Sinnliche Nacht mit sueßen Folgen
dir gut?“, fragte sie.
„Nein. Du hast heute Geburtstag, und ich habe weiß Gott genug deiner Geburtstage versäumt. Deine Mutter machte um Geburtstage – um deine und meine – immer großes Aufheben. Mir hat das gefehlt, genau wie dir. Dieses Jahr wollte ich es wiedergutmachen.“
„Ich bin in einer Stunde da“, sagte Alicia daraufhin entschlossen. Er klang so düster. Doch während sie das Telefon so fest umklammerte, dass ihre Finger schmerzten, überlegte sie, wie sie ihren Besuch vor Jake verheimlichen konnte.
„Brauchst du irgendetwas?“, fragte sie.
„Rasierklingen. Zahnpasta. Zuckerfreie Kaugummis.“
Wie sollte sie es ihm abschlagen, ihn zu besuchen, wenn er sich so hoffnungslos anhörte?
„Ich komme mir vor wie eine Spionin“, sagte Alicia, als sie ins Haus ihres Vaters schlüpfte und er eilig die Tür hinter ihr schloss.
Sie nahm das Kopftuch und die Sonnenbrille ab und schüttelte ihr Haar aus. Als sie ihrem Vater eine Tüte mit den Sachen gab, die er sich gewünscht hatte, musterte er sie, sein Blick war hart. Dann trat ein Wachmann heran und untersuchte ihre Mitbringsel. Mit einem Nicken zog er sich wieder zurück.
„Die Ehe bekommt dir nicht. Du siehst erschöpft aus.“
In der Vergangenheit hatte er ihre äußere Erscheinung kaum beachtet, es sei denn, es ging um einen öffentlichen Auftritt; er war immer viel zu sehr auf sich selbst fixiert gewesen.
Sie hätte ihm antworten können, dass er auch müde wirkte, denn er sah tatsächlich erbärmlich aus. Von dem starken, mächtigen Vater, den sie bewundert und gefürchtet hatte, war nichts mehr übrig. Der Mann vor ihr hatte dunkle Ringe unter den Augen und war so in sich zusammengesunken, dass sie ihn jetzt sogar um einige Zentimeter überragte. Sein Haar war schneeweiß geworden.
„Daddy, müssen wir heute streiten?“
„Vermutlich nicht … es ist ja dein Geburtstag“, antwortete er.
Sie hatte nicht viel Zeit. Victor hatte sie gesagt, sie wolle im French Quarter ein paar Dinge für das Kinderzimmer besorgen. Dann war sie ihm entwischt und hatte ein Taxi zur Villa ihres Vaters am anderen Ende der Stadt genommen. Ob sie mit dem Kopftuch und der Sonnenbrille den einen vor dem Haus herumlungernden Reporter über ihre Identität hatte täuschen können, wusste sie nicht.
Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Victor belogen hatte und Jake hinterging. Außerdem musste sie spätestens in einer Stunde zurück im French Quarter sein, um Victor zu treffen. Sonst würde er sich womöglich Sorgen machen und Jake alarmieren. Und Jake würde Victor vermutlich feuern, falls er herausfände, dass sie allein unterwegs war.
„Wie konntest du mich so verraten und Claiborne heiraten?“, fragte ihr Vater.
„Du gibst wohl nie auf, was?“
„Er etwa?“
„Hör zu, ich wollte ihn eigentlich gar nicht heiraten, okay?“ Sie verstummte. Jake und ihre Schwangerschaft waren das Letzte, worüber sie reden wollte.
„Ich gehe doch davon aus, dass du nicht völlig den Verstand verloren hast. Warum hast du ihn dann doch geheiratet? Wie hat er dich rumgekriegt? Hat er etwas gegen dich in der Hand?“
„Lass uns bitte nicht über Jake und den Grund unserer Heirat reden. Das ist kein gutes Thema für uns.“
„Gelinde ausgedrückt.“
Nach einer kurzen Pause wechselte sie das Thema. „Ich habe Peperoni-Pizza mitgebracht. Die magst du doch am liebsten.“ Es war auch Jakes Lieblingspizza, aber das konnte sie natürlich nicht sagen.
Er sah den Pizzakarton lange an, ehe er mit den Schultern zuckte und Alicia voran ins Esszimmer ging. Der Wachmann blieb im Wohnzimmer. Sie deckte den Tisch, und ihr Vater aß in düsterem Schweigen, während sie an ihrem Tee nippte.
„Isst du nichts?“, fragte er nach einer Weile.
„Später.“ Sie konnte ihm schlecht erzählen, dass Pizza so früh am Tag ihrem Magen nicht bekam. Wenn sie ihm von ihrer morgendlichen Übelkeit erzählte, bräuchte er nur noch zwei und zwei zusammenzuzählen.
„Ich habe ein Geschenk für dich“, sagte ihr Vater, nachdem er seinen Kaffee getrunken hatte.
„Das ist doch nicht nötig … wirklich …“
Mitchell Butler warf einen Blick ins Wohnzimmer, wo der Wachmann mit seinem Handy telefonierte, erhob sich und nahm eine schwarze Ebenholzschachtel, die einst ihrer Mutter gehört hatte, aus dem Schrank und überreichte sie ihr.
Beim Öffnen der lackierten Schatulle musste sie nach Luft schnappen. Mit bebenden Fingern hob sie die Diamantbrosche in Form eines
Weitere Kostenlose Bücher