Silberband 007 - Atlan
jungen Mann. Die Robotkontrolle vor dem nach unten führenden
Schnellift bemerkte ich kaum. Ich dachte nur noch an die Abmessungen dieses Schiffes, das eben in
den Raum geschossen war. Fünfzehnhundert Meter. Das hatte ich noch nicht gesehen. Ich mußte mich
beherrschen, um nicht zu fragen, ob dieser Raumriese auf der Erde gebaut worden war.
Natürlich war er das. Es gab kaum eine andere Möglichkeit. Ich war zutiefst verwirrt,
insgeheim ungläubig und stets bereit, an eine genial arrangierte Täuschung zu glauben.
Wieder und wieder sagte mir meine Logik, daß Rhodan seit 1984 ganze 56 Jahre lang Zeit gehabt
hatte, um in aller Ruhe aufbauen zu können.
Ich haderte mit dem Schicksal, das mich die wichtigsten Entwicklungsjahre hatte verschlafen
lassen.
Dann war da noch etwas, das mich mit brennender Neugier erfüllte. Wie alt war Perry Rhodan
eigentlich? Wenn er hier und da auf den Bildschirmen erschien, wirkte er wie ein sportgestählter
Enddreißiger.
Das war natürlich Maske, mußte Maske sein. Meine Nachforschungen bei Professor Steinemann
hatten ergeben, daß Perry Rhodan am 8.6.1936 geboren wurde.
Demnach stand er jetzt kurz vor Vollendung seines 104. Lebensjahrs. Wenn er sich mit Hilfe der
arkonidischen Biologie noch einigermaßen frisch erhalten hatte, so war er trotzdem ein alter und
verbrauchter Mann. Ich gab ihm noch zehn weitere Jahre bei äußerster Schonung.
Die nüchterne Rechnung sagte aus, daß Rhodan allen Grund hatte, so zurückgezogen wie nur
möglich zu leben. Ein Mann von 104 Jahren kann nicht mehr frisch und elastisch sein, weder
geistig noch körperlich.
Ich lächelte still vor mich hin. Die Enzyklopaedia Terrania hatte über dieses schicksalhafte
Problem keine Auskunft gegeben. Man ließ die breite Masse im Glauben, Perry Rhodan sei ein
Wunderkind der Schöpfung. Hier und da munkelte man sogar von einer relativen Unsterblichkeit, was natürlich völlig unsinnig sein mußte.
Ich schreckte aus meinen Gedanken auf. Tombe Gmuna hatte mich angesprochen. »Sie haben die
Originaldiplome doch dabei, Doc?«
»Wie? Ja, natürlich. Ist das die Personal-Erfassungsabteilung?«
»Nein. Erst kommt die Solare Abwehr an die Reihe.«
Er lächelte mich unschuldig an, doch seine dunklen Augen prüften. Ich zeigte jene leichte
Unruhe, die unbescholtene Menschen immer befällt, wenn sie unverhofft mit den Hütern des Gesetzes
in Berührung kommen.
»Auch das noch«, bemerkte ich. »Also gut, gehen wir. Haben Sie auch daran gedacht, daß ein
Mann von meiner Größe gelegentlich Hunger haben kann? Die Reise war etwas anstrengend.«
Gmuna lachte. Sein beruflicher Argwohn schien sich gelegt zu haben.
Ich schritt durch die aufgleitenden Türen. Wenn man mich jetzt vor ein ganz simples
Röntgengerät stellte, war es vorbei.
Es war der unbekannte Faktor in meiner Rechnung. Mein Psychostrahler befand sich
selbstverständlich in meinem Separatgepäck, das ich längst in Terrania stationiert hatte. Ich
hatte es nicht riskieren können, schon bei meinem ersten Auftauchen mit einer ungewöhnlichen
Waffe zu erscheinen.
Demnach war ich hilflos. Ich mußte mich darauf verlassen, daß die fraglos stattfindende
ärztliche Untersuchung nicht augenblicklich nach meiner Ankunft erfolgen würde. Wenn sie mir nur
einen Tag Zeit gaben, standen meine Chancen wesentlich besser.
Meine Spezialausrüstung lagerte in einem Automatenschließfach der Stadt. Das normale Gepäck
befand sich noch in San Francisco. Ich hatte alles gut überlegt, nur durfte der Zufall nicht gar
zu ungnädig sein.
Ich machte mich darauf gefaßt, in aller Kürze vor einem Mutanten zu stehen. Wenn man einen
einsetzte, so konnte es sich nur um einen Telepathen handeln. Obwohl ich davon überzeugt war, daß
Rhodan diese Spezialisten für Sonderaufgaben im Raum verwendete, bestand immerhin die
Möglichkeit, daß man mich testen ließ. Für einen solchen Fall war ich gerüstet. Mein Monoschirm
ließ nur das durch, was ich bekanntgeben wollte.
Also war ich Dr. Skörld Gonardson, der noch niemals mit der Besatzung eines Fischerei-U-Boots
in engeren Kontakt gekommen war.
Hinter dem Schreibtisch erhob sich ein untersetzter, breitschultriger Mann in der Uniform des
Solaren Imperiums.
»Kosnow«, stellte er sich vor. »Nehmen Sie bitte Platz, Doktor. Zigarette?«
Ein Etui aus Zalos-Metall schnappte auf. Kosnow sah mich freundlich lächelnd an. Ich lehnte
unbewegt ab, obwohl ich seit der Sekunde wußte, daß dieser Offizier
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