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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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stand das Gedicht, das er im Krankenhaus vorgetragen hatte. Heiðar vermutete, dass Fionn es selbst verfasst hatte.
     
    Er wog nachdenklich die beiden Briefe in der Hand. Sein Vater hatte nie die Hoffnung aufgegeben, dass die Frau, die er so sehr liebte, irgendwann zu ihm zurückkehrte. Heiðar schob die Umschläge in die Schachtel. Er beschloss, Fionn diese Briefe zurückzugeben, und er wollte ihn erstmals offiziell in diese Wohnung einladen. Möglicherweise gab es etwas, das sein Vater gerne haben wollte, als Erinnerung an Kristín. Sie könnten gemeinsam die Sachen durchgehen und entscheiden, was sie behalten wollten. Heiðar nahm die Schachtel an sich und verliess die Wohnung.
     
     

Liebende Gefährten

    Rúna versuchte sich zu erinnern, was gestern Abend passiert war. Sie hatten sich leidenschaftlich geküsst und gestreichelt, und sie hatte ernsthaft daran gedacht, mit ihm zu schlafen. Das letzte, woran sie sich zu erinnern glaubte, waren seine zärtlichen Worte gewesen. Eine fremde Sprache, die sie nicht verstand. Er hatte ihr diese Worte schon mehrmals ins Ohr geflüstert, immer vor dem Einschlafen. Und immer wusste sie von da an nichts mehr. Sie wollte wissen, was diese Worte bedeuteten, warum er sie ihr sagte und ob er erklären konnte, weshalb sie sich an nichts mehr erinnerte.

    Heute Abend würde sie jedenfalls nicht zuhören, wenn er ihr ins Ohr flüsterte. Nach der Arbeit wollte sie erst nach Hause, um sich umzuziehen. Er bestand natürlich darauf sie abzuholen. Auch gut, dann blieb ihr genügend Zeit, um die Haare zu waschen. Nach einer heissen Dusche schlüpfte sie in ein langärmeliges T-Shirt, ihr grünes Strickkleid und die hellroten Strümpfe, packte dann rasch ihre Sachen fürs Wochenende, bevor sie in die Küche ging.

    Dort roch es schon lecker nach Abendessen. Snorri stellte gerade eine dampfende Schüssel Spaghetti an Tomatensauce auf den Tisch. “Setz dich, mein Herz. Du musst unbedingt einen Teller mitessen!” Dazu liess sie sich gern überreden und leistete ihm Gesellschaft. Snorri sah sie prüfend von der Seite an. Er war schrecklich neugierig und erleichtert darüber, dass bei Rúna und Heiðar wieder alles in Ordnung war. Es wäre wirklich zu schade, wenn die beiden sich getrennt hätten, sie passten doch so gut zusammen. Rúna war richtig aufgeblüht, seit sie mit Heiðar ausging. Snorri hatte das Gefühl, dass Heiðar es ernst meinte mit Rúna. Wie er sie ansah und jede ihrer Regungen wahrnahm, und wie fürsorglich er sie behandelte. Rúna war doch so sensibel. Snorri wusste sehr viel von ihr – und sie umgekehrt auch von ihm. Seit sie bei ihm eingezogen war, hatten sie unzählige lange Gespräche geführt, hatten über sich selbst und ihre Erfahrungen gesprochen. Mit Rúna konnte man sich toll unterhalten, sie war offen, feinfühlig und verschwiegen. Sie waren echte Freunde und wussten, was sie aneinander hatten.

    Snorri hielt ihr die Schüssel unter die Nase. “Nimm dir einen Nachschlag.” – “Nein, danke, ich bin pappsatt.” Sie drückte die Schüssel entschieden zur Seite. “Was denn? Bei deiner Figur!” Sie rollte genervt die Augen. “Bleibst du übers Wochenende bei Heiðar?” Die beiläufige Frage zauberte eine verräterische Röte in ihr Gesicht. “Ich denke schon.” Als es gleich darauf klingelte, sprang sie hastig auf und stürzte in den Flur, um den Türöffner zu drücken, verschwand dann im Bad. Snorri stand ebenfalls auf, um Heiðar zu begrüssen. “Hallo Heiðar. Komm rein.” Sie gaben einander die Hand, “Rúna kommt gleich, sie musste noch ins Bad”, informierte Snorri. Heiðar wartete geduldig, bis sich die Tür zum Bad endlich öffnete und Rúna mit ihrem unwiderstehlichen Lächeln den Flur erhellte. Das honigblonde Haar trug sie offen, und sie war ungeschminkt. Die sanfte Röte ihrer Wangen passte perfekt zum grünen Strickkleid. “Ich hab’ dich vermisst.” Sie küssten einander zärtlich. Wie betörend sie duftete! Er schloss die Augen und atmete tief ein. Rúna schlüpfte in ihren Mantel und die Stiefel, er schnappte sich ihre Tasche. “Ciao!”

    “Ich hab das Wochenende über frei”, teilte sie ihm mit bedeutungsvollem Lächeln mit, nachdem sie in den Wagen gestiegen waren. “Wie schön, dann können wir ganz viel Zeit miteinander verbringen.” Die saphirblauen Augen blitzten. Heiðar beeilte sich, nach Hause zu kommen.

    “Möchtest du Musik hören?” Er ging zur Stereoanlage im Wohnzimmer und legte die neue CD von

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