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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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hingesetzt haben. Fionn war im Wohnzimmer, darum habe ich vorgeschlagen, dass wir zum Karten spielen rüber gehen. Ich habe gehofft, dass er den Wink versteht und abzieht. Aber du kennst ihn, er hätte wohl den ganzen Abend im Schlafzimmer gestanden.“ - „Tut er das oft? Belauscht er uns auch?“ Sie wurde rot, als sie daran dachte, wobei Fionn sie möglicherweise belauschte – oder schlimmer – vielleicht sogar beobachtete! „Keine Sorge, Rúna. Ich habe deutlich klar gemacht, dass das nicht geht. Er respektiert unsere Privatspähre, deshalb macht es mich so wütend, dass er sich heute nicht daran halten konnte.“

    „Rúna, Heiðar, wir warten! Habt ihr die Spielkarten immer noch nicht gefunden?“, wunderte sich Ulrike. „Lass uns gehen.“ Er holte rasch die Karten aus einem der Bücherschränke im Arbeitszimmer, damit sie endlich loslegen konnten.

    „Ólsen, Ólsen!“ Zum siebten Mal in Folge legte Heiðar als Erster seine letzte Karte auf den Stapel. Pétur schmiss sein Herz-Ass und seine Karo 9 hinterher. „Ich brauche eine Pause“, seufzte er ergeben. Rúna erhob sich schmunzelnd vom Sofa. „Lass uns Kaffee aufsetzen. Papa ist ganz schön frustriert, wenn du ständig gewinnst.“ Sie zog Heiðar mit sich in die Küche. Er setzte die Kaffeemaschine in Gang und holte Tassen und Teller aus dem Schrank, während Rúna das Tiramisu in Portionen schnitt. Geschirr und Besteck wurden flink auf ein Tablett gelegt, dazu Milch und Zucker, dann hatte er endlich Gelegenheit, aufs Wesentliche zurückzukommen, trat lautlos hinter sie, schob mit einer Hand die honigblonden Locken zur Seite und legte vorsichtig ihren Nacken frei. „Du riechst so gut...“ – „Ich hoffe, nicht nach Hund.“ Er fuhr sachte mit den Fingerspitzen vom Haaransatz bis zur Schulter und küsste die Stelle zwischen Schulter und Hals, streifte sie zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. „Was machst du denn da? Du weissst doch, welche Wirkung deine Küsse auf mich haben...“, seufzte sie leise, drehte sich um und zog ihn in die Arme.

    „Ich helf euch beim Servieren.“ Ulrike ertappte die Beiden bei einem leidenschaftlichen Kuss. Es war ihr ein bisschen peinlich, weshalb sie gekonnt vorgab, nichts bemerkt zu haben. Heiðar hatte sie natürlich gehört, aber es war ihm egal. Rúna löste sich rasch von ihm, blitzte ihn vorwurfsvoll an und widmete sich umgehend wieder ihrem Tiramisu.

    „Kann ich bei euch übernachten?“, bat Gæfa als alle wieder im Wohnzimmer versammelt waren und schlemmten. Sie vermisste die grosse Schwester und wollte unbedingt noch etwas Zeit mit ihr verbringen. Rúna warf Heiðar einen fragenden Blick zu, es war schliesslich seine Wohnung. „Na ja, es gibt doch nur ein Schlafzimmer, Gæfa“, merkte Ulrike vorsichtig an. Sie ging davon aus, dass ein frisch verliebtes Paar auf jeden Fall lieber allein sein wollte. Wenn sie da an den innigen Kuss von vorhin dachte... Heiðar schien aber kein Problem damit zu haben: „Du kannst dir gerne mit Rúna das Schlafzimmer teilen. Ich schlafe auf dem Sofa.“ Gæfa strahlte begeistert: „Cool, vielen Dank! Dann können wir die ganze Nacht quasseln, was Rúna?“

    „Schon halb Zwölf? Für uns alte Leute wird es Zeit, ins Bett zu gehen“, meinte Ulrike und stiess Pétur, der schweigend neben ihr sass, leicht in die Seite. „Ich fahr euch“, bot Heiðar an. „Das brauchst du nicht, unser Gästehaus liegt ja gleich um die Ecke. Ein paar Schritte an der frischen Luft werden uns gut tun“, wehrte Pétur ab. Ihm reichte es vollkommen, wenn er sich morgen wieder den flotten Fahrkünsten aussetzen musste. „Okay, dann bring ich stattdessen die Küche in Ordnung.“ Ulrike kriegte einen schwärmerischen Zug um den Mund. „Dann wollen wir dich nicht länger davon abhalten. Gute Nacht. Benimm dich anständig, Gæfa!“ – „Jaa, gute Nacht!“ Die Schwestern kicherten durch den Flur und gingen gemeinsam ins Bad. Pétur wartete geduldig, bis Ulrike in ihre Schuhe geschlüpft war, und sah Heiðar ungerührt dabei zu, wie er ihr in den Mantel half, bevor sie in der kalten November-Nacht verschwanden.

    Während im Bad munter gequatscht wurde, räumte Heiðar flink die Spülmaschine ein, wusch in Windeseile alle Töpfe ab und polierte Tisch und Arbeitsflächen auf Hochglanz. Seit er mit Rúna zusammen war, gab er sich sehr viel Mühe im Haushalt. Sie sollte auf keinen Fall denken, er bräuchte jemanden, der seine Wohnung in Schuss hielt.

    Die Badezimmertür

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