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Silberband 116 - Der Auserwählte

Silberband 116 - Der Auserwählte

Titel: Silberband 116 - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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hilft?«
    Während Lyn redete, hatte es ringsum angefangen zu rascheln. Nyman streckte die Hand aus.
    »Der Verstand sträubt sich gegen eine solche Annahme«, sagte er. »Trotzdem muss ich deine Frage bejahen. Es ist denkbar. Und mehr noch als das - es ist die einzige vernünftige Erklärung für das, was uns widerfahren ist.«
    Er stand auf, die Hand immer noch ausgestreckt.
    »Wohin gehst du?«, fragte Lyn.
    »Merkst du es nicht? Es regnet.«
    Es nieselte eine Zeit lang, dann öffneten sich die Schleusen des fremden Himmels vollends. Ein tropischer Wolkenbruch ergoss sich über das weitläufige Wiesengelände und die verstreuten Wrackstücke der MEMPHIS.
    Der heftige Regenguss war ein Fingerzeig darauf, dass die Schiffbrüchigen planen mussten. Gab es Regen, dann gab es auch Gewitter, Temperaturschwankungen, Stürme. Sie brauchten einen trockenen Unterschlupf. Außerdem Nahrung. Und sie musste Brennstoff beschaffen, wenn sie sich gegen die Kälte schützen wollten. Diese Überlegung bereitete Lyn Unbehagen. Sie hatte eben noch gehofft, dass sie nur ein paar Stunden, höchstens ein paar Tage abwarten müssten, bis jemand von der BASIS kam, um sie abzuholen. Je mehr Zeit verstrich, desto größer wurde jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu viert festsaßen
    -vielleicht nicht für immer, aber zumindest für längere Zeit. Und so unangenehm die Vorstellung, sich in dieser fremden Welt häuslich einrichten zu müssen, auch sein mochte, Lyn Degas widmete sich ihr mit der sachlichen Aufmerksamkeit, die ihre Verantwortung für das Wohl und Wehe der kleinen Crew verlangte.
    »Zwischen hier und dem Bach ist der ideale Platz«, rief Nyman über das Prasseln des Regens hinweg. »Hier Metall, dort Wasser. Besser können wir es nicht finden.«
    Lyn war überrascht. Konnte er Gedanken lesen? Nein, daran lag es nicht. Der Wolkenbruch hatte ihn ebenso zum Nachdenken bewogen
    wie sie, und seine Überlegungen waren zwangsläufig in denselben Bahnen verlaufen.
    »Wir brauchen etwas zu essen«, stellte sie fest.
    »Wälder genug - weiter hinten und drüben, auf der anderen Seite. Wir finden Beeren, Wurzeln, vielleicht Tiere ...«
    »Der Regen hat auch seine Vorteile«, bemerkte die Kommandantin. »Er wäscht das Viskosit aus dem Wrack.«
    Plötzlich dachte sie wieder an Hormel Dan. Es war schon fast eine Stunde her, seit er zum Bach gegangen war.
    Wenn nur der verdammte Wolkenbruch bald aufhörte! Lyn stand auf. Ein Wasserschwall ergoss sich vom Helmwulst über den Nacken in ihre Montur. Sie zog den Helm nach vom, ohne ihn jedoch zu schließen.
    »Wohin willst du?«, rief Nyman.
    »Ich mache mir Sorgen um Hormel.«
    »Du meine Güte, er wird hoffentlich schlau genug sein, an Ort und Stelle zu warten, bis der Regen aufhört.«
    Ich denke, du wünschst dir genau das Gegenteil, ging es Lyn durch den Sinn.
    Der dichte Regen beschränkte die Sicht auf wenige Dutzend Meter. Als sich die Umrisse einer wankenden Gestalt abzeichneten, war sie schon sehr nahe. Lyn eilte darauf zu. Es war Dan, wer sonst. Seine unnatürlich weit aufgerissenen Augen stierten sie entsetzt an. Dans linker Arm hing schlaff herab. Der Ärmel war aufgerissen, aus dem Riss tropfte Blut.
    »Hormel! Was ist?«
    »Katze ...«, würgte er hervor. »Riesending ... mindestens ...« Er fiel vornüber und blieb bewusstlos liegen.

30.
    Hilflosigkeit schafft Kummer, und Kummer sucht Gesellschaft. Das war, mit knappen Worten umrissen, die Gemütsverfassung Payne Hamillers, der als einer der erfolgreichsten Physiker der Gegenwart galt.
    Er hatte sich in seine Forschungen und Beobachtungen gestürzt und sogar Rhodans und Atlans Aufbruch aus der BASIS versäumt. Bislang hatten ihm seine Bemühungen aber nur die Erkenntnis eingebracht, dass er niemals die Prinzipien erkennen werde, auf denen die Charakteristiken der Barys beruhten.
    Für Hamiller bedeutete diese Einsicht eine schwere persönliche Niederlage. Da er ungeachtet aller eigenbrötlerischen Züge im Grunde ein extrovertierter Mensch war, klagte er Waringer sein Leid.
    Geoffry Abel Waringer, der »große alte Mann der Naturwissenschaft«, der dank seines Zellaktivators das Aussehen eines Mittdreißigers hatte, obwohl er Mitte des letzten Jahrtausends geboren worden war, hörte sich Hamillers Selbstmitleid mit freundlicher Gelassenheit an.
    »Die Welt geht nicht zu Ende, mein Freund, nur weil es uns nicht gelingt, all ihre Geheimnisse zu erschließen«, sagte Waringer schließlich. »Es ist sogar denkbar, dass die Natur

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