Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
veranlassen?“
    „Hör mir zu, Bruder Parvus“, sagte Sir Roger, „ich bin dieses Gejammere über unsere Unwissenheit und unsere Schwäche langsam leid. Schließlich sind wir nicht unwissend in bezug auf den wahren Glauben, oder? Oder besser gesagt, wenn auch die Kriegsmaschinen sich im Laufe der Jahrhunderte ändern mögen, so scheinen mir doch Rivalität und Intrigen hier draußen auch nicht komplizierter als zu Hause. Bloß weil wir eine andere Art von Waffen benutzen, sind wir keine Wilden.“
    Dagegen konnte ich kaum etwas vorbringen, schließlich lag darin unsere einzige Hoffnung für die Rückkehr nach Terra.
    Die besten Raumschiffe waren jene, die tief in den Gewölben von Darova gelegen hatten. Wir waren dabei, diese auszurüsten, als ein noch viel größeres Schiff die Sonne verdunkelte. Wie es so einer Gewitterwolke gleich am Himmel hing, brachte es Sorge über unsere Leute. Aber Sir Owain Montbelle kam mit einem Wersgor-Ingenieur im Schlepptau gerannt, riß mich mit, um zu übersetzen, und führte uns zum Weitsprecher. Außer Sichtweite der Bildscheibe stehend, das Schwert gezogen, zwang Sir Owain den Gefangenen, mit dem Meister des Schiffes zu sprechen.
    Es erwies sich als Handelsfahrzeug, das regelmäßig diesen Planeten besuchte. Der Anblick von Ganturath und Stularax, die beide in Ruinen dalagen, erschreckte seine Mannschaft. Wir hätten das Schiff spielend leicht abschießen können, aber Sir Owain benutzte seine Wersgor-Marionette, um dem Kapitän zu sagen, daß es einen Angriff aus dem Weltraum gegeben habe, den die Garnison von Darova abgewehrt hätte, und er solle hier landen. Er gehorchte. Als die Außenportale des Schiffes sich öffneten, führte Sir Owain eine Schar Männer an Bord und kaperte es ohne Schwierigkeiten.
    Dafür jubelte man ihm Tag und Nacht zu. Und er bot wirklich einen farbenprächtigen, ritterlichen Anblick, stets bereit, mit allen zu scherzen. Sir Roger, der ohne Unterlaß arbeitete, wurde immer unfreundlicher. Die Männer empfanden Scheu vor ihm und sogar ein wenig Haß, da er sie zu solchen Strapazen trieb. Sir Owain lieferte dazu den Kontrast, wie Oberon zu einem Bären. Die Hälfte der Frauen mußte in ihn verliebt sein, obwohl er nur für Lady Catherine Lieder hatte.
    Die Beute aus dem riesigen Schiff war reichlich. Aber das beste war, daß viele Tonnen Getreide dabei waren. Wir versuchten, einen Teil davon an unser Vieh auf der Insel zu verfüttern, das von dem verabscheuten blauen Gras dünn zu werden begann. Sie nahmen das Futter ebenso bereitwillig an, als wäre es englischer Hafer. Als Sir Roger das hörte, rief er aus: „Von welchem Planeten auch immer dieses Getreide kommt, er ist derjenige, den wir als nächsten erobern müssen.“
    Ich bekreuzigte mich und beeilte mich, aus seiner Nähe zu entkommen.
    Aber wir hatten wenig Zeit zu verlieren. Es war kein Geheimnis, daß Huruga gleich nach der zweiten Schlacht von Ganturath Raumschiffe nach Wersgorixan gesandt hatte. Es würde eine Weile dauern, bis sie jenen fernen Planeten erreichten, und dann würde der Kaiser noch einmal eine Weile brauchen, um in seinen weitverstreuten Domänen eine Flotte auszuheben, und dann würde jene Flotte noch eine Weile brauchen, um hierher zu gelangen. Aber schon viele Tage waren verstrichen.
    Die Führung der Darova-Garnison mit ihren Frauen, Kindern, Alten und Sklaven vertraute Sir Roger seiner Frau an. Man sagt, die Gewohnheit unserer Chronisten, Reden für die großen Personen zu finden, deren Leben sie beschreiben, sei unwissenschaftlich. Und doch kannte ich jene zwei, nicht nur ihr hochmütiges Äußeres, sondern (wenn auch nur in kurzen Blicken, weil sie scheu war) in der Seele. Ich kann sie förmlich sehen, in einem Raum der fremden Burg, tief unter der Erde.
    Lady Catherine hat ihn mit Gobelins behängt und Matten auf dem Boden ausgelegt und die Wände dunkel gelassen, sich nur mit Kerzen Licht verschafft, auf daß dieser Ort ihr weniger fremd erscheinen möge. Sie wartet in stolzer Kleidung, während ihr Mann ihren Kindern Lebewohl sagt. Die kleine Matilda weint ganz offen. Robert hält seine Tränen mehr oder weniger zurück, bis er hinter seinem Vater die Türen geschlossen hat, denn er ist ein de Tourneville.
    Langsam richtet Sir Roger sich auf. Er hat aus Zeitmangel aufgehört, sich zu rasieren, und der Bart kräuselt sich wie Draht in seinem vernarbten, hakennasigen Gesicht. Die grauen Augen wirken ausgebrannt, und ein Muskel an seiner Wange hört nicht auf zu

Weitere Kostenlose Bücher