Simplify Diaet - Einfach besser essen und schlank bleiben
Rolle.
|119| Das hungrige Hirn
Eine neue Theorie könnte erklären, warum Menschen unter nervlicher und geistiger Belastung zunehmen: Die »Selfish Brain«-
These wurde von Lübecker Wissenschaftlern um den Adipositas-Spezialisten und Diabetologen Achim Peters entwickelt. Er vermutet
einen engen Zusammenhang zwischen Stress und Stoffwechsel. Grundlage ist der enorme Energiebedarf unseres Gehirns: Obwohl
es nur 2 Prozent unserer Körpermasse ausmacht, benötigt es 50 Prozent unserer Kohlenhydratzufuhr. Kohlenhydrate sind Ausgangssubstanz
für Glukose, die dem Gehirn als alleinige Nahrung dient. Deshalb sorgt das Gehirn als Schaltzentrale des Stoffwechsels dafür,
dass es immer genug Energie zur Verfügung hat – es betreibt rücksichtlosen Eigennutz (
selfish
bedeutet selbstsüchtig).
In Stresssituationen wird das Gehirn immer mit einem größeren Energieanteil versorgt als der übrige Körper. Bei übergewichtigen
Menschen gerät das Wechselspiel zwischen Stresssystem und Hirnstoffwechsel durcheinander – es kommt zu einer unnatürlichen
Steigerung des Appetits durch Daueralarm des Gehirns. Und genau das kann zu Übergewicht führen, zu beobachten an Politikern,
Wirtschaftsführern oder Schichtarbeitern, die ständig unter Strom stehen.
Auf diesem Gebiet wird weitergeforscht. Erste Konsequenz ist eine Therapie: »Train the brain«, die mit Sport, Gesprächstherapie,
Verhaltenstraining, Entspannungsmethoden und einem besseren Umgang mit Gefühlen versucht, die Fehlreaktionen im Körper zu
korrigieren und das Übergewicht damit in den Griff zu bekommen.
Trösten Sie sich nie mit Lebensmitteln
»Gönnen Sie sich etwas«, »Das haben Sie verdient«, »Verwöhnen Sie sich«, »Für schöne Stunden« – immer wieder verbindet die
TV-Werbung |120| Lebensmittel mit bestimmten Empfindungen. Und wer kennt es nicht – das Gefühl, mit Essen und Trinken für Glück und Wohlbefinden
zu sorgen.
Das ist ganz schön gefährlich! Denn wer Kummer hat, der wird umso häufiger zum süßen Trost greifen – und in der Folge zunehmen
und am Ende noch niedergeschlagener sein. Der Begriff »Kummerspeck« ist nicht ohne Grund entstanden!
Üben Sie, von Essen als Trost wegzukommen zu Dingen, die Sie tatsächlich entspannen, Ihr Wohlbefinden steigern und gleichzeitig
Ihr Körpergefühl stärken: ein duftendes Bad, eine anregende Massage, ein Besuch in Sauna oder Schwimmbad – oder einfach ein
Spaziergang. Das regt Durchblutung und Atmung an – beides wichtige Bedingungen für das Wohlbefinden, die auch nachhaltiger
für eine bessere Stimmung sorgen als Essen.
Eine weitere Möglichkeit: singen. Ich habe selbst erlebt, wie Singen den Kummerkloß im Hals löst – einfach durch die andere
Form der Atmung. Wahrscheinlich wussten unsere Vorfahren das instinktiv. Schließlich ist Gesang ein wichtiger Teil einer jeden
Kultur.
Im Grunde ist alles, was Ihre Aktivität fördert, besser als passives Knabbern. Wer etwas tut, der hat schon fast gewonnen.
Richten Sie sich einen »Kummerkasten« ein. Aromatisieren Sie ihn mit Ihrem Lieblingsduft – das kann ein Parfum oder ein Aromaöl
sein –, damit Sie ihn gern öffnen. Schreiben Sie auf Kärtchen, was Ihnen guttut: ins Museum gehen, mit Freunden telefonieren,
singen – alles, was Ihnen einfällt. Diese Karten kommen ins Kästchen, und jedes Mal, wenn Sie der Kummer packt, suchen Sie
darin nach etwas, das Ihnen hilft, die Traurigkeit hinter sich zu lassen. Es sollte ein lebendiges Kästchen sein, das Sie
immer ergänzen mit neuen Trostideen.
|121| simplify-Tipp
Reagieren Sie auf Kummer nicht mit essen. Entwickeln Sie stattdessen aktive, kalorienfreie Troststrategien.
Essen ist keine Beschäftigungstherapie!
Viele Übergewichtige, die ich berate, haben ein großes Problem: Sie haben zu viel Zeit. Sie sind arbeitslos oder in Rente,
leben in Vororten oder auf dem flachen Land, haben erwachsene Kinder, die bereits ausgezogen sind, oder lebten schon immer
allein. Sie verbringen ihre Tage mit Fernsehen und Essen.
Noch nie hatten Menschen so viel Freizeit wie heute. Doch viele können sie nicht nutzen, weil sie nicht wissen, was sie mit
sich anfangen sollen. Früher hatte Übergewicht kaum eine Chance, die Menschen hatten rund um die Uhr zu tun, und Essen war
nur dazu da, den Hunger zu stillen, fertig. Was insgesamt gesehen natürlich ein Fortschritt ist – wir müssen nicht mehr selbst
unsere Vorräte für den Winter einmachen und
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