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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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erkennen. Ein Viertel aller Arbeitsplätze hing auf diese oder jene Weise mit den Meinungsforschungskonzernen zusammen. Die Maximalprofite von Siskins Unternehmen beruhten jedoch auf der Vollbeschäftigung. Siskin konnte den Angriff natürlich überstehen, indem er sich auf seine Reserven stützte, aber binnen einer Woche würde es keinen Geschäftsmann, keine Hausfrau geben, die nicht voll und ganz hinter dem ATI stand. Die Zerschlagung des Verbandes gehörte schließlich zur Strategie des Siskin-Konzerns, aber erst dann, wenn das Unternehmen sich gegen die Rückwirkungen abgesichert hatte.
    Ohne seine Antwort abzuwarten, verließen sie das Zimmer.
    »Nun«, sagte ich amüsiert, »was tun wir jetzt?«
    Siskin lächelte.
    »Ich weiß nicht, was Sie tun werden, aber ich habe vor, an einem ganzen Bündel von Drähten zu ziehen.«
     
    Zwei Tage später machte ich es mir auf einer anderen Liege in der ›Guckloch‹-Abteilung bequem und ließ mir von Whitney eine andere Art Transferhelm aufsetzen. Diesmal wurden keine Witze gerissen, weil er meine Ungeduld spürte.
    Ich sah ihn den Aktivierungshebel herunterdrücken.
    Die Projektion ging glatt vonstatten. Im Augenblick zuvor ruhte ich auf den Lederpolstern, und jetzt stand ich in einer Analog-Videophonzelle. Da es sich um keine Emphatieverbindung handelte, saß ich nicht im Verstand einer D-Einheit gefangen. Statt dessen war ich dort – in einem sozusagen pseudokörperlichen Sinn.
    Ein großer, hagerer Mann trat aus der Zelle nebenan. Er kam näher und ich konnte sehen, daß er zitterte.
    »Mr. Hall?« fragte er unsicher.
    Ich nickte und sah mich in dem typischen Hotelfoyer um.
    »Gibt es Schwierigkeiten?«
    »Nein«, sagte er bedrückt. »Nichts, was Sie verstehen könnten.«
    »Was ist los, Ashton?«
    Ich griff nach seinem Arm, aber er machte sich los.
    Dann fand er Worte für seine Qualen.
    »Stellen Sie sich einmal vor, daß in Ihrer Welt ein Gott auftritt und mit Ihnen spricht.«
    Ich konnte seinen ehrfürchtigen, demütigenden Standpunkt verstehen. Trotzdem packte ich ihn an der Schulter.
    »Vergessen wir das! Im Augenblick bin ich genau dasselbe wie Sie, ein empfindendes Bündel simulektronischer Ladungen.«
    Er wandte sich halb ab.
    »Machen wir es kurz, dann können Sie zurück.« Er wies mit dem Kopf in eine unbestimmte Richtung.
    »Ich habe nicht gewußt, daß ein unmittelbarer Kontakt so schwierig ist.«
    »Was haben Sie erwartet?« fragte er verächtlich. »Ein Picknick?«
    »Ashton, wir werden uns etwas ausdenken, vielleicht können wir Sie von Ihrem Dienst als Kontakt-Einheit entbinden.«
    »Nehmen Sie mich ganz heraus, löschen Sie mich aus. Ich möchte nicht mehr an das denken müssen, was ich weiß.«
    Verlegen beeilte ich mich, zum Thema zu kommen.
    »Ich wollte mit Ihnen über Cau No sprechen.«
    »Der hat es zum Glück hinter sich«, meinte er.
    »Sie haben mit ihm gesprochen, kurz bevor er sich umbringen wollte?«
    Er nickte.
    »Ich hatte schon geraume Zeit ein Auge auf ihn. Ich spürte, daß er dem Zusammenbruch nahe war.«
    Ich starrte ihn durchdringend an.
    »Phil, es lag doch nicht nur an den Meteoren und am Sturm, nicht wahr?«
    Er hob überrascht den Kopf.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Da war also noch etwas anderes?«
    »Ja.« Er ließ die Schultern hängen. »Ich habe nicht davon gesprochen. Ich wollte Cau No freie Hand lassen – damit er alles ruinieren konnte. Dann hätten Sie ausnahmslos alles löschen und von vorne anfangen müssen.«
    »Was hat ihn dazu gebracht?«
    Er zögerte, dann stieß er hervor: »Er wußte Bescheid. Irgendwie bekam er heraus, wer er war, was diese ganze verfaulte, unechte Stadt ist. Er wußte, daß sie zu einer unechten Welt gehört, daß seine Wirklichkeit nichts anderes war als die Spiegelung elektronischer Prozesse.«
    Ich richtete mich auf. Was Fuller auch der Cau-No-Wesenheit an Informationen mitgegeben haben mochte, die Wirkung war unvorstellbar gewesen – sie hatte ihn erkennen lassen, daß er nur ein Analog-Mensch war.
    »Wie ist er dahintergekommen?« fragte ich.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Hat er noch von anderen Dingen gesprochen, von geheimen Fakten, die in ihm gespeichert waren?«
    »Nein. Er war nur von der Idee besessen, daß er – nichts gewesen ist.«
    Ich schaute auf meine Uhr und bedauerte es, mir für dieses Gespräch nur zehn Minuten zugebilligt zu haben.
    »Es wird Zeit«, sagte ich und machte mich auf den Weg zur Videophonzelle. »Ich komme wieder.«
    »Nein!« rief Phil Ashton

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