Silberband 090 - Gegner im Dunkel
als oberster Regelbewahrer werden wollte und der mit unziemlicher Ungeduld darauf wartete, dass ich abtrat.
Plötzlich wurde mir bewusst, wie groß die Unterschiede zwischen uns und den Terranern waren. Ich hatte erfahren, dass es bei ihnen zu einem wilden Kampf gekommen war, weil einer von ihnen – Galto Quohlfahrt – sich allzu sehr mit zwei Frauen beschäftigt hatte, die offenbar ein anderer für sich beanspruchte. Schon der Gedanke, dass jemand eine Frau für sich beanspruchen konnte, ließ ein Gefühl des Unbehagens in mir aufkommen. Die Terraner schienen aus der Zuneigung einer Frau Besitzansprüche herzuleiten.
»Ich wünsche dir und ihm höchstes Glück«, sagte ich. Salhas Entscheidung tat mir weh, vermittelte sie mir doch das Gefühl, dass ich versagt hatte. Es musste einen Grund dafür geben, dass sie sich von mir abgewandt und sich den Einflüsterungen Maltsaans geöffnet hatte.
Wurde ich alt? Vor Jahren hätte ich mir in einer solchen Situation keine Fragen gestellt, sondern einfach zur Kenntnis genommen, dass ein wesentlicher Abschnitt meines Lebens zu Ende war.
»Glück für dich«, erwiderte sie. Ich hatte einen schalen Geschmack auf der Zunge und das Empfinden, dass ihre Worte nicht ehrlich gemeint waren.
»Danke«, sagte ich und bat, die Verbindung abbrechen zu dürfen. Salha erteilte mir die Erlaubnis, und ich schaltete ab.
Mein Blick wanderte zu der Zeitanzeige. Exakt in dem Moment, in dem ich es gewohnt war, öffnete sich das Türschott hinter mir. Ich wurde mir dessen bewusst, dass ich verunsichert gewesen wäre, wenn der Servomat ausgerechnet jetzt Unpünktlichkeit gezeigt hätte.
Etwas Kühles berührte meinen Nacken.
»Steh auf, alter Junge!«, kommandierte Jorkdahl hinter mir. »Ganz vorsichtig. Ich bin nervös, und es könnte sein, dass ich aus Versehen den Finger krumm mache. Das würde deinen Stimmbändern sicherlich nicht bekommen, es sei denn, sie sind hitzebeständig.«
Die derbe Sprache und das Verhalten des Barbaren schockierten mich. Dennoch hatte ich mich in der Gewalt.
»Sie haben vergessen, mich zu fragen, ob Sie eintreten dürfen«, bemerkte ich.
Er lachte dröhnend, als hätte ich einen Scherz gemacht. »Nun heb deine Sitzbacken schon hoch!«, forderte er mich auf und stieß mir den Projektor seines Energiestrahlers brutal ins Genick. »Ich habe keine Lust, länger zu warten.«
Ich erhob mich und drehte mich langsam um. Er sah mich an, als befürchte er, dass ich mich wehren würde. Ich blickte an ihm vorbei, als sei er nicht vorhanden.
»Wir gehen jetzt hinaus«, erläuterte er mir. »Keine Tricks. Ich warne dich, Joftblahn. Solltest du versuchen, mich hereinzulegen, dann ist es um dich geschehen.«
»Sie wissen nicht, was Sie tun«, entgegnete ich. »Zerstören Sie nicht auch noch die Chancen, die Ihre nachfolgende Generation haben könnte.«
»Du bist wirklich ein Spaßvogel«, sagte er, während er mich zum Ausgang trieb. »Glaubst du wirklich, dass wir so lange warten werden? Ich will die Kaiserin von Therm sprechen. Bilde dir nur nicht ein, dass du mich daran hindern könntest. Wir haben nicht eure degenerierten Manieren, aber das spielt keine Rolle. Ich bin es gewohnt, meinen Willen durchzusetzen, und wenn du glaubst, mich einfach wegschicken zu können, dann hast du dich gründlich getäuscht.«
Ich verließ den Raum, trat auf den Gang hinaus und stieg auf die wartende Antigravplattform. Jorkdahl schaltete das Aggregat ein und beschleunigte. In schneller Fahrt glitten wir durch die Gänge und Hallen. Die Station wirkte wie ausgestorben.
Ich war froh darüber. Auf diese Weise entging ich jeder unangenehmen Situation. Fraglos beobachtete man uns in der Zentrale. Doch niemand vergaß, welche Haltung er in einer solchen Situation einzunehmen hatte. Ich wäre zutiefst enttäuscht gewesen, wenn jemand sich eingeschaltet hätte, um mir zu helfen.
Jorkdahl verstand überhaupt nichts. Er lachte triumphierend, als wir die subcaljoohlische Anlage verließen und durch eine Strukturlücke in ein vulkanisches Dschungelgebiet einflogen.
»Du bist allein, alter Knabe«, stellte er fest. »Niemand hilft dir. Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht ist, den obersten Benimmpriester zu entführen.«
Er flog eine in den Bergen versteckte Zentralstelle an, von der aus die komplizierten Gebilde der künstlichen Landschaften gesteuert werden konnten. Auch hier öffnete sich eine Strukturlücke im Energiegatter. Das war für mich ein Beweis dafür, dass Jorkdahls
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