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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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vor Zorn und Angst. Er ertrug es nicht, Aidan dort liegen zu
sehen, um den Sonnenaufgang zu erwarten und die schrecklichen Qualen zu
erleiden, die jedem Vampir von der Sonne drohten. Aber es gab nichts, was er
dagegen unternehmen konnte.
    Er blieb, solange er dazu in der
Lage war, und als er die erste Morgenröte am Horizont aufsteigen sah, versuchte
er, sich in eine Art Schild zu verwandeln, um seinen Freund damit zu bedecken. Aber
da er aus Nichts bestand, konnte er ihm keinen Schutz bieten.
    Als das erste Licht die verschneiten
Hügel berührte und den Kreis von Steinen erreichte, wo Aidan lag, kehrte
Valerian in seinen eigenen, weit entfernten Körper zurück.
    Neely saß still auf der winzigen Terrasse
ihres Hotelzimmers in Phoenix, trank eisgekühlten Tee und starrte auf das
türkisfarbene Wasser des Pools vor ihr. Die Sonne schien, und es war ziemlich
warm.
    Neely griff nach dem Eistee und
trank einen weiteren Schluck davon. Sie kannte keine Menschenseele in Arizona,
aber sie war froh, allein zu sein. Vor allem in jenen eigenartigen Momenten,
wenn ihre Benommenheit wich und sie in höchstem Maße empfindlich war für
Schmerzen, so sensibel, daß sie sogar einen Lufthauch als quälend empfand.
Während dieser Perioden kam ihr selbst das leiseste Geräusch unerträglich laut
vor und hämmerte gegen ihre Sinne, bis sie zitterte.
    Sie mußte nachdenken. Das war es,
was sie ihrem Bruder gesagt hatte, an jenem ersten Abend in den Vereinigten
Staaten, als sie ihn angerufen hatte. Sie hatte Geld, denn seit die Drogenhändler
sie nicht mehr verfolgten, kam sie wieder an ihre eigenen Konten heran. Sie
würde in Ruhe abwarten und später, falls es nötig war, ungestört und in Frieden
um Aidan trauern. Bevor sie jedoch anfangen konnte, ein neues Leben für sich
aufzubauen, mußte sie zuerst die rauhen Stellen in ihrer Seele glätten.
    Neely beabsichtigte, sich so schnell
wie möglich wieder einen Job zu suchen, ein Apartment zu kaufen, ein Auto und
sich einen neuen Freundeskreis zu schaffen. Sie hatte nicht vor, tatenlos
herumzusitzen, während sie auf Aidan wartete, obwohl es keineswegs in ihrer
Absicht lag, andere Männer kennenzulernen. Denn eins war Neely klar: Sie würde
für den Rest ihres Lebens, und vielleicht sogar in alle Ewigkeit, keinen anderen
lieben als Aidan Tremayne.
    Neely schloß die Augen und lehnte
sich in dem Liegestuhl zurück. Es erschreckte sie, daß sie manchmal dazu
imstande schien, sich einzureden, daß sie sich all diese phantastischen
Erfahrungen mit Aidan und seinen Gefährten nur eingebildet hatte. Und dabei
waren sie doch so real, diese Erinnerungen, so bunt und schillernd, daß sie nie
wieder aus ihrem Gedächtnis weichen würden.
    Nein, sie wollte nicht vergessen.
    Oft erwachte sie mitten in der Nacht
und glaubte, Aidan neben sich zu spüren, und weinte, wenn sie merkte, daß sie
allein war. Sie gab sich die größte Mühe, die Wirklichkeit zu akzeptieren:
Aidan war ein Vampir, mit allem, was damit zusammenhing. Wenn er bei dem
seltsamen Experiment, das er vorgehabt hatte, nicht umgekommen war, würde er
sie finden.
    Das erste, was Aidan zu Bewußtsein kam,
war das Licht. Funkelndes, strahlendes, helles Licht. Er wartete
darauf, daß die Helligkeit ihn verzehrte, doch statt dessen strich sie warm
über seine Haut wie ein heilender Balsam. Langsam öffnete er die Augen, sah
nichts außer diesem schimmernden Glühen und schloß sie wieder.
    Seine nächste Empfindung war Kälte.
Lieber Himmel, er lag im Schnee — nackt wie ein neugeborenes Kind!
    Aidan versuchte, die Hände zu
bewegen, aber sie ruhten schwer an seinen Seiten. Wo war er? In der Hölle?
Nein, das wäre ein schlechter Scherz, dachte er, wenn dieser Ort sich als
eisiges Loch herausstellen sollte!
    »Um Himmels willen, Martha!« dröhnte
eine Männerstimme irgendwo über ihm. »Er ist völlig nackt! Und bei diesem Wetter!
Vielleicht ist er ein Druide oder irgend so etwas ...«
    Jemand hockte sich neben Aidan
nieder. Er fühlte eine Frauenhand auf seiner Schulter, kräftig und angenehm
warm. »Druide oder nicht — es geht ihm schlecht. Lauf und hol die Wolldecke aus
dem Wagen, Walther! Und dann laß uns versuchen, den armen Mann zusammen
aufzuheben.«
    Aidan spürte die rauhe Decke an
seiner Haut und fühlte, wie die beiden Menschen ihn aufrichteten. Er konnte
weder sehen noch sprechen, doch während er zwischen seinen Rettern dahinstolperte,
machte er eine ganz andere Erfahrung. Er atmete!
    Aidans Seele machte einen

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