Silberband 083 - Kampf um die SOL
sind für ihn und uns verschwunden. Ich frage mich, ob das ebenfalls auf das Wirken eines solchen geheimnisvollen Aggregats zurückzuführen ist – und ob jemand es gezielt einsetzt.«
Der Empfang seines Kombiarmbands meldete sich. Rhodan winkelte den Arm an.
»Hier Captain Lahore, Sir! Ich habe die Roboter entdeckt. Sie tanzen im Saal der Ballettschule zu altterranischer Musik.«
»Sie tanzen im Saal der Ballettschule?«, fragte Rhodan verblüfft. »Dann müsste SENECA sie längst bemerkt haben. Ich verstehe das nicht.«
Aus dem Armband erklang ein Räuspern, dann fuhr Captain Lahore fort: »Da war noch etwas, Sir. Ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist oder ob ich es mir nur eingebildet habe: Eine kleine hellblaue Hand war kurz zu sehen. Sie kam aus der Wand, war aber ebenso schnell wieder verschwunden.«
»Danke, Captain«, sagte Rhodan. »Ich schicke Gucky zu Ihnen. Fertigen Sie so schnell wie möglich einen genauen Bericht an.« Er schaltete ab und blickte Dr. Hershan an. »Eine kleine blaue Hand, genau wie bei Ihnen. Das scheint so etwas wie ein Erkennungszeichen zu sein – für wen oder was auch immer.« Im gleichen Atemzug wandte er sich an den Mausbiber. »Gucky, teleportiere bitte in den Ballettsaal und bringe die Roboter dazu, sich endlich in der Kybernetischen Abteilung einzufinden.«
»Wird gemacht«, antwortete der Ilt und verschwand.
Augenblicke später meldete sich SENECA. »Ich habe Romeo und Julia ebenfalls in der Ballettschule entdeckt. Guckys Erklärung hinsichtlich eines Aggregats, das materielle Projektionen erzeugt und Lebewesen und Gegenstände auf eine andere Existenzebene versetzen kann, klingt übrigens faszinierend. Trotzdem weiß ich, dass in der SOL kein solches Aggregat tätig war und auch kein entsprechendes Wirkungsfeld bestand.«
»Wie kommt es dann, dass du Romeo und Julia erst jetzt entdeckt hast, obwohl es scheint, dass sie schon länger im Ballettsaal tanzen?«, fragte Rhodan.
»Ich bin dabei, das Phänomen zu prüfen, Sir«, antwortete die Inpotronik.
Rhodan nickte. »Gib mir Bescheid, wenn du zu einem Ergebnis gekommen bist.« Er schaute die Anwesenden der Reihe nach an. »Dr. Hershan ist so gesund wie jeder von uns«, stellte er fest.
»Das Problem ist damit nicht gelöst«, wandte Deighton ein.
»Natürlich nicht. Es hat wohl erst angefangen.«
6.
Joscan Hellmut schob eine neue Infospule ins Lesegerät, lehnte sich bequem zurück und beobachtete die Informationen und Farbbilder auf dem Holoschirm. Hellmut war Kybernetiker und stets bemüht, sein Fachwissen zu erweitern. Für ihn gab es nichts Interessanteres als das Studium kybernetischer Systeme. Besonders fasziniert war er von SENECA. Die Hyperinpotronik regierte das komplexe technisch ökologische System und sorgte dafür, dass alle in einem angenehmen Klima lebten und die Annehmlichkeiten der Zivilisation genossen. Außerdem schützte SENECA die in sich geschlossene Welt der SOL vor schädlichen äußeren Einflüssen und Gefahren und steuerte die Maschinen und Aggregate, die für den Flug zwischen den Galaxien benötigt wurden. Ohne SENECA wäre die SOL trotz ihrer großen Besatzung hilflos gewesen, und so hatte sich die Hyperinpotronik im Bewusstsein des jungen Kybernetikers zu einer Art Pseudogottheit entwickelt, ohne deren Wirken alles versagte.
Zurzeit funktionierte diese Gottheit nicht so, wie die Besatzung es gern gehabt hätte. Das änderte für Hellmut aber nichts an der Erkenntnis, dass SENECA in seiner Weisheit und Güte alles entscheiden würde. Die Menschen begriffen nur nicht immer sofort, was gut und was schlecht für sie war.
Als sich jemand neben ihm räusperte, blickte Hellmut auf und erkannte Galbraith Deighton. »Sir?« Er schaltete das Lesegerät ab und erhob sich.
»Wie geht es Ihnen, Mr. Hellmut?«
»Gut«, antwortete Joscan Hellmut einsilbig. Den Menschen gegenüber war er verschlossen. Die einzigen Wesen, mit denen er sich prächtig verstand, hießen Romeo und Julia.
»Das freut mich«, erwiderte Deighton. Als Gefühlsmechaniker war er in der Lage, die emotionale Stimmung von Menschen und anderen intelligenten Lebewesen geistig zu erfassen. Gedanken konnte er jedoch nicht lesen. Deshalb wunderte er sich nicht darüber, dass Hellmut ungeduldig auf das Lesegerät blickte und darauf wartete, dass der Störenfried sich wieder entfernte.
»Ich muss Sie leider unterbrechen«, sagte Deighton. »Der Expeditionsleiter wünscht, Sie zu sprechen.«
Joscan Hellmut seufzte nur. Das
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