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Silvy macht ihr Glück

Silvy macht ihr Glück

Titel: Silvy macht ihr Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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sagen soll“, brach es aus Sylvi hervor.
    „Sie sind doch selber ein gutes Mädchen, oder nicht? Nun gehen Sie nur und putzen Sie Ihr Hätschelkind. Und schönen Dank für heute. Vor morgen früh brauche ich Sie nicht mehr.“
    Die Nachmittagssonne glühte. Sylvi traf Jean am gewohnten Strandplatz. Er sprang auf, als sie sich näherte.
    „Endlich! Ich habe die Minuten gezählt. Sollen wir Tee trinken, oder wollen Sie zuerst baden?“
    Sylvi wollte zuerst schwimmen. Sie fühlte sich warm und verschwitzt nach dem anstrengenden Vormittag. Sie schwamm zu dem entferntesten Floß, Seite an Seite mit Jean.
    „Sind alle jungen Damen in Norwegen so gute Schwimmerinnen?“ fragte Jean.
    Er war selbst ein guter Schwimmer, aber das war auch nötig, um bei Sylvi mitzuhalten.
    „Die meisten“, lachte Sylvi. „Übrigens liebe ich Sport überhaupt.“ Sie erreichten das Floß und kletterten hinauf. Jean war zuerst oben und reichte ihr die Hand. Er behielt sie auch in der seinen, nachdem sie sich hingelegt hatten, um zu verpusten.
    „Welche Art von Sport treiben Sie denn, Sylvi?“
    „Alles mögliche. Reiten, Tennis…“
    „Sie spielen Tennis? Dann müssen wir aber wirklich eine Partie zusammen spielen.“
    „Ich habe keinen Schläger mit.“
    „Den können wir doch herbeischaffen. Was tun Sie sonst noch? Fahren Sie vielleicht auch Auto?“
    Jean lag mit dem Gesicht gegen die Sonne und mit geschlossenen Augen, und das war ein Glück, denn sonst wäre er wohl erstaunt gewesen über Sylvis sehr breites Lächeln.
    „Doch ja, das auch.“
    „Sylvi, Sie imponieren mir immer mehr. Und wie gut Sie Französisch sprechen. Gibt es so gute Schulen in Norwegen, oder…“
    „Ich war ein halbes Jahr in Grenoble und ein halbes Jahr in Paris.“
    „Aber trotzdem. Daß Sie in einem Jahr eine Sprache so gut lernen können! Denn Französisch ist doch schwer, nicht wahr?“
    „Doch, ja. Aber es wird behauptet, daß Norwegisch noch schwerer ist.“
    „Denken Sie mal, ich kann kein einziges Wort Ihrer Sprache. Sagen Sie mal etwas auf norwegisch.“
    „Was soll ich denn sagen?“
    „Was heißt zum Beispiel, ja… zum Beispiel: Wie heißen die drei Worte, die man immer zuerst in jeder Sprache lernt?“
    „Takk for maten“, sagte Sylvi und kicherte.
    „Sie machen sich über mich lustig.“
    „Nein, durchaus nicht.“
    „Sylvi, Sie sind ein Schelm. Sagen Sie es noch einmal.“
    „Takk… for… maten.“
    „Bedeutet das wirklich je vous aime’?“
    „Ach, mein Lieber…Das wollten Sie wissen? Nein, es bedeutet ,merci pour le manger’. Das sagen wir in Norwegen nämlich immer, wenn wir gegessen haben.“
    Er stützte sich auf die Ellbogen und blickte lächelnd herunter auf ihr Gesicht.
    „Sie sind eine Spitzbübin, Sylvi, ein unartiges kleines Mädchen. Und unartige kleine Mädchen müssen bestraft werden, streng.“
    Er beugte sich dichter über sie. Sylvi rührte sich nicht. Ihr Herz schlug so stark, daß sie meinte, er müsse es durch den nassen Badeanzug hindurch sehen können.
    Sie wußte, daß er sie küssen würde, und sie fühlte sich wie gelähmt, von der Sonne, der See und von seinen feurigen Augen.
    Er strich seine Wange behutsam gegen die ihre, und dann auf einmal beugte er sich nieder und küßte sie auf die nackte Schulter.
    Sylvi richtete sich langsam auf, blieb mit den Händen um ihre Knie geschlungen sitzen und starrte vor sich hin. Sie wußte nicht, was eigentlich in ihr vorging, wußte nicht, ob sie Jeans Kuß mochte oder nicht. Hätte er sie so geküßt, wie sie es erwartet hatte, da wäre alles viel einfacher gewesen. Aber dieser Kuß auf die Schulter, der war so viel intimer, das war etwas anderes, mehr…
    „Sylvi“, er ergriff ihre Hand. „Sie sind wunderbar, ein wunderbares kleines Mädchen.“
    „Wir wollen zurückschwimmen.“
    „Sind Sie böse auf mich, Sylvi?“
    „Nein Jean. Aber nun wollen wir zurückschwimmen.“
    Dann sprang sie, und das kühle Wasser schlug über ihr zusammen, über dem Kopf, dem Hals und der Schulter, die Jean geküßt hatte.
    In einem kleinen Strandrestaurant tranken sie Tee, und das kleine Intermezzo auf dem Floß wurde zwischen ihnen nicht erwähnt.
    „Sylvi, könnte ich Sie nicht einen Tag lang ganz für mich haben? Können wir nicht mal zusammen einen Ausflug machen? Natürlich, wenn Madame Allen mitkommen will…“
    „Aber nein“, sagte Sylvi. „Wie Sie wissen, ist es bei uns nicht so. Es ist durchaus nicht unkorrekt für ein junges norwegisches Mädchen,

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