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Silberlicht

Silberlicht

Titel: Silberlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Whitcomb
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einmal gesehen zu haben.
    Und dann war er da. Er trat auf die Veranda hinaus und blickte suchend um sich. Wahrscheinlich hatte er mitbekommen, dass jemand nach ihm gefragt hatte.
    »Hier«, flüsterte ich. Er rannte auf mich zu und streckte seine Finger durch den Gitterzaun, um mich zu berühren.
    »Geht es dir gut?«, fragte ich. »Was haben sie mit dir gemacht?«
    »Alles okay.«
    »Ich werde zur Polizei gehen und deine Unschuld beweisen.«
    »Es ist nicht wegen dir.« Er sah sich um, ob uns auch niemand beobachtete. »Ein Mädchen von einer anderen Schule sagt, Billy hätte danebengestanden und zugesehen, als zwei seiner Kumpels sie vergewaltigten.«
    Mein Herz krampfte sich zusammen. Ich erinnerte mich an das Mädchen in der Cheerleader-Uniform, wie sie James angestarrt und wie ihre Freundin sie mit sich gezogen hatte. »Musst du ins Gefängnis?«
    »Sie wollen, dass ich gegen die Täter aussage.« Seine Hände waren eiskalt. »Aber ich weiß nicht, was passiert ist. Zu der Zeit war ich noch nicht Billy.«
    Sag ihnen einfach, was sie hören wollen,
hätte ich am liebsten geschrien. Doch ich wusste, dass James nicht lügen würde.
    »Ich muss ihn wieder in seinen Körper zurückbringen«, sagte er. Er sah mir in die Augen und ließ meine Hände los. »Warte im Park auf mich, in dem mit der Hirschstatue.«
    »Wird Mitch dich gehen lassen?«
    »Nein.«
     
    Ich setzte mich an den Sockel der Statue, doch eine Stimme ließ mich sofort wieder aufspringen.
    »Mommy!«
    Der Park war leer bis auf einen kleinen Jungen, der auf einer Schaukel saß und über das ganze Gesicht strahlte. Lächelnd strampelte er mit den Beinen, doch die Schaukel bewegte sich keinen Millimeter. Er sah in meine Richtung, doch er sprach nicht zu mir. Er ignorierte mich, lehnte sich zurück, holte Schwung und warf sich dann nach vorn. Mit einem vergnügten Lachen sprang er von der Schaukel und verschwand wie ein verlöschendes Glühwürmchen. Mir war übel, und ich musste mich an dem eisernen Sprunggelenk des Hirschs festhalten. Nach etwa zehn Minuten kam James.
    Er hatte eine Hand ausgestreckt, und ich rannte auf ihn zu. Bis zur Bushaltestelle sprachen wir kein Wort. Auf der Wartebank kuschelte ich mich an ihn und betete, dass der Bus bald kommen würde. Ich ignorierte die vorbeifahrenden Autos, voller Angst, ein rostiges unter ihnen zu entdecken. James hatte seinen Arm fest um mich geschlungen. Es war nicht kalt, doch meine Zähne klapperten.
    »Meine Eltern denken, ich hätte ein Verhältnis mit Mr. Brown«, erzählte ich.
    »Was?« Er zuckte zusammen.
    »Ich habe alles verdorben.«
    »Sag ihnen, dass ich es bin.«
    Ich überlegte, ob ich ihm sagen sollte, dass ich erst fünfzehn war, doch stattdessen verbarg ich mein Gesicht in seinem Nacken und atmete seinen Geruch ein – süßes Salz, Waschmittel und noch etwas anderes, etwas Unbeschreibliches, das einfach James war.
    Wir stiegen unerkannt in den Bus, und James las den Stadtplan an der Wand, als suchte er dort nach geheimen Anweisungen, wie er Billy zurück in seinen Körper locken könnte.

[home]
    Kapitel 15
    A ls sich James an der Rezeption des Krankenhauses registrierte, tat ich es ihm nach. Ich unterschrieb jedoch ganz automatisch mit »Helen Lamb«, dem Namen meines Vaters oder Ehemannes aus einem Leben, an das ich mich nicht erinnern konnte.
    Die Flure rochen nach Seife und Kaffee. Als wir in ihr Zimmer kamen, saß Billys Mutter in einem Rollstuhl. Ihr nackter Fuß lag in Vernas Schoß, die ihr die Fußnägel in einem hellen Rosa lackierte. Sie lächelte uns zu, als sie uns in der Tür stehen sah.
    »Ich schätze mal, die Katze ist aus dem Sack«, sagte sie.
    James kam näher, den Blick auf Billys Mutter gerichtet. Sie trug einen gelben Bademantel mit kleinen Rosen darauf.
    »Wenn ich nicht so täte, als müsstet ihr Jungs mich hierherfahren«, sagte Verna, »würde Mitch sie niemals besuchen.«
    Doch James hörte ihr gar nicht zu.
    »Wen hast du denn da mitgebracht?«, fragte Verna.
    »Ich bin Jenny«, stellte ich mich vor.
    »Verna, weißt du, wie Drogen das Gehirn verändern?«, fragte James.
    Offen wie eine Sonnenblume und genauso unschuldig blickte sie ihn an. »Ja, Liebling.«
    James hatte es eilig, doch er atmete tief durch und schenkte Verna ein Lächeln. »Mein Gehirn haben sie verändert. Ich kann mich an nichts erinnern. Bist du die beste Freundin meiner Mutter?«
    »Seit wir achtzehn waren.«
    »Könntest du sagen, was mit ihr passiert ist?«, bat er.
    Verna dachte nur

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