Sind wir nun gluecklich
Bereich des Schreins oder im Militärmuseum Yushukan absolvierten. Die Tatsache, dass sich darunter zunehmend junge Leute befanden, ist jedoch besorgniserregend.«
Ich wurde bei meinem Besuch von dem Dokumentarfilmer Li Ying begleitet, der gerade ein Feature mit dem Titel »Der Yasukuni-Schrein« fertiggestellt hatte und auf der Suche nach einem Verleih in Japan und China war. Beim Betreten des Schreins klärte er mich über weitere Fakten auf: Während des Zweiten Weltkriegs fungierte dieser auf den ersten Blick so friedliche und schöne Ort von nationaler Bedeutung als Produktionsstätte für Schwerter für die Soldaten im Krieg. Eine ganz besonders drastische Version der Kombination von »Chrysantheme und Schwert«.
Was an diesem Ort wehtut, ist ganz bestimmt nicht sein äußeres Erscheinungsbild. Wie schon gesagt, ist der Schrein von außen betrachtet nur ein hübsche kleine Parkanlage, die von vielen Japanern im Frühling zur Feier der Kirschblütenzeit besucht wird oder im Herbst, wenn man das Rot und Gold des Herbstlaubs bewundern kann. Als wir uns hier aufhielten, war gerade die Zeit der Universitätsabschlussexamen, und zu beiden Seiten der Alleen, die zum Schrein führen, stellten sich die Hochschulabsolventen für feierliche Gruppenfotos auf. Die Umgebung des Heiligtums ist, wie man sieht, ein Ort der Ruhe und der Abgeschiedenheit.
Leider ist das nur die eine Seite von Yasukuni. Die andere Seite ist verletzend wie das spitze Ende eines Schwerts. Sie wird an drei Elementen des inneren Geländes überdeutlich.
Ein Element ist der Ort, an dem mit den »Heldenseelen« auch die der Kriegsverbrecher ersten Ranges angebetet werden. Da es sich dabei um einen Ort der Stille handelt, der nur einzeln betreten werden kann, hatten wir dafür auch keine Drehgenehmigung beantragt und gingen auch nicht hinein. Wir hätten ohnehin nicht die geringste Lust dazu verspürt, und schon gar nicht dazu, das auch noch zu filmen.
Ich erinnere mich, wie mich vor einigen Jahren Jiang Wen anrief und um Hilfe bat. Er hatte für seinen Spielfilm »Der Teufel auf deiner Türschwelle« über die japanischen Kriegsverbrechen den Yasukuni-Schrein besucht, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Daraufhin wurde er von der chinesischen Presse mit dem Argument beschimpft, »den Yasukuni-Schrein zu besuchen bedeutet, japanischen Kriegsverbrechern Respekt zu zollen«. Jiang Wen kam in große Rechtfertigungsnöte. Ich bemühte mich, ihm beizuspringen, indem ich öffentlich erklärte, dass die »Anbetung« im Innern des Schreins der Öffentlichkeit gar nicht möglich sei. Ich nehme an, dass es heute nicht mehr zu einem solchen Missverständnis kommen würde.
Das zweite Element ist der Schlüssel zum Geschichtsbild, das der Schrein vermittelt, nämlich das Militärmuseum Yushukan.
Die Schriftzeichen Yushu (»von den Tugendhaften lernen«) gehen auf einen Satz des chinesischen Philosophen Xunzi zurück, in dem es heißt: »Wenn ein Edler auf Reisen geht, lerne er von den Weisen.« Gemeint sind damit die Prinzipien und die Handlungsweisen der Tugendhaften. Xunzi war sicherlich ein Mann von großer Weisheit, und deshalb würde er sich gewiss im Grab umdrehen, wenn er wüsste, wie seine Worte hier für die falschen Zwecke missbraucht werden. Yushukan ist ein Museum des Zweiten Weltkriegs, es ist der Kern der unverhohlenen Propaganda für den »Heiligen Krieg« der Japaner.
In diesem perversen Museum werden in großem Stil Artefakte des Zweiten Weltkriegs ausgestellt, historische Dokumente und Fotografien, die allesamt einzig der verzerrten Darstellung der Geschichte dienen. Man sieht in den Räumen des Museums sogenannte historische Filmaufnahmen, deren Wortlaut überwiegend verlogene Propaganda ist, wie zum Beispiel »Japan gibt alles für die Befreiung Asiens« oder die Bezeichnung des Pazifikkriegs als »Verteidigungskrieg«. Über den Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke am 7. Juli 1937 heißt es völlig absurd in einem Filmbeitrag: »Da die Chinesen zu den Waffen griffen und uns provozierten, blieb uns nichts anderes übrig, als …« Dann soll mir bitte einmal jemand erklären, was denn die vielen japanischen Soldaten an der Marco-Polo-Brücke zu suchen hatten!
Ich war mir sicher, dass diese Aufnahmen für Chinesen nur schwer zu ertragen waren, und hielt mich daher nicht allzu lange im Yushukan-Museum auf, auch wenn wir eigens zum Filmen hergekommen waren. Nichts wie raus. Ich kommentierte vor laufender Kamera: »Nach dem, was wir uns hier
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