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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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sollte heute Abend in dem großen Kessel eine Suppe gekocht werden. Kaya suchte dafür sämtliche Zutaten zusammen und backte nebenher noch frisches Brot. Ich traf Anouk im Garten. Sie suchte Kräuter für den Tee, den es geben sollte, und Mia bastelte Kränze aus frischem Salbei. Die Kränze hatten verschiedene Größen, sodass sie sowohl um den Hals als auch auf dem Kopf getragen werden konnten. Dann nahm Mia noch getrocknete Salbeiblätter und band für Bob mehrere Büschel zusammen.
    »Tunkasila wird bestimmt wieder räuchern. Der Salbei riecht so gut, wenn man ihn anzündet. Viele Indianer benutzen ihn bei Zeremonien«, erzählte sie mir stolz. Nun wusste ich, weshalb rund um Anouks Haus massenweise wilder Salbei wuchs, und er duftete wirklich gut, nicht nur, wenn man ihn anzündete. Ich zog es vor, den Rest des Tages mit Mia und Sakima zu verbringen. Als es dämmerig wurde und die Moores sich alle bei der Feuerstelle versammelten, um mit der Zubereitung der Suppe zu beginnen, schlenderte ich zu Eyota. Der Hengst stand nahe dem Waldrand unter einem Unterstand. Als er mich kommen sah, galoppierte er augenblicklich zu mir.
    Ich hatte Zucker in der Hosentasche und einen Bündel Karotten für ihn mitgebracht. Er aß alles sofort aus meiner Hand und ließ sich ausgiebig streicheln. Wie gerne wäre ich auf seinen Rücken gestiegen … Wenn ich an das berauschende Gefühl von vergangener Nacht dachte, wollte ich nur noch eines: reiten! Aber alleine wagte ich es nicht.
    »Kira, komm doch zu uns!«, rief es von fern. Es war Kaya. Ich blickte zu Sakima, der neben mir stand. »Ehrlich gesagt will ich nicht zu ihnen, was meinst du? Ich würde lieber bei Eyota bleiben und auf Yuma warten!« Sakima grunzte, er war offenbar der gleichen Meinung wie ich; daher folgten wir Kayas Aufforderung nicht. Aber sie gab nicht auf und schickte Mia zu mir. »Kira, willst du nicht zu uns ans Feuer kommen? Die Suppe ist gleich fertig!«
    »Ich habe keinen Hunger und möchte viel lieber noch ein bisschen hierbleiben!«
    »Du wartest auf Yuma, stimmt’s?«, fragte sie mit ihrer hohen Kinderstimme und lag goldrichtig. Ich nickte schweigend.
    »Na, schön. Dann komm halt später, wenn er da ist!« Mit diesen Worten verschwand Mia wieder. »Yuma wird kommen, oder?«, vergewisserte ich mich bei Sakima. Er nickte. »Wann?«
    Sakimas Blick wanderte zum Himmel, dann bellte er kurz.
    »Orientierst du dich am Mond? Ich kann dir sagen, wie spät es ist: halb zehn!« Wieder bellte Sakima und legte sich ins Gras neben Eyota, aber mit einem Auge blinzelte er ständig zum Himmel.
    Es war kurz nach zehn, als er plötzlich aufsprang, bellte und gehen wollte. »Hey! Wo willst du hin? Warte!« Sakima blieb stehen, drehte sich zu mir um und schüttelte seinen Kopf. »Ich darf wieder nicht mitkommen, richtig?« Die Antwort wusste ich auch ohne sein deutliches Nicken. Bedrückt blieb ich zurück und sah mit an, wie Sakima durchs Scheunentor ging, genau wie am Abend zuvor. Sobald er aus meiner Nähe verschwunden war, überkam mich ein Gefühl von Traurigkeit. Ich ging langsam zum Weidezaun, um mich dort ins hohe Gras zu setzen und Eyota zu beobachten. Während ich ihm beim Fressen zusah, fuhren meine Hände sacht über die Grashalme der Wiese und ich pflückte einen Halm, um ihn mir seitlich in den Mund zu stecken. Als ich darauf kaute und noch einmal zur Scheune sah, durchfuhr mich ein unsagbarer Stich. Yuma! Er kam aus demselben Scheunentor, durch das Sakima eben hineingegangen war!
    Ich war perplex, mein Mund stand einen Spalt offen und der Grashalm fiel heraus … Irritiert blickte ich Yuma an, der ohne Umschweife zu mir kam. Wo war er den ganzen Tag gewesen? Etwa in der Scheune? Wechselte er sich mit Sakima ab? Einer ging, der andere kam? Was war das nur für ein dummes Spiel? Tausend Fragen brannten mir auf der Zunge, doch ehe ich nur eine davon stellen konnte, sagte Yuma einen kurzen Satz, der nicht deutlicher hätte sein können. »Frag nicht!«
    Ich lachte sarkastisch auf. Aus meinen Augen strahlte das pure Unverständnis. »Ich darf nicht fragen, weshalb du Tag für Tag verschwunden bist, aber dir habe ich alles erzählt, gar Dinge offenbart, die niemand erfahren sollte. Bist du eigentlich sauer darüber, dass Anouk uns belauscht hat? Oh, und dass meine Brüder schon zwei Tage bei euch sind, weißt du gewiss auch, oder?«
    Meine Worte klangen niedergeschlagen und traurig – so, wie ich mich fühlte.
    »Ich finde es nicht gut, dass Anouk uns belauscht

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