Silberband 015 - Mechanica
ich hielte die Geschehnisse für
zufällig? Ihre Landung auf Sphinx garantiert sozusagen das Gegenteil.«
»Ich verstehe noch immer nicht, Auris.«
»Ich würde gerne mit dem Administrator verhandeln«, wies sie mich ab.
»Admiral Atlan besitzt mein volles Vertrauen«, warf Perry ein.
Zorn und Unruhe verdunkelten ihre Augen. Ich sah zu Marshall hinüber. Er lauschte mit seinen
unbegreiflichen Sinnen. Als sie um eine Spur zu auffällig an ihr Handgelenk faßte, um ein Armband
höher zu schieben, begann der Telepath hastiger zu atmen.
Rhodans Haltung wurde sprungbereit. Er zwang mich zur Ruhe. Nachdenklichkeit heuchelnd, ging
ich auf sie zu und blieb so dicht vor ihr stehen, daß ich den verführerischen Duft ihres Haares
spürte.
Ohne ein Wort zu sprechen, ergriff ich ihre Hand, riß sie nach oben und schlug sie mit dem
Armband auf die Verkleidungsbleche eines Rechenautomaten. Das Band zerbarst und löste sich von
ihrem Gelenk.
Rhodan bückte sich und hob das breite Schmuckstück auf. Auris von Las-Toór lehnte blaß und
zitternd an der Wand.
Hinter mir klirrte etwas. Ich drehte mich erst um, als Rhodan die Edelmetallfolie aufgehoben
hatte. In dem Spalt erschienen mikroskopisch kleine Dinge.
»Nicht übel«, sagte er gedehnt. »Sie hätten den Sender sofort einschalten sollen, Auris.«
»Barbar!« fauchte sie. »Ich möchte gehen!«
Ich nahm das getarnte Funkgerät an mich und kontrollierte die Einrichtungen. Es war ein
Hochleistungssender. Mein nächster Blick galt der Uhr. Ehe ich etwas sagen konnte, ergriff Rhodan
die Initiative.
»Oberst Claudrin, klar zum Alarmstart. Nachricht an Energiezentrale. Der Schirm ist zu öffnen.
Auris von Las-Toór bleibt hier.«
Er nickte unpersönlich und schritt auf das Panzerschott zu. Im Rumpf der IRONDUKE begannen die
Sirenen zu heulen. Die Männer rannten auf ihre Manöverstationen. Drei Minuten später liefen die
Maschinen an.
Während dieser Zeit stand ich neben der jungen Frau, die keinen Versuch gemacht hatte, sich
gegen Rhodans Entscheidung aufzulehnen. Es gab auch nichts mehr zu verbergen. Sie hatte uns
durchschaut.
»Es tut mir leid, Auris. Sie werden uns begleiten müssen. Es ist nicht das erstemal, nicht
wahr? Letztens waren wir Ihre Gäste, nun steht uns die Ehre zu, einer bezaubernden Frau
Gastfreundschaft bieten zu dürfen.«
Sie beherrschte sich mustergültig. Nur die Blässe ihrer Wangen konnte sie nicht
verheimlichen.
»Sie gehen zu weit, Atlan. Der Regierende Rat verdächtigt Sie, den Zeitumformer entführt zu
haben. Die Gewitterwolken am politischen Himmel drängen nach einer Entladung.«
Ich hielt ihre Aussage für aufrichtig, bis ich Marshalls spöttisch verzogene Lippen bemerkte.
Anscheinend gelang es ihm, den Monoblock der Akonin zu durchbrechen.
»Ich darf Sie berichtigen, Madam«, meldete er sich. »Niemand verdächtigt uns, das Gerät
in unseren Besitz gebracht zu haben. Sie sind ohne Wissen des Rates und des Sicherheitsdiensts
gekommen.«
»Sie phantasieren.«
»Ich bedauere, aber ich bin gegenteiliger Auffassung. Ihr Mikrosender war dazu bestimmt, die
von Ihnen geführten Gespräche aufzunehmen und abzustrahlen. Sie wollten die Unterredung auf ein
Tonband der automatischen Empfängerstation aufnehmen, anschließend das Schiff verlassen, um dann
zu versuchen, uns mit Hilfe des Bandes zu zwingen, die Maschine auszuliefern. Wir danken für Ihr
Entgegenkommen.«
Diese wundervolle Frau hatte uns eine Chance geboten, besser gesagt: Sie hatte Rhodan nicht in
Schwierigkeiten bringen wollen.
Verzweiflung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Ihr umherhuschender Blick verriet, daß sie
nach einem Ausweg suchte.
Ich legte meine Hand auf ihren Arm. Die Männer der Zentralebesatzung hatten ihre Plätze
eingenommen. Offiziere der Solaren Abwehr diskutierten über Auris Auftauchen.
Ich flüsterte ihr zu: »Es geht um das Fortbestehen der Menschheit, Auris. Sie sollten
begreifen, daß wir Sie nicht mehr entlassen können. Ihr Verdacht ist zu begründet, als daß wir
das Risiko eingehen könnten, Sie vor klugen Akonen sprechen zu lassen. Man hält den Umformer für
vernichtet. Ihr Oheim ist bei guter Gesundheit. Ich möchte Sie bitten, diese Reise mitzumachen
und den Ausgang unseres Unternehmens abzuwarten.«
Sie streifte meine Hand ab. Ihr Blick galt Rhodan, der sich soeben im Kommodoresitz
festschnallte.
»Sie zwingen mich, zur Verräterin zu werden.«
»Unsinn. Sie können ohnehin nichts beweisen. Oder
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