Sinnliche Traeume auf Kyrene
zusammen Tee getrunken.“
Er ging mit langen Schritten durch den Garten, sodass Diana Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. Als sie die Tür erreichten, war sie etwas atemlos.
Sie war noch nie in Lady Hennessys Orangerie gewesen. Sie wusste aber, dass sie benutzt wurde, um dort außerhalb der Saison Früchte wie zum Beispiel Erdbeeren zu ziehen, und dass dort Pflanzen wuchsen, die das Londoner Klima nicht vertrugen.
Als sie hinter Thorne eintrat, sah sie, dass neben dem Eingang noch eine Laterne brannte. Wie das größere Treibhaus auf dem Landsitz ihres Onkels war diese Orangerie in erster Linie ein Gewächshaus, die Wände aus Holz und Mörtel, das Dach aus schmalen Glasplatten, die das Sonnenlicht hereinließen. Sofort spürte Diana die warme, feuchte Luft auf Gesicht und Armen, und sie konnte irgendwo hinter dem üppigen Grün Wasser plätschern hören. Sie vermutete, dass ein Kohleofen für die Wärme und ein Springbrunnen für die Feuchtigkeit sorgten.
Thome schloss die Tür und führte Diana auf einem der drei schmalen Wege ins dämmrige Innere, das nach Blumen und feuchter Erde duftete. Rechts und links des Weges standen große Porzellantöpfe, in denen dekorative Limonen-, Zitronen- und Orangenbäume wuchsen oder auch kleine Palmen und exotische Pflanzen, die sie überhaupt nicht kannte. In der Mitte des Gebäudes erwartete sie bei einem Marmorspringbrunnen ein komfortabler Sitzplatz mit Teetisch und Anrichte.
Diana erkannte die Statue des Mädchens mit dem Löwen zu ihren Füßen wieder. „Das hier ähnelt dem Brunnen im Hof deiner Villa“, bemerkte sie.
„Es ist der gleiche Entwurf. Ich ließ ihn vor einigen Jahren als Geschenk für meine Tante hierherbringen. Die weibliche Figur stellt die Nymphe Kyrene dar. “
Bei der Erinnerung an die Insellegende schwand Dianas Melancholie ein wenig. Sie trat näher an den plätschernden Springbrunnen und strich mit der Hand über den glatten Marmor. „Und was bedeutet der Löwe?“
„Der Legende nach konnte Kyrene einen Löwen bezwingen“, erwiderte Thorne. „Deswegen verliebte sich Apollo in sie.“ Gegen ihren Willen musste Diana einfach lachen. „Einen Löwen? Wirklich?“
„Ja. Er bewunderte ihren einzigartigen Mut.“
„Mut würde ich das nicht nennen“, widersprach Diana. „Mit einem Löwen zu kämpfen scheint mir ziemlich leichtsinnig und verrückt zu sein.“
Es war ihr sicher nicht bewusst, wie sinnlich ihr Lächeln war, das Thorne mitten ins Herz traf. Er war froh darüber, dass er ihre Gedanken von diesem verdammten Mitgiftjäger hatte ablenken können. So konnte er auch seinen Zorn und seine Anspannung leichter ertragen. Während des Dinners hatte er bemerkt, dass irgendetwas sie bedrückte. Als er endlich den Grund ihrer Verzweiflung entdeckte, war er nur noch wütender geworden. Am liebsten hätte er Ackland mit eigenen Händen erwürgt - noch bevor er sah, mit welch stiller Sehnsucht im Blick Diana diesem Schurken nachblickte.
Er musste sich zähneknirschend eingestehen, dass die wilde, ungezügelte Wut, die in seinem Innern tobte, nichts als reine Eifersucht war.
Es war völlig ungewöhnlich, dass er solch einen Besitzanspruch empfand. Er konnte sich nicht erinnern, sich je so sehr danach gesehnt zu haben, eine Frau sein Eigen zu nennen. Und genau das empfand er jetzt Diana gegenüber.
Thorne stieß einen leisen Fluch aus. Es sollte ihm egal sein, ob sie diesen verdammten Kerl immer noch liebte, aber das war es ihm nicht. Mehr denn je wollte er sie vor Kummer beschützen.
Deswegen hatte er sie förmlich hierhergeschleppt. Wo er mit ihr allein sein konnte. Er hatte nur eines im Sinn: Sie sollte diesen Bastard und ihr Herzeleid vergessen.
Thorne atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
Er hob die Hand und strich zart mit dem Daumen über ihre Lippen. Diana zuckte bei seiner Berührung zusammen, öffnete ein wenig den Mund und sah ihn wortlos an.
Sein Zorn verwandelte sich in reines Verlangen. Diana schien das Gleiche zu empfinden, denn sie hielt die Luft an und schaute ihm unverwandt in die Augen.
Eine Welle der Zärtlichkeit stieg in Thorne auf, und ihm wurde noch etwas klar. Zusammen mit dem Bedürfnis, sie zu trösten, hegte er noch einen viel egoistischeren Wunsch: Er wollte, dass sie nur an ihn dachte. Und er wusste auch, wie er das erreichen konnte.
Er strich mit dem Daumen über ihre Unterlippe, sanft ihren
Hals entlang bis zu den Rundungen ihres Busens. Diana rührte sich nicht, als er den Ausschnitt ihres
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