Tai-Tiang zeigte auf die Karte und nickte.
»Ich kenne die Hügel sehr genau, denn in ihrem Schutz liegt mein Gefechtsstand. Sie meinen
also, die Nordhügel seien der beste
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