Silberband 091 - Die Terra-Parouille
mich.
»Er befindet sich im Grenzbereich der fünf Innenflanken«, antwortete George. »Eine Landung ist aber nicht ratsam, denn das Gelände ist mit autarken Fallensystemen durchsetzt. Der Hauptschaltkreis lässt sich nur von den fünf Teilsektionen unter den Bergflanken aus erreichen.«
»Also bleibt uns nichts anderes übrig, als auf einer beliebigen Innenflanke zu landen und von dort aus einzudringen.«
»Das stimmt nicht, Perry«, wandte Cesynthra ein. »Zumindest der falsche Regelerschaffer muss von einer bestimmten Seite gekommen sein – und Honth und ich wissen, von welcher. Wir sind seinen Spuren gefolgt.«
»Ja natürlich«, erwiderte ich. »Danke, Cesynthra.«
»Wir sind von Süden oder Südwesten gekommen. Genau wissen wir es nicht mehr, da wir nicht in gerader Linie gingen. Aber wenn wir die Stelle sehen, an der uns die Roboter aufgelesen haben, erkennen wir sie wieder.«
Ich lenkte den Gleiter nach Südwesten und drosselte die Geschwindigkeit, denn die Gipfel waren schon sehr nahe. Langsam steuerte ich den Außenhang des südwestlichen Berges an.
»Der ist es nicht«, sagte Honth.
Ich nahm Kurs auf die Außenflanke des südlich gelegenen Berges. Kaum waren wir so nahe, dass Einzelheiten des Geländes erkennbar wurden, erklärten Honth und Cesynthra, dass der falsche Regelerschaffer hier in die Anlage eingedrungen sein musste – es sei denn, er hätte einen Umweg gewählt.
Ich flog um den Berg herum und hielt den Gleiter schließlich über einer Stelle des Innenhangs an, an der das Sternenlicht von etwas Blankem reflektiert wurde.
»Dort ist der Eingang!« George deutete schräg nach unten. »Er ist offen.«
Ich landete den Gleiter. Vor uns lag eine Pfortenkuppel. Jemand hatte ein Loch hineingeschossen, durch das ein Mensch aufrecht gehen konnte.
»Der falsche Löschyor hatte es nicht nötig, sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen«, erklärte ich. »Also sind seine Gefährten ihm gefolgt, nachdem er die Abwehrsysteme ausgeschaltet hatte. Wir steigen alle aus. George und ich gehen voran und sehen nach, ob unsere Gegner einen Posten zurückgelassen haben. Alle anderen warten in Deckung hinter dem Gleiter, bis ich rufe. Sollte mir etwas zustoßen, fliegen Sie sofort mit dem Gleiter zur Station zurück und versuchen, Kontakt mit der SOL zu bekommen.«
»Wir sollen Sie allein in die Anlage gehen lassen?«, fragte Sagullia Et.
»Nur ein kleines Stück. Außerdem bin ich nicht allein, wenn George bei mir ist.«
Ich ließ den Roboter vorangehen, denn er würde jede Gefahr früher entdecken als ich. George bewegte sich mit der Grazie eines Nilpferds, doch dieser Eindruck täuschte.
Ungehindert drangen wir in die Kuppel ein. George ließ sich in die Bodenöffnung des Antigravschachts fallen. »Alles in Ordnung!«, meldete er kurz darauf.
Ich sprang ebenfalls hinab und wurde von dem abwärts gepolten Kraftfeld erfasst. Nach ungefähr zehn Metern kam ich auf. Es war dunkel, deshalb schaltete ich die Handlampe ein. Der Lichtkegel des Geräts, das genau in meine hohle Hand passte, reichte bis zu hundert Meter weit.
Vor uns erstreckte sich ein breiter Korridor. Gegenläufige Transportbänder sollten die Fortbewegung erleichtern, doch sie funktionierten nicht mehr. Jemand hatte sie mit einer Energiewaffe durchtrennt.
»VERNOCs Agenten rechnen also damit, dass die Kontaktzentrale von außerhalb Hilfe bekommt«, stellte ich fest. »Möglicherweise haben sie sich nicht auf die Unterbrechung der Transportbänder beschränkt, sondern zusätzlich einen Hinterhalt gelegt. Wir werden sehr vorsichtig sein müssen.«
George erwiderte nichts darauf. Er ging dicht an der rechten Wand des Korridors entlang – und ich folgte ihm und benutzte seinen Körper als Deckung. Nach etwa zweihundert Metern endete der Korridor an einer Wand aus Metallplastik, in der sich zwei Lifteinstiegsöffnungen befanden.
Jetzt musste ich doch die anderen nachholen. Auf Funk verzichtete ich wegen der Abhörgefahr. Stattdessen lief ich bis zum Grund des ersten Schachtes zurück und rief nach ihnen.
George hatte den Antigravlift inzwischen bis zu seinem Ende erkundet. Er trat gerade aus der Öffnung des nach oben gepolten Schachtes, als wir bei ihm ankamen.
»Der Weg ist frei«, erklärte er. »Sie können mir bedenkenlos folgen.«
»So leichtfertig werden wir nicht sein«, erwiderte ich, leicht erstaunt über die Aufforderung des Roboters. »Da der Gegner sich vor uns befindet, müssen wir jederzeit mit Überraschungen rechnen.
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