Silberband 033 - OLD MAN
etwas sagen, doch da begannen die Triebwerke schon wieder zu tosen. Danton
rückte lächelnd seine zerzauste Perücke zurecht. Bei der Gelegenheit bemerkte Atlan, daß der
Freifahrerkönig die darin eingebauten Geräuschdämpfer über die Ohren streifte.
Nochmals zehn Minuten später hatte der Frachter seine Eintauchfahrt aufgehoben. Er glitt mit
geringer Restgeschwindigkeit aus dem Sonnensystem hinaus.
Roi Danton löste die Gurte und erhob sich aus seinem Sessel. Hüstelnd, mit seinem Spitzentuch
die Stirn betupfend, kam er auf die wichtigsten Männer des Imperiums zu.
Oro Masut war auch schon wieder da. Ohne eine Miene zu verziehen, versprühte er aus einer
riesigen Spritze duftende Essenzen.
Roi blieb vor dem Großadministrator stehen und schaute auf ihn hinunter.
Perry sah ihm starr in die Augen.
»Es ist gelungen«, begann Danton fröhlich. »Das Glück ist mit dem Tüchtigen. Comment
allez-vous, Messieurs? Sie fühlen sich doch wohl? Oder sollte ich mich irren?«
Rhodan ließ die Gurte aufschnappen und stand auf. Schwer atmend, die Hände zu Fäusten geballt,
stand er vor dem Freifahrer.
Atlan erhob sich ebenfalls. Er blickte den Freifahrer wieder eigentümlich forschend an.
Roi musterte sie durch seine Stielbrille. Dann sagte er: »Ich bin leider genötigt worden,
einige meiner kleinen Geheimnisse zu offenbaren. Hätte ich es nicht getan, würden wir jetzt nicht
mehr unter den Lebenden weilen. Dies soll natürlich keine Erinnerung an Ihre selbstverständliche
Dankespflicht sein.«
Atlan unterdrückte ein Lächeln. Dieser undurchsichtige Mann war tatsächlich ein hervorragender
Psychologe.
Rhodan räusperte sich. Er bemühte sich, sachlich und ruhig zu sprechen.
»Hören Sie, Monsieur – ich habe nichts dagegen, daß Sie Ihr Schiff mit Triebwerken
ausrüsten, die eigentlich einem Imperiumsraumer mit Fünfzehnhundertmeter-Zelle zustünden. Ihre
Ortungs- und Funkanlagen interessieren mich auch nicht. Das ist Ihr Vergnügen.«
»Merci beaucoup, Grandseigneur. Oro – meinen Hut. Ich möchte ihn schwenken.«
»Unterlassen Sie die Albernheiten. Wer lieferte Ihnen die Transformkanonen? Wer konstruierte
die energetischen Magazine mit der enorm schnellen Geschoßzuführung? Wer gab Ihnen die streng
geheimen Projektoren für Ihren Hochenergie-Überladungsschirm?«
Roi seufzte und führte sein Riechfläschchen an die Nase.
»Sie werden es nicht glauben. Ein naher Verwandter zeichnet dafür verantwortlich.«
»Sein Name? Wohnsitz?«
»Unbekannt, Grandseigneur. Sie sehen mich untröstlich. Mein Schiff wurde auf einer mir fremden
Welt mit diesen schönen Dingen ausgerüstet und mir von der Werftbesatzung im freien Raum
übergeben.«
Rhodan beherrschte sich immer noch.
»Wer außer Ihnen ist sonst noch mit Transformkanonen und HÜ-Schirmen ausgerüstet? Welche
Freifahrerkapitäne?«
Roi wurde ernst.
»Sie sollten mir glauben, Sir, daß ich der einzige Freifahrer bin, der darüber verfügt! Meine
Kollegen sind recht ehrenhaft; aber ich halte sie nicht für reif genug, ihnen solche Spielzeuge
zu überlassen. Das lehnt übrigens auch mein Verwandter ab, der letztlich die anderen Schiffe
auszurüsten hätte. Sie sollten mir das gleiche Vertrauen schenken, das Sie bereits Zehntausenden
Ihrer jungen Kommandanten geschenkt haben. Jeder hat Transformkanonen und HÜ-Projektoren an Bord,
nicht wahr? Sie können sicher sein, daß jeder dieser Kommandanten im extremsten Fall –
natürlich! – eher bereit wäre, das Geheimnis auszuliefern als ich. Das soll keine
Wertminderung Ihrer Offiziere sein.«
Rhodan verschränkte die Hände auf dem Rücken, musterte den zerzaust aussehenden König nochmals
von oben bis unten und schritt dann auf die Bildschirme zu.
»Bitte, benachrichtigen Sie per Hyperfunk meinen Flaggschiffkommandanten. Geben Sie ihm Ihre
jetzige Position. Rufen Sie auch vorsichtshalber die Morgenrotflotte unter Solarmarschall Tifflor
an.«
Roi Danton begann wieder zu lächeln. Als er Atlans Blick spürte, wandte er sich schnell ab.
Über die Schulter hinweg erkundigte er sich:
»Sire, würden Sie mir die geheimen Waffen anvertrauen?«
Atlan zögerte keine Sekunde mit der Antwort.
»Nach dem, was vorgefallen ist, bedenkenlos! Die Menschheit kann es sich nach dem Auftauchen
einer völlig unbekannten, offenbar aber ungeheuren Gefahr nicht leisten, ihre besten Söhne zu
schockieren. Ich habe nämlich das Gefühl, als müßten wir alle recht bald zu einer noch
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