Silberband 010 - Thora
Gründe haben«, meinte er. »Es wird besser sein, wenn wir diese Kabine
unter Quarantäne stellen. Erlauben Sie mir, daß ich den Eppaner gründlich untersuche. Ramirez
hielt sich öfters bei ihm auf.«
»Tun Sie, was Sie für richtig halten. Inzwischen werde ich die Mannschaft zusammenrufen«,
erklärte Everson. Er ließ den Arzt mit Ramirez allein. Kurz darauf war seine Stimme im ganzen
Schiff zu vernehmen. »Alle Männer, eingeschlossen die dienstfreien, versammeln sich in der
Zentrale. Ich erwarte Sie in drei Minuten.«
Scoobey trat neben ihn. Die Nähe des Ersten Offiziers nahm Everson etwas von seiner
Bedrückung. Scoobeys Tatendrang verbreitete in allen Situationen einen gewissen Optimismus.
»Was ist mit Ramirez?« fragte Scoobey.
»Er ist vollkommen gelähmt. Mataal behauptet, daß der Kadett nicht bei ihm war.«
Fashong, der Chinese, erschien auf der Bühne des Kommandostands und reihte sich abwartend
unter die bereits anwesenden Männer. Everson wartete, bis alle versammelt waren. Der Arzt kam als
letzter. Unter den korrekt gekleideten Uniformierten fiel sein unordentlich wirkender Anzug
besonders auf.
Everson sah, wie sich erwartungsvolle Blicke auf ihn hefteten.
»Ich setze voraus, daß sich jeder einzelne über unsere Erlebnisse auf Eppan informiert hat«,
begann der Colonel ruhig. »Jeder von Ihnen weiß, in welchem Zustand Goldstein sich befindet. Dr.
Morton kann Ihnen Einzelheiten berichten. Wir waren gezwungen, einen eppanischen Eingeborenen mit
in die Kaulquappe zu bringen, den ich aus psychologischen Überlegungen heraus noch nicht
allgemein vorstellen konnte. Ich bitte Sie, zu bedenken, welchen neuen Eindrücken dieser Mann
ausgesetzt ist. Eine zu rasche Gegenüberstellung mit unserer Zivilisation würde ihn schwer
schädigen. Deshalb meine Vorsicht, die meines Wissens bei verschiedenen Leuten als
Geheimniskrämerei ausgelegt wird.«
Er unterbrach sich, um das auflebende Gemurmel abklingen zu lassen.
»Ich möchte Sie nun davon unterrichten, daß unser Techniker Finney vor wenigen Stunden einen
Traum hatte, in dessen Verlauf jemand in seine Kajüte trat. Das ist nichts Ungewöhnliches.
Seltsam ist nur, daß ich fast zur selben Zeit einen ähnlichen Traum hatte.«
Finney schaute verlegen zu Boden. Everson unterbrach die Diskussionen.
»Ruhe«, sagte er. »Das ist noch nicht alles. Soeben fand ich Kadett Ramirez. Er ist vollkommen
gelähmt.«
Everson hatte erwartet, daß diese Nachricht Unruhe auslösen würde. Statt dessen wurde es
vollkommen still. Die Astronauten blickten ihn an, als würde er ihnen gleichzeitig die Lösung des
Rätsels anbieten.
»Wir müssen Ramirez unter Quarantäne stellen«, erklärte Dr. Morton. »Außer mir darf niemand zu
ihm, es sei denn, mit meiner ausdrücklichen Genehmigung. Ich bitte Sie alle, auf sich zu achten.
Jedes Anzeichen einer beginnenden Krankheit muß sofort gemeldet werden.«
»Ich wette, das hat etwas mit dem Fremden zu tun«, sagte Zimmermann.
Ein drohender Unterton schwang in seiner Stimme mit, der Everson warnte. Zimmermann war ein
kräftiger, verschlossener Mann mit einem kantigen Gesicht. Seine gebogene Nase und die schmalen
Lippen ließen ihn fast brutal aussehen.
Ein beipflichtendes Stimmengewirr erhob sich, es war eine noch im Entstehen begriffene
Auflehnung. Bei weiteren Vorfällen würde sich der Zorn der Leute unausweichlich gegen den Eppaner
richten.
Everson lächelte unmerklich. Eine winzige Falte bildete sich auf seiner Stirn.
»Sie wissen, wie gründlich Eppan von unseren Spezialisten untersucht wurde«, wandte er sich an
Zimmermann. »Es ist ausgeschlossen, daß Ramirez' Erkrankung mit Mataal zusammenhängt.«
»Ramirez war ständig mit dem Fremden zusammen«, sagte Zimmermann hartnäckig.
Everson hätte ihn zur Ordnung rufen können, aber das Mißtrauen wäre dadurch nur gewachsen. Ein
kleiner psychologischer Trick konnte die Lage bereinigen.
»Zimmermann«, sagte Everson mit spöttischem Grinsen, »schlottern Ihnen vielleicht die Knie vor
Angst?«
Ein allgemeines Gelächter folgte seinen Worten. Zimmermann errötete vor Zorn. Jede weitere
Bemerkung von ihm hätte den Eindruck hervorgerufen, daß er tatsächlich Angst hatte. Everson
wußte, daß dies nur ein Sieg auf Zeit war. Bei weiteren Zwischenfällen würde sich die Unruhe
verschlimmern.
»Glauben Sie, daß zwischen den Krankheiten Ramirez' und Goldsteins ein Zusammenhang bestehen
könnte?« wollte Honda Inoshiro, der
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