Sir Rogers himmlischer Kreuzzug
Schilden und Wimpeln behängte und mit jeweils einem Kavalleriemann und vier Fußsoldaten besetzte. Er zog auf den Kontinent hinaus, um zu plündern.
Kein isolierter Landsitz konnte seinem Angriff widerstehen. Plündernd und brennend hinterließ er Verwüstung. Er tötete viele Wersgorix, aber nicht mehr als notwendig. Den Rest stopfte er als Gefangene in die riesigen Transportschiffe. Einige Male versuchten die Bauern und Freisassen ihm Widerstand zu leisten. Sie verfügten nur über Handwaffen; sein Heerbann jagte sie auseinander wie Spreu und trieb sie über ihre eigenen Felder. Er brauchte nur ein paar Tage und Nächte, um die ganze Landmasse zu verwüsten. Dann machte er einen schnellen Ausfall über einen Ozean, warf Bomben und beschoß mit Flammenwerfern, was er entdeckte, und kehrte wieder zurück.
Mir erschien das Ganze als ein grausames Gemetzel, wenn auch nicht schlimmer als das, was dieses Imperium auf vielen Welten getan hatte.
Dennoch gestehe ich, daß ich die Logik solcher Dinge nicht immer verstehe.
Sicherlich war, was Sir Roger tat, üblicher europäischer Brauch in einer aufständischen Provinz oder einem feindlich gesinnten fremden Land. Und doch ging ich zu Branithar, als er wieder im Lager gelandet war und seine Männer, beladen mit Juwelen, wertvollen Stoffen, Silber und Gold aus den Schiffen taumelten, betrunken von gestohlenem Wein und mit dem prahlend, was sie getan hatten.
„Ich habe keine Macht über diese neuen Gefangenen“, sagte ich, „aber sag deinen Brüdern von Ganturath, daß der Baron, ehe er sie vernichten kann, meinen eigenen armen Kopf abschlagen muß.“
Der Wersgor sah mich überrascht an. „Was kümmert dich, was mit uns geschieht?“ fragte er.
„Gott möge mir helfen“, erwiderte ich, „ich weiß es nicht, ich weiß nur dies, daß Er auch euch gemacht haben muß.“
Dies geriet meinem Herrn zu Ohren. Er rief mich in das Zelt, das er jetzt anstelle seines Pavillons benutzte. Ich sah Waldlichtungen, dicht gefüllt mit Gefangenen, aneinandergedrängt wie Schafe unter den Gewehren der Engländer. Freilich, ihre Anwesenheit war wie ein Schild für uns. Ohne Zweifel mußte die Landung der Schiffe Hurugas Sichtscheiben verraten haben, wo wir uns befanden. Aber Sir Roger hatte dennoch dafür gesorgt, daß der Gouverneur erfuhr, was geschehen war. Aber ich sah blauhäutige Mütter, die ihre Kinder an sich drückten, und mir war, als griffe eine Hand nach meinem Herzen.
Der Baron saß auf einem Hocker und nagte an einem Rinderknochen herum. Licht und Schatten, das durch die Blätter hereinfiel, zeichneten ein seltsames Muster auf sein Gesicht. „Was soll das?“ schrie er. „Liebst du diese Schweinsgesichter so sehr, daß du nicht zulassen willst, daß ich auch die bekomme, die wir in Ganturath fingen?“
Ich schob meine schmalen Schultern zurück. „Wenn Euch sonst nichts bekümmert, Sire“, sagte ich zu ihm, „dann bedenkt, wie eine solche Tat Eurer eigenen Seele weh tun muß.“
„Was?“ Er hob die dicken Brauen. „Wann war es je verboten, die Gefangenen freizulassen?“
Jetzt war ich daran, ihn mit erstaunt aufgerissenem Mund anzustarren. Sir Roger schlug sich auf die Schenkel und grinste. „Ein paar werden wir behalten, wie Branithar und die Handwerker, die uns nützlich sind. Den ganzen Rest treiben wir nach Darova. Tausende und aber Tausende. Glaubst du nicht, daß Huruga das Herz vor Dankbarkeit schmelzen wird?“
Ich stand im hohen Gras unter der Sonne da, während rings um mich schallendes Gelächter ertönte.
Und so stolperte, von den Rufen unserer Leute begleitet und von ihren Speerspitzen getrieben, jene ungezählte Schar über Wald und Feld und durch Baum und Strauch, bis sie in der Ferne Darova erblickten. Ein paar drängten sich verängstigt aus der Menge. Die Engländer stützten sich grinsend auf ihre Waffen. Ein Wersgor fing zu laufen an. Niemand schoß auf ihn. Ein weiterer löste sich aus der Masse, und dann noch einer, und dann rannte der ganze Schwarm auf die Festung zu.
Dies war der Abend, an dem Huruga aufgab.
„Es war ganz einfach“, sagte Sir Roger und lachte glucksend. „Ich hatte ihn ja dort wie in einer Flasche verkorkt. Ich bezweifelte, daß er genügend Vorräte besaß, denn die Kunst der Belagerung ist ohne Zweifel in diesem Land schon verlorengegangen. So zeigte ich ihm zuerst, daß ich seinen ganzen Planeten verwüsten könnte – wofür er sich, selbst wenn man uns am Ende besiegte, würde verantworten müssen. Und
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