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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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der Geschichte des Nachrichtensenders, der 2009 sein fünfzigjähriges Bestehen feierte, gerade einmal ein Drittel ein. Auf dem großen Schiff von CCTV, so könnte ich nicht ohne Stolz behaupten, bin ich einer der Kapitäne. Es wäre jedoch ebenso angemessen zu sagen, dass ich nichts weiter bin als ein Passagier. Es fiel mir schon immer schwer, diesen ambivalenten Gemütszustand zu beschreiben. Ich möchte daher bei einem besonderen Vormittag beginnen.
    Der stumme »9/11«
    Am 12. September 2001, etwa um halb elf Uhr vormittags, stieß eine Dame mittleren Alters aufgebracht die Tür zu meinem Büro auf und kam gleich zur Sache: »Heißt es nicht, wenn etwas Wichtiges passiert, dann bist du zur Stelle? Und wo warst du gestern?«
    Das kam völlig überraschend. Ich erhob mich schweigend, und auch meine Teamkollegen im Raum waren perplex. Niemand sagte ein Wort, das Schweigen erfüllte den ganzen Raum. Dieser Moment schien eine Ewigkeit zu dauern.
    Die Dame hatte offensichtlich nicht vor, lange zu bleiben, sie wollte nur ihrem Ärger Luft machen. Ohne einen weiteren Ton zu sagen, fixierte sie mich streng und verließ wutschnaubend den Raum.
    Ich befand mich damals nicht etwa im Sender, sondern in einem Büro des Gebäudes der Scientific News , das gegenüber dem Westtor von CCTV liegt. Das Gebäude verfügte über keine besonders strengen Sicherheitsvorkehrungen, und es gab dort eine Menge Büros verschiedener Firmen. Allein deshalb war es möglich, dass die Dame so unvermittelt in unser Büro gerauscht kam.
    Ich kannte sie überhaupt nicht, und das Merkwürdige ist, dass ich sie auch nachher nie wieder gesehen habe. Mag sein, dass ich mich entweder vor lauter Scham über die öffentliche Bloßstellung nicht an ihr Gesicht erinnern kann oder dass sie gar nicht im selben Gebäude arbeitete und nur deswegen dort eingedrungen war, um ihre Kritik loszuwerden. Oder ich kann mich ihrer Gesichtszüge einfach deshalb nicht entsinnen, weil allein schon ihre Worte mir ein Leben lang unvergesslich bleiben werden.
    Sie hatte recht, und es gab auf ihre Kritik nichts zu erwidern. Im Grunde galt die Kritik auch gar nicht mir, sondern dem Nachrichtensender CCTV, für den ich arbeite.
    Der Grund für diesen Vorfall war, dass CCTV den Terroranschlägen und der Zerstörung der Twin Towers, die am Vorabend die ganze Welt erschütterten, nur eine winzige Meldung gewidmet, »9/11« so gut wie totgeschwiegen hatte. Und gleichzeitig berichteten die anderen Sender inklusive Phoenix TV rund um die Uhr in voller Bandbreite über nichts anderes und ließen CCTV ziemlich alt aussehen. Was war der Grund für diese seltsame Aphasie?
    Wenige Minuten nach den katastrophalen Ereignissen in New York erhielt ich zu Hause den Anruf eines alten Studienfreundes aus Fujian, der möglicherweise von Medienberichten aus dem nahen Taiwan davon gehört hatte. Er erzählte mir: »In den USA ist eine Riesensache passiert, bei allen Medien herrscht große Aufregung, und die Ticker laufen heiß.« Er fragte: »Werdet ihr live darüber berichten?«
    Ich schaltete sofort den Fernseher ein und zappte mich durch die Kanäle, aber bislang berichtete bei uns noch kein einziger Sender über die Ereignisse.
    Ich griff zum Telefon und rief zwei verantwortliche Leiter des Senders an, einer war der Chefredakteur der aktuellen Nachrichtensendung »Oriental Horizon«, der andere war Chen Ha, Vizedirektor der Abteilung »Zeitgeschehen und Kommentar«.
    Die Gespräche waren sehr kurz, ich fühlte mich wie ein Soldat, der bittet, in den Krieg ziehen zu dürfen: »In den USA ist etwas Großes passiert, sieht so aus, als sei es wahr. Wenn ihr live berichten wollt, lasst es mich sofort wissen, ich bin bereit und kann jederzeit loslegen.«
    Ich hatte kaum aufgelegt, da kamen im Fernsehen die ersten Meldungen durch Shanghai Dragon TV und Phoenix TV, und ich meine, auch ein Provinzsender war dabei. Die Bilder der Nachricht, die die Welt wie ein Erdbeben erschütterten, liefen über den Bildschirm, und ich sah noch größere Eile geboten. Meine Intuition sagte mir: Dieses Ereignis wird Geschichte schreiben, das dürfen wir unter keinen Umständen verpassen.
    Meine Wohnung lag nur fünf bis zehn Autominuten vom Sender entfernt, für eine aktuelle Sendung bin ich im Handumdrehen an Ort und Stelle. Aber das Telefon wollte eine Ewigkeit lang nicht läuten. Wenn sich eine Nachricht ereignet und man auch nur eine Minute davon verpasst, bedeutet das für einen Medienmenschen, die Nachricht ist

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