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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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knarrte, dann tappten vier nackte Füsse durch den Flur in die Küche. Gæfa im rosa Pyjama, Rúna trug eines seiner T-Shirts. „Wir gehen jetzt zu Bett!“, kicherte es im Duett. Rúna benahm sich fast so albern wie der Teenager. „Kriegen wir einen Gute-Nacht-Kuss?“ Sie stellte sich mit unschuldigem Augenaufschlag vor ihn hin und spitzte die Lippen. Heiðar musterte die beiden Kichererbsen amüsiert, dann kriegte Rúna einen Kuss auf den Mund, Gæfa einen auf die Stirn. „Gute Nacht, ihr Beiden.“ Er grinste und widmete sich wieder dem Spültrog, um ihn ein weiteres Mal zu polieren. Nachdem die Schwestern im Schlafzimmer verschwunden waren, ging er ebenfalls kurz ins Bad und legte sich anschliessend aufs Sofa.

    Pétur und Ulrike waren heil im Gästehaus angekommen und hatten sich bereits für die Nacht umgezogen. Ulrike bürstete ihr hellbraunes Haar, das da und dort ein paar silberne Strähnen aufwies, Pétur hatte es sich mit Krimi und Lesebrille im Bett gemütlich gemacht. „Wie findest du ihn?“ – „Ha?“ – „Wie findest du ihn?“ Er runzelte leicht genervt die Stirn, bevor er antwortete: „Ziemlich spannend. Eben wurde ein Toter entdeckt.“ – „Ich meine doch nicht den Krimi! Ich spreche von Heiðar - er ist ein flotter Kerl, nicht wahr?“ - „Ich hoffe, er ist nicht so flott wie dieser Thomas“, bemerkte Pétur beiläufig und starrte weiter ins Buch. Ulrike winkte ab. „Ach, man darf nicht immer gleich das Schlimmste denken! Natürlich sieht er sehr gut aus, aber das muss ja nicht heissen, dass er es nicht ernst meint. Du hast doch gehört, wie er sagte, dass er Rúna liebt und um keinen Preis hergeben möchte. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er mit ihr eine Familie gründet.“ Pétur sah ein, dass er eine Lesepause einlegen musste. „Den Eindruck hatte ich nicht unbedingt. Die beiden müssen sich doch erst mal richtig kennenlernen. Du hast es schon wieder viel zu eilig, mein Herz!“ – „Aber immerhin hat er einen guten Beruf.“ – „Du hast Recht, in dieser Beziehung scheint er solide zu sein. Und er war ein toller Sportler, mit Kampfgeist und Biss, das prägt den Charakter. Ich hoffe, Rúna wird glücklich mit ihm.“ – „Sehr gute Umgangsformen hat er auch. So etwas findet man heutzutage nicht oft. Er hat kein einziges Mal „Ha?“ gesagt, und er weiss, wie man sich den Damen gegenüber zu verhalten hat.“ – „Er mag gut erzogen sein, aber dieser Pipifax ist nicht wichtig für eine dauerhafte Beziehung! Ich glaube, er versucht bloss, einen möglichst guten Eindruck bei uns zu hinterlassen. Kein Wunder, dass er von ewiger Liebe spricht und dir ständig die Tür aufhält.“ – „Ach, Pétur. Gib ihm eine Chance. Du glaubst immer noch, dass Elías der richtige Mann für Rúna ist.“ – „Elías ist ein feiner Kerl, dabei bleibt es. Ich muss mir erst ein Bild von Heiðar machen.“ Damit war für Pétur das Thema erledigt. Er steckte demonstrativ seine Nase ins Buch und machte klar, dass er keine Lust mehr hatte, über Rúnas Freund zu spekulieren. Ulrike legte seufzend die Haarbürste beiseite. „Aber er ist echt flott!“

    Im Doppelbett an der Njálsgata wurde immer noch grundlos gekichert. „Diesen Siggi find ich echt süss“, schwärmte Gæfa. „So? Wie sieht er denn aus?“ – „Oh, er hat langes braunes Haar, das ihm bis über die Augen fällt. Er schüttelt immer den Kopf, und dann sieht man seine schönen braunen Augen. Aber er ist ziemlich klein, kleiner als ich.“ – „Weiss er denn, dass du auf ihn stehst?“ – „Natürlich nicht! Das wäre einfach zu peinlich! Ich glaube, er steht auf Lísa, er ärgert sie ständig.“ Rúna erinnerte sich schmunzelnd daran, wie es gewesen war mit Vierzehn. Sie fühlte eine angenehme Müdigkeit und kuschelte sich noch tiefer in Heiðars Kissen.

    „Du liebst ihn sehr“, stellte Gæfa mit ernster Stimme fest. „Liebst du ihn so wie Elías?“ Rúna schwieg einen Moment, antwortete dann in die Dunkelheit des Schlafzimmers, im Bewusstsein, dass nicht nur ihre Schwester zuhörte. „Ja, ich liebe ihn sehr. Er ist etwas ganz Besonderes.“ – „Weisst du, ich finde ihn ganz okay, ich meine, obwohl er Lehrer ist.“

    Heiðar lauschte und grinste. Er hatte endlich Gnade gefunden vor Gæfa. „Mama ist auch total begeistert von ihm.“ Rúna fragte sich, ob ihre Mutter auch noch so angetan wäre, wenn sie wüsste, dass Heiðar der Sohn eines Unsterblichen war? Gæfa würde das vermutlich einfach

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