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Sinnlicher Maskenball in Venedig

Sinnlicher Maskenball in Venedig

Titel: Sinnlicher Maskenball in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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sie.
    „Mutter, du bekommst jeden Monat eine sehr großzügig bemessene Summe von mir“, erklärte Nico genervt. „Das Gespräch ist hiermit für mich beendet.“
    „Ich bin noch nicht fertig“, rief sie.
    „Ich aber.“
    Offensichtlich hatte er aufgelegt.
    Zögernd ging Tina auf die Tür zum Büro zu. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Bei ihnen zu Hause hatte es zwar auch öfter mal Streit gegeben, aber sie hatte sich nie unerwünscht gefühlt. Dabei war sie ihrer Mutter sicher oft zur Last gefallen.
    Nico saß am Schreibtisch, den Kopf in die Hände gestützt. Bei seinem Anblick wurde ihr das Herz ganz schwer. Am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen und ihm gesagt, dass er nicht allein auf der Welt war. Dass es jemanden gab, der ihn liebte, auch wenn seine Mutter es nicht tat.
    Tina erschrak über ihre eigenen Gedanken. Hatte sie sich nicht am Nachmittag, als sie mit Lucia in dem Restaurant saß, eingeredet, dass sie ihn nicht liebte? Sie hatte sich doch all die guten Gründe vor Augen geführt. Und trotzdem konnte sie das Gefühl, das gerade in ihrem Herzen wuchs, nicht ignorieren.
    Vielleicht war es ja auch nur Mitleid, was sie empfand, und keine Liebe? Ja, das musste es sein. Sie konnte es nicht ertragen, wie er litt, und wollte ihn einfach nur in den Arm nehmen und trösten.
    In diesem Moment sah Nico auf.
    „Ich wusste nicht, dass du zu Hause bist“, versuchte sie sich herauszureden, damit er nicht dachte, sie hätte gelauscht. Innerlich war sie noch immer furchtbar aufgewühlt. All die Emotionen drohten sie zu überwältigen. Sie fühlte sich, als wäre sie in einen Abgrund gesprungen, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.
    „Die Konferenz hat heute nicht so lange gedauert“, erklärte er und stand auf, die Hände in den Hosentaschen. Er schien sich unwohl zu fühlen.
    Sie lächelte, als wäre alles in bester Ordnung. Dabei hätte sie ihn am liebsten an sich gezogen.
    „Ich habe mich heute Mittag mit meiner Freundin Lucia getroffen“, erklärte sie betont fröhlich. „Es war schön, eine Weile draußen zu sein.“
    Der Ausdruck in seinen Augen bewies ihr, dass sie den letzten Satz besser weggelassen hätte. Er klang, als fühlte sie sich eingesperrt.
    „Nehme ich zu viel deiner Zeit in Anspruch?“, erkundigte sich Nico gefährlich kühl. Sie wusste jedoch, dass er sicher noch wütend wegen des Telefonats zuvor war.
    „So habe ich das nicht gemeint“, beeilte sie sich zu versichern. „Du hattest nur so viele Konferenzen die letzten Tage, und ich fand es einfach nett, mal wieder meine Freundin zu sehen. Das ist alles.“
    Seufzend fuhr er sich mit der Hand durchs Haar und wandte sich ab. „Ich muss jetzt arbeiten, Tina.“
    Langsam trat sie einen Schritt auf ihn zu. Am liebsten hätte sie ihm die Hand auf den Arm gelegt, aber sie konnte sich gerade noch zurückhalten.
    „Möchtest du reden, Nico?“
    Überrascht fuhr er herum. „Reden? Über was?“ Er deutete mit dem Finger in Richtung Telefon. „Über meine Mutter? Ich glaube, nichts, was du sagen könntest, cara , würde irgendetwas an der Situation ändern.“
    Tina holte tief Luft. „Nein, das weiß ich. Ich dachte, es würde dir vielleicht helfen, einfach mal darüber zu reden. Ich weiß, dass es dir zu schaffen macht.“
    Sein Lachen klang bitter. „Du hast überhaupt keine Ahnung von meinem Leben, Tina. Du kannst nicht einfach hier reinkommen und mit mir reden wollen und glauben, danach wäre alles besser.“
    „Ich habe es ja nur gut gemeint“, verteidigte sie sich.
    „Du bist doch noch ein Kind“, fuhr Nico sie an. „Du hast überhaupt keine Ahnung von Beziehungen. Du bist schön behütet aufgewachsen und von allen geliebt worden. Was hast du schon für eine Ahnung von meinem Leben? Für meine Eltern zählte nur, dass ich ein Junge und damit ein Erbe bin.“
    Seine Worte verletzten sie, doch sie blieb. Sie konnte nicht nachvollziehen, wie es war, von seinen Eltern nicht geliebt zu werden. Aber sie wusste, was Einsamkeit bedeutete.
    „Fühlst du dich besser, wenn du mich so anmachst?“, fragte sie leise.
    Er starrte sie bloß an. Dann fluchte er und trat einen Schritt zurück.
    „Geh einfach, Tina. Geh, und lass mich allein. Ich werde schon darüber hinwegkommen.“
    Tina saß mit einer Tasse Tee auf der Terrasse und schrieb SMS mit Faith. Sie gab vor, dass alles in bester Ordnung sei, während Faith wieder Fotos von Renzo und Domenico schickte, die Tina ganz neidisch und sehnsüchtig werden ließen. Warum konnte

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