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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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hat. Du fährst doch einwandfrei – ich fürchte mich jedenfalls nicht“, schloss Ulrike das Thema.

    Zu Hause schickten sie den Besuch ins Wohnzimmer, damit sie in Ruhe – und vor allem in unsterblichem Tempo – kochen konnten. „Macht es euch gemütlich, wir sind dann mal in der Küche.“ Rúna überprüfte, ob alle zu trinken hatten und stellte eine Schale mit Knabbergebäck auf den Couchtisch. Pétur widmete sich dem Krimi von Örn Eyvindsson, damit konnte er prima die Wartezeit bis zum Abendessen vertreiben. „Ich helfe euch“, bot Ulrike an und wollte schon aufstehen. „Nicht nötig Mama, das kriegen wir locker auf die Reihe. Bleib sitzen und geniess es, bekocht zu werden!“

    Heiðar hatte bereits Kartoffeln und Rote Bete geschält und war dabei, die Zwiebeln für den Spinat in winzige Würfel zu schneiden. Rúna übernahm es, die Lachsseite zu würzen. „Sag mal, habt ihr auch einen Hund?“ Rúna wirkte überrascht. „Nein, wieso fragst du? Tut mir leid, dass ich dir unsere Katze verschwiegen habe...“ – „Es geht nicht um die Katze. Aber dein Vater... Nun, wenn du beim Reiten warst, riechst du ein bisschen nach Pferd. Dein Haar, dein Gesicht, deine Hände und deine Kleidung.“ – Und was hat das mit Papa zu tun? Und mit Hunden?“ – „Das klingt jetzt irgendwie blöd, aber er riecht ein bisschen nach Hund. Nicht aussenrum, sondern tief drinnen, im Kern. Ich habe den Geruch erst bemerkt, als er ganz dicht vor mir stand, er ist kaum wahrnehmbar, und ausserdem hat er ein seltsames Funkeln im Blick.“ – „Du glaubst aber nicht, dass das etwas mit der Geschichte von Bjálfi zu tun hat? Denkst du, dass es Abendwölfe und Berseker tatsächlich gab?“ – „Na ja, mich gibt’s ja schliesslich auch. Und denk an die Elfen...“ Rúna lachte amüsiert auf. „Papa ist zwar abends auch bloss eingeschränkt geniessbar, aber er ist ein friedfertiger Mann. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals ausgerastet wäre. Und er schleicht nicht bei Vollmond aus dem Haus, um sich draussen in der Heide zu verwandeln.“ – „Mooment, Rúna. Genau wie bei den Unsterblichen sollte man Mythos und Wahrheit trennen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mensch tatsächlich die Gestalt wandelt. Genausowenig, wie ein Unsterblicher zur Fledermaus wird. Die sogenannte Verwandlung findet wohl eher in einer Wesensveränderung statt.“ – „Klingt einleuchtend. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Fionn sich in einen kleinen Flattermann verwandelt. Aber mal angenommen, Bjálfi war tatsächlich ein Abendwolf – was bedeutet das für meinen Vater?“ – „Nichts weiter. Wenn es ein Erbe gibt - worauf sein ungewöhnlicher Geruch und sein aufmerksamer Blick hindeuten könnten – dann scheint dein Vater nichts davon zu ahnen. Er hält die Geschichte für Fantasie.“ Rúna rollte die Augen. „Du hast aber nicht vor, ihm davon zu erzählen? Er würde dich glatt für verrückt erklären!“ – „Natürlich nicht. Diese Mutmassungen müssen genauso geheim bleiben, wie meine Herkunft.“ – „Wir könnten Fionn danach fragen. Möglicherweise weiss er etwas über Berserker und Abendwölfe.“ – „Gute Idee, das machen wir.“ Heiðar schnappte sich das Blech mit der Lachsseite vom Tisch und schob es rasch in den Ofen.

    Ulrike staunte, als sie keine halbe Stunde später die aufgetragenen Speisen auf dem Tisch musterte: „Das ist ja unglaublich, was ihr da in so kurzer Zeit hingezaubert habt!“ – „Na ja, wir haben schliesslich zu zweit gekocht, dann geht es doppelt so schnell“, spielte Rúna ihre Leistung herunter. Diesen Mann sollte sich ihre Tochter unbedingt warm halten, fand Ulrike.

    „Dein Telefon, junge Dame!“ Pétur hielt unerbittlich die Hand ausgestreckt. „Oh, Mann!“ – „Du bekommst es nach dem Essen wieder.“ Gæfa gehorchte stinksauer und weigerte sich, auch bloss ein Wort zur angeregten Unterhaltung beizusteuern. War aber nicht weiter schlimm, Rúna und Heiðar erzählten gerade, wie sie sich kennengelernt hatten, da konnte sie eh nichts beisteuern.

    „Weil er nicht wusste, was er sagen sollte, hat er sich spontan nach dem neuesten Buch von Örn Eyvindsson erkundigt, obwohl er gar kein Krimi-Fan ist.“ – „Ist aber gar nicht mal so schlecht“, räumte Heiðar ein, „Ich könnte durchaus auf den Geschmack kommen.“ – „Ich mag Krimis. Leihst du mir das Buch, wenn du es gelesen hast?“, bat Pétur. „Klar, nimm es ruhig mit, wir haben es beide schon durch.

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