Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
und Inpotronik zusammenhalten, dürften sie ein ungeheuer gefährlicher Gegner sein. Der Robot ist sozusagen eingeschläfert worden, oder man hätte uns auch die Handstrahler abgenommen.«
Es dauerte dreißig Minuten, bis wir mit dem Wagen in einem Antigravlift nach oben glitten.
Eine mächtige Schleuse tauchte auf. Davor lagen bewegungsunfähige Posbis. Mehrere ›Säuglingsschwestern‹ erwarteten uns.
»Ich bin Willy«, erklärte eine davon. »Schnell. Wir können nicht mehr lange Widerstand leisten. Der ›Gnadenlose‹ setzt Sonderschaltungen ein.«
Ich erkannte, daß die Schleuse die Grenze zwischen Plasma und Inpotronik darstellte. Als wir hindurch waren, legte sich die Nervosität der Willys. Wir wurden in anderen Lifts nach oben gebracht, und plötzlich sahen wir wieder das Licht der Atomsonnen.
Ich stolperte in einen von durchsichtigen Wandungen abgeschlossenen Raum hinaus und kniff geblendet die Augen zusammen. Rhodan trat neben mich.
»Aha. Wir befinden uns innerhalb der Energiesperre. Siehst du die Kuppeln?«
Allerdings – ich sah sie. Unübersehbar viele Kuppelbauten, alle halbkugelig geformt und mit dem biochemischen Plasma gefüllt, umgaben unseren Aufenthaltsort. Auf der Hundertsonnenwelt gab es nicht nur einen Plasmaturm, wie wir ihn auf Everblack gefunden hatten.
Hier waren riesenhafte Behälter aufgestellt worden, die wiederum einen größeren Platz umgaben. Im Mittelpunkt dieses Geländes entdeckten wir eine knapp vierzig Meter durchmessende Konstruktion, die äußerlich einem Gaskessel glich, wie man sie früher auf der Erde verwendet hatte.
Jede Plasmakuppel schien eine eigene Energie- und Klimaversorgung zu besitzen. Staunend betrachtete ich die komplizierten Rohr- und Kabelverbindungen, die neben den einzelnen Behältern im Boden verschwanden. Das war also das sagenhafte Zentralplasma.
Die Willys führten uns aus dem Vorraum zum Antigravlift. Sie drängten zur Eile. Lloyd wurde von zwei Posbis getragen, die, dem Vernehmen nach, wiederum nur den lebenden Gehirnen unterstanden.
Allmählich begannen sich meine Sinne zu verwirren. Ich bemühte mich, nicht mehr an das Unverständliche zu denken.
Der Bodenbelag war glatt und stahlfest. Wir schritten zu dem ›Gaskessel‹ hinüber, dessen Eingang nochmals von einem Energiezaun abgeschirmt war. Kaum eingetreten, wurde es klar, daß wir uns in der Hauptschaltstation der Plasmagehirne befanden. Daß es sich außerdem um einen Übersetzungsraum handelte, bemerkten wir, als die Lautsprecher zu dröhnen begannen.
Wieder wurden wir in einem einwandfreien Arkonidisch angesprochen. Dabei fragte ich mich, inwieweit wir uns auf das ungeheuerliche Lebewesen verlassen konnten.
Wir waren über alles informiert worden, was die irdische Wissenschaft seit dem ersten Auftauchen der Posbis beschäftigt hatte.
Der größte Teil unserer Vermutungen hatte sich bewahrheitet, nur hatte niemand ahnen können, was vor vielen tausend Jahren tatsächlich geschehen war.
Die erbitterten Feinde der Posbis, die Laurins, hatten schon vor zigtausend Jahren irdischer Zeitrechnung den großen Sprung über den Abgrund zwischen den Galaxien gewagt. Dabei waren sie auf das kleine System Outside gestoßen. Die dort heimischen Intelligenzen hatten wir nicht mehr lebend angetroffen, aber wir hatten sie unter dem Begriff ›Mechanica-Intelligenzen‹ eingestuft.
Die Laurins hatten in den Echsenwesen die fähigsten Robotkonstrukteure ihrer Zeit erkannt und sie gezwungen, positronische Roboter herzustellen, sowie eine hyperinpotronische Großanlage zu liefern. Die Mechanica-Bewohner, die bis zu diesem Zeitpunkt ein friedliches Leben führten und deshalb nie wirkungsvolle Waffen benötigten, hatten keine andere Wahl, als den Wünschen der Laurins nachzukommen.
Die nachfolgende Geschichte erstreckte sich über Dutzende von Jahren. Die Mechanicas hatten Hunderttausende von Robotern und die Inpotronik an die Laurins geliefert, die zu jener Zeit unsere Milchstraße mit nur wenigen Forschungsschiffen aufgesucht hatten. Aus den Erklärungen der Gehirne ging hervor, daß die Laurins in ihrer eigenen Heimat Schwierigkeiten hatten.
Die Mechanica-Roboter waren auf den Planeten der Laurins umgebaut worden. Eine unwahrscheinliche Biotechnik war angewendet worden. Die normalen, vollmechanischen Roboter sollten mit organisch lebenden Zusatzgehirnen ausgerüstet werden, die jede Maschine zu einer gefühlsabhängigen Konstruktion machen würde. Die wissenschaftliche Leistung der
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