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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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mich freuen würde, ihn bald wiederzusehen!«
    Jetzt lächelte Sakima mich an! Irgendetwas Schelmisches blitzte aus seinen Augen. Er würde es ihm ausrichten, da war ich mir ganz sicher. Die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten wild beim Gedanken an Yuma, doch ich musste mich auf den Heimweg machen. Es fiel mir schwer zu gehen, und ein ungutes Gefühl begleitete mich auf der Fahrt.
    Je näher ich unserem Haus kam, umso unsicherer wurde ich. Draußen wurde es bereits duster, der Mond zog allmählich auf. Als ich ausstieg, umhüllte mich eine idyllische Ruhe, aber sie war mehr Schein als Sein. Ich schlug vorsichtig die Autotür zu; es sollte mich keiner hören, da ich noch nicht vorhatte, ins Haus zu gehen. Ich genoss den Frieden und die Stille der bevorstehenden Nacht, denn ich wusste, dass mich im Haus Schelte erwarten würde – ich war schließlich nicht bei Brock gewesen. Zudem war Mia angeblich und unangekündigt auf Klassenfahrt, und ich hatte einfach mal so eine Doppelschicht gemacht, ohne vorher Bescheid zu geben.
    Das war mit Abstand das Dreisteste, was wir uns je erlaubt hatten. Mir wurde ganz flau im Magen. Erst jetzt erkannte ich, wie riskant diese Lügen waren. Beklommen schaute ich zu den kleinen Fenstern unseres Hauses …
    Stille lag dahinter, keine Schreie, kein Weinen, kein Klagen. Noch nicht mal das Licht war angeschaltet, obwohl die Dunkelheit zunahm – aber im Haus war alles stockfinster. Ob Vater noch bei Magnus war? Kai hatte versprochen, sich mit Nino in Sicherheit zu bringen, was immer er auch damit gemeint hatte. Ich atmete tief durch und trat schließlich ein. Der vertraute modrige Geruch schlug mir sofort in die Nase, aber noch immer vernahm ich keinen Laut – alles war still … totenstill! Ein beklemmendes Gefühl beschlich mich, etwas Unheimliches lag in der Luft. Ich hätte nicht einfach verschwinden sollen, meine Geschwister alleine lassen und schöne Stunden mit Sakima verbringen dürfen! Mein schlechtes Gewissen machte mir plötzlich zu schaffen. Ängstlich schlich ich durch die Räume; niemand war zu sehen. Nur in der Küche, da stand die alte Tür, die in den Keller führte, sperrangelweit offen.
    Ein Schauer jagte mir über den Rücken. Für gewöhnlich betrat nur ich die Kellerräume, um Nahrungsvorräte nach oben zu holen. Ob Kai unten war? Am liebsten wäre ich in mein Zimmer gegangen und hätte mich hingelegt, aber eine böse Vorahnung drängte mich die alten Steinstufen nach unten. Ich ging ganz langsam, ohne auch nur ein winziges Geräusch zu machen. Mein Gehör war bis zum Äußersten angespannt. Mir war, als würde ich Laute vernehmen.
    Ein Räuspern? Oder war es ein Winseln?
    Etwas hechelte … bekam offenbar schlecht Luft. Auf alle Fälle war da jemand! Die Angst fuhr mir in die Knochen und ich blieb wie angewurzelt auf der letzten Stufe stehen. Ich spähte in den düsteren Gang. Es war stockfinster, nirgends brannte ein Licht.
    Doch, da … ein Schatten! Unter der letzten Tür am Ende des Ganges drang durch den Spalt ein heller Schein hervor. Er flackerte auf, tanzte auf dem kargen Steinboden. Vermutlich hatte jemand eine Kerze in dem Raum dahinter angezündet. Sollte ich jetzt vor- oder zurückgehen? Alles in mir drängte danach zurückzugehen, nach oben zu laufen, am besten raus aus dem Haus und weit weg … aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich bleiben und nachsehen musste.
    Das furchterregende rasselnde Geräusch wurde unterdessen stärker. Plötzlich hörte ich ein Stöhnen. Es folgte ein »Aah«!
    Mein Herz setzte für einen Moment aus. Das klang nach Kai! All meine Sorgen, all meine Furcht waren wie ausgeblendet. Ich nahm die letzte Stufe, rannte durch den feuchten, dunklen Gang bis ans Ende und verharrte nur eine Sekunde vor der schweren Holztür, ehe ich sie beherzt öffnete. Sie knatterte und das Grauen schlug mir entgegen. Meine Hände fuhren zitternd an meinen Mund und hielten ihn krampfhaft zu, da ich ansonsten laut losgeschrien hätte.
    Kai und Nino … Beide waren halb nackt und blutüberströmt!
    Sie waren mit schweren Ketten und einem Schloss an die Heizungsrohre gefesselt. Kai war bei Bewusstsein, er hob kurz den Kopf, um mir einen kläglichen Blick zuzuwerfen, aber Nino gab gar kein Lebenszeichen mehr von sich.
    Ich fiel vor beiden auf die Knie und begann zu weinen.
    »So, so … du hattest also Doppelschicht und die kleine Rotznase ist auf Klassenfahrt«, ertönte plötzlich die kalte Stimme unseres Vaters und ich fuhr erschrocken zusammen.

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