Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit
schönen Yana zu einem Bummel durch Giseh Itnehn einladen lassen, durch die neue Stadt. Sie will dort einen Freund treffen.«
»Pass auf!«, mahnte Torn.
»Ich bin spätestens um Mitternacht zurück und kontrolliere dann noch die Arbeiten. Außerdem habe ich diesen entzückenden Minikom bei mir und kann jederzeit Uchillos zu Hilfe rufen.«
Als Cherto Sakero und Yana das Restaurant betraten, winkte ein Mann, der allein an einem der Tische saß. Alles, was Sakero sehen konnte, missfiel ihm auf Anhieb. Steif ging er neben Yana auf den Tisch zu.
Der Fremde stand auf, und es war deutlich zu erkennen, dass er dies eigentlich unter seiner Würde fand. Seine Augen hatten einen träumerisch abwesenden Ausdruck. Er schien ein Albino zu sein, sah überraschend jung und unreif aus. Sein Begrüßung bestand aus einem knappen Nicken.
». Cherto Sakero, ein Kollege«, stellte Yana vor. »Und das ist mein Freund.« Ein winziges Zögern, das Sakero genau registrierte. »Er heißt Bont Manor und ist sehr an meiner Arbeit interessiert.«
Es war für Sakero, als durchbohrte ein Eiszapfen seine Schädeldecke. Doch er war sich dieser Empfindung nicht einmal sicher. Sein Blick wurde in dem Moment von einem Amulett angezogen, das der Weißling an einem stabilen Reifen um den Hals trug. Es wirkte wie ein unbearbeiteter Quarzkristall von etwa Walnussgröße. Etwa zehn Sekunden lang klebte Sakeros Blick an dem Kristall, und allmählich überlagerte sich für ihn dieser Anblick mit dem Bild eines menschenähnlichen Wesens. Die Gestalt schien mit der rechten Hand zu winken.
»Ein hübsches Spielzeug tragen Sie um den Hals, Manor«, sagte Cherto, obwohl er für derlei Spielereien keinen Sinn hatte.
»Ein Andenken an meinen Vater«, bemerkte der hochgewachsene, schmalbrüstige Mann. Sein Oberkörper wirkte im Vergleich zu seiner Größe zu kurz. Überrascht bemerkte Sakero, dass Yanas Freund jedoch ein ungewöhnlich ansprechendes Gesicht hatte. Volle Lippen, eine schmal und edel wirkende Nase sowie gleichmäßige Gesichtszüge, tiefblaue Augen und dieses metallisch schimmernde Haar ... Sakeros Misstrauen wuchs noch mehr, als er förmlich zu spüren glaubte, dass Yana diesem Mann hörig war.
»Falls Sie hier essen wollen, ich habe schon in unserer Kantine einiges zu mir genommen«, erklärte Cherto. Da war immer noch diese Kälte unter seiner Schädeldecke. Er fröstelte.
»Fühlen Sie sich nicht gezwungen.« Manor schien verdrossen zu sein. Er wirkte wie jemand, dem ein vielversprechendes Vorhaben fehlgeschlagen war. Im gleichen Atemzug wandte er sich Yana zu. »Macht die Arbeit Spaß?«, erkundigte er sich wie beiläufig.
»Spaß ist nicht der richtige Ausdruck.« Die Ägyptologin himmelte Manor so unverblümt an, dass Cherto sich verlegen zur Seite wendete. Ihr fiel das nicht einmal auf. »Wir sind ein hervorragendes Team und tun alles, um der Pyramide ihr Geheimnis zu entreißen - falls es eines gibt.«
»Vermutlich nicht. Soviel ich gehört habe, wurde das Bauwerk schon tausendmal vermessen und durchforscht.«
Das Essen kam, und langsam füllte sich das Restaurant mit Stadtbewohnern und einigen Hotelgästen. Sakero beobachtete Manor und Yana, aber schon nach wenigen Minuten hatte er dieses Spiel satt. Er verschwendete seine Zeit.
»Ich werde erwartet«, sagte er. »Bitte entschuldigen Sie mich.«
Er stand auf und begegnete Manors eindringlichem Blick. Wieder fühlte er, dass sein Denken für einen Sekundenbruchteil aussetzte.
»Viel Erfolg, Mister Sakero!«, sagte der Bleiche gleichgültig. »Ich bin ganz sicher, dass Sie Erfolg nötig haben.«
Während Cherto auf den Ausgang zusteuerte, lauschte er dem Nachhall der Worte in seinem Gedächtnis. Sie waren unverkennbar sarkastisch gemeint. Er verließ das Restaurant und genoss die kühle Nachtluft.
Der negative Nachgeschmack des Abends verschwand nur langsam. Nachdenklich machte Sakero eine kleine Rundfahrt durch die Stadt. Sie gehörte zu jenen Siedlungen, in denen restaurierte Altertümer und Neuzeit nahtlos ineinander übergingen und dennoch sehr reizvolle Gegensätze bildeten.
Als er das Hotel erreichte, erfuhr er von einem fehlgeschlagenen Attentat auf Farrell. Augenblicklich erwartete er neue Schwierigkeiten.
Acht Uhr morgens, und schon empfand Julian Tifflor das dringende Bedürfnis, etwa einen kleinen Saurier einzureiten, einen schweißtreibenden Trainingslauf durch einen der noch verwilderten Parks der Hauptstadt zu machen oder mit einer heißblütigen
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