Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
gehört oder gehörte zu einem Verband von siebenundzwanzig Kampfraumern. Dieser Verband soll in der Nähe des Caldohra-Systems ein terranisches Raumschiff geortet haben.«
»In der Nähe des Caldohra-Systems?«, entfuhr es Vermallon. »Was haben Terraner dort verloren? Das muss sofort dem Ersten Hetran gemeldet werden. Wenn er den Laren beweisen kann, dass die Terraner wieder aktiv werden, müssen sie ihm und damit auch uns die volle Macht über die Galaxis zurückgeben.«
»Sie reagieren zu impulsiv, Vermallon«, sagte der Koordinator tadelnd. »Was nützt uns die beste Meldung, wenn wir sie nicht durch Beweise belegen können? Die Laren würden denken, wir hätten die Geschichte erfunden, um sie zum Bruch des Stillhalteabkommens mit den Terranern zu verleiten.«
»Aber Sie sprachen von siebenundzwanzig Schiffen!«, protestierte Vermallon. »Es muss doch siebenundzwanzig Einheiten gelungen sein, einen einzigen terranischen Raumer aufzubringen.«
»Das ist es eben nicht«, erklärte der Koordinator. »Jedenfalls besagt die Meldung, dass plötzlich ein riesiges Geisterschiff erschien und unseren Verband aufgerieben hat.«
Vermallon lachte grollend. »Das ist die dümmste Ausrede für militärisches Versagen, die ich bisher gehört habe. Ein Geisterschiff! Wie soll dieses Phantom ausgesehen haben?«
»Der Kommandant bezeichnete es als riesiges, schemenhaft verzerrtes Gebilde von halbwegs Kugelform«, antwortete der Koordinator.
»Da haben wir es«, erklärte Vermallon. »So etwas gibt es überhaupt nicht, oder wir wüssten davon.«
»Zu dem gleichen Schluss sind wir ebenfalls gekommen«, sagte der Koordinator. »Was glauben Sie, Vermallon? Sollen wir die Laren und das Konzil über den Vorfall informieren?«
»Über welchen Vorfall?« Vermallon tat erstaunt. »Wir haben nichts weiter als einen wirren Bericht. Sollen wir uns damit blamieren? Vermutlich ist dem Kommandeur ein schwerer Fehler unterlaufen, und nun sucht er nach Ausreden, um sein Versagen zu verschleiern und einer Bestrafung zu entgehen.«
Der Koordinator nickte bedächtig. »Ja, das glaube ich auch, Vermallon. Unter diesen Umständen verzichte ich darauf, die Laren zu informieren. Ich werde lediglich eine Nachricht zur Stahlfestung geben.«
Alle Anwesenden waren damit einverstanden. Sie konnten nicht ahnen, dass sie es waren, die einen schweren Fehler begingen.
10.
Seit jenem Tag, als die Erde aus dem Sonnensystem verschwand und nicht wieder auftauchte, weil der Sonnentransmitter sie in unbekannte Regionen des Universums verschlagen hatte, war Saturn nicht mehr der sechste, sondern der fünfte Planet Sols.
Die Laren beherrschten fast alle Völker der Milchstraße, und ihre Verbündeten, die Überschweren, hatten sich in dem von Rhodan und dem Großteil der Menschheit verlassenen Sonnensystem breit gemacht.
Saturns Entfernung zur Sonne betrug nach wie vor 1,427 Milliarden Kilometer, und er drehte sich in zehn Stunden und vierzehn Minuten einmal um seine Polachse.
Saturn besaß einst eine dichte Wasserstoffatmosphäre, die einem chemischen Umwandlungsprozess zum Opfer gefallen war. Zusammen mit Sauerstoff hatte sich Wasser gebildet, und die Verbindung mit Stickstoff hatte Ammoniak und jene mit Kohlenstoff Methan ergeben.
Zu jenem Zeitpunkt, als Ronald Tekener alias Kalteen Marquanteur als Gefangener auf Saturn eintraf, gab es dort viele Kuppelsiedlungen aus transparentem, panzerfestem Kunststoffmaterial. Sie lagen in der Äquatorzone. Die einzelnen Kuppeln einer Siedlung besaßen bis zu einem Kilometer Durchmesser und waren hundert Meter hoch. Untereinander waren sie durch druckfeste Schleusen verbunden.
In ihnen lebten die Überschweren, für die Saturn zum Erholungs- und Sportplanet geworden war. Hier war der Ausgangspunkt ihrer wagemutigen Spiele, die oft genug einen tödlichen Ausgang hatten.
Die Kabine war ohne optische Schirme. Als das Schiff aufsetzte, vermutete Kalteen Marquanteur, dass es auf Titan gelandet war. Während des Fluges hatte es einen kurzen Aufenthalt gegeben, und dann war ein zweiter Gefangener in seine Zelle gekommen, ein älterer Mann, der aber noch verhältnismäßig agil wirkte. Er hatte Kalteen mit forschenden Blicken gemustert, sich dann auf das zweite Bett gesetzt und gefragt: »Wer sind Sie?«
Kalteen hatte sich abgewandt und ihn nicht weiter beachtet. Das schien dem Fremden zu imponieren.
»Verzeihen Sie, aber die vergangenen Tage haben mich jedem gegenüber misstrauisch gemacht«, sagte der Mann endlich.
Weitere Kostenlose Bücher