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Silvy macht ihr Glück

Silvy macht ihr Glück

Titel: Silvy macht ihr Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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gewesen?“
    „Nächsten Donnerstag ist es unmöglich, leider. Da will Frau Allen einen Ausflug nach Dinard machen.“
    „Wenn ich doch als Fliege an der Wand oder auf dem Steuer mitfahren könnte. Aber versuche es dann für übernächsten Donnerstag. Sieh her, da hast du etwas, darin kannst du über Mont-Saint-Michel lesen. Sage mir nachher, ob du nicht Lust hast, es zu sehen. Wann kommst du von Dinard zurück?“
    „Das ist nicht vorauszusagen.“
    „Kannst du dich nicht melden, wenn du zurück bist? Die Abende gehören dir doch allein, da könnten wir schon etwas unternehmen.“
    „Ich rufe dich an. Welche Nummer hast du denn?“
    „Frage nur nach dem Maître d’hôtel, dann bekommst du die Nummer.“
    Der Diener mit dem Pokergesicht kam jetzt herein, korrekt und würdevoll wie immer. Und nacheinander tröpfelten auch die anderen herbei, einige, die Sylvi schon am ersten Tag getroffen hatte, einige Neue. Das wechselte von Tag zu Tag, von einer Mahlzeit zur anderen. Und Sylvi fand es immer wieder lustig, wenn die Kammerzofen und Chauffeure ihrem Ärger über die Herrschaft Luft machten. Der Filmstar Diana Dane etwa mit dem krankhaften Hang für Reklame hatte Berge von Koffern mit sich. Sie konnte sich nie zweimal in demselben Kleid zeigen, und die arme kleine Yvette schwitzte über den kostbaren Roben, die trotz aller Sorgfalt in den Koffern etwas zerdrückt worden waren und mit federleichter Hand gebügelt werden mußten. Und Yvette mußte sekundengenau die Zeit abpassen, denn Diana wollte sich nie im Speisesaal zeigen, ehe er voll besetzt war, sie mußte eben ihren Auftritt haben. Und Diana mußte Tomatensaft und Orangensaft haben, eine halbe Grapefruit ohne Zucker, sie mußte massiert und frisiert werden, das Badewasser mußte genau die richtige Temperatur haben, ach, es war schon anstrengend, Yvette zu sein.
    Aber das merkwürdige war, daß Yvette sofort in Harnisch geriet, wenn jemand anders Diana kritisierte. Niemand hatte das Recht, ihre Madame zu kritisieren. Der Umwelt gegenüber hielt Yvette eisern zu ihrer Diana, ein Zug, den sie übrigens mit den anderen gemeinsam hatte. Selber konnten sie natürlich kritisieren und stöhnen und sich beklagen, aber Gnade den Außenstehenden, die sich derartiges erlaubten!
    Sylvi trank ihren Kaffee und las den Prospekt, den Jörn ihr gegeben hatte. Er enthielt schöne Photos von einem Kloster auf einem hohen Felsen. Sicher wäre es interessant, das zu besichtigen.
    Wenn sie doch am übernächsten Donnerstag freibekommen könnte! Frau Allen war so gut, ob sie es wohl wagen konnte, sie darum zu bitten?
    Später fuhr sie Frau Allen, die Amerikanerin und ein belgisches Ehepaar nach St. Malo. Während die anderen eine längere Mittagsrast einlegten, besah Sylvi sich die kleine Stadt. Das alte majestätische Schloß „La grande Porte“, die winkligen alten Gassen, es war alles so neu und seltsam für sie, und sie fühlte sich plötzlich einsam. Sie versuchte sich vorzustellen, daß Jörn bei ihr wäre oder Jean Garnier. Ja, welcher eigentlich? Mit wem mochte sie im Grunde lieber beisammen sein? Wünschte sie Jörn herbei mit seiner Ungezwungenheit, Freundlichkeit, Natürlichkeit oder Jean mit den feurigen Augen, der ausgesuchten Höflichkeit, der sichtbaren Verliebtheit? Denn Jean war verliebt in sie, daran war kein Zweifel.
    Sylvis Herz schlug stärker. Heute nachmittag würde sie wieder mit Jean gemeinsam schwimmen und an seiner Seite in dem weichen warmen Sand liegen, seine Stimme hören, die leise Stimme mit den wunderlich heißen Untertönen.
    „Es wird ein bißchen viel Fahrerei für Sie“, sagte Frau Allen, als sie heimgekommen waren. „Und ich hatte Ihnen doch mitten am Tag Freizeit versprochen.“
    „Aber nein, ich habe doch jeden Abend frei und oft auch am Nachmittag.“
    „Mal sehen…Heute ist Montag, morgen ist wieder ein Ausflug, und für Donnerstag habe ich Mrs. Hyde versprochen, sie mit nach Dinard zu nehmen. Aber hören Sie, zum Ausgleich sollen Sie den ganzen Mittwoch freihaben, den ganzen Tag von morgens bis abends. Freut Sie das?“
    „Ja, das ist riesig nett von Ihnen, gnädige Frau. Da will ich einen langen Ausflug machen.“
    „Ja, tun Sie das nur.“ Frau Allen dachte einen Augenblick nach. „Sie behandeln das Auto so gut, liebes Kind, ich vertraue Ihnen. Also benützen Sie es nur den ganzen Mittwoch, da kommen Sie ordentlich herum und können sich umsehen.“
    „Frau Allen, Sie sind so… so gütig, daß ich gar nicht weiß, was ich

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