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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Eure Kinder, wie?“ Sir Roger gab sich redliche Mühe, finster zu blicken, aber seine Lippen waren aufgedunsen, wo eine Kugel vom Visier seines Helms abgeprallt war. „Geht in Euer Zelt, sage ich.“
    Sir Owain sah ihn erschreckt an. „Das sind nicht die Worte, um zu einer Dame von edlem Geblüt zu sprechen, Sire“, protestierte er.
    „Darauf versteht Ihr Euch wohl besser?“ brummte Sir Roger. „Oder ein geflüstertes Wort, um ein Rendezvous zu verabreden?“
    Lady Catherine wurde bleich. Sie holte tief Luft, ehe die ersten Worte kamen. Schweigen senkte sich über alle, die in Hörweite standen. „Ich rufe Gott zu meinem Zeugen, daß mir Unrecht geschieht“, sagte sie. Dann wehte ihre Robe im schnellen Schritt. Als sie in ihrem Pavillon verschwand, hörte ich ihr Schluchzen.
    Sir Owain starrte den Baron mit vom Schrecken gezeichneter Miene an. „Seid Ihr von Sinnen?“ stieß er zuletzt hervor.
    Sir Roger spannte die Schultern, als müßte er eine schwere Last heben. „Noch nicht. Meine Hauptleute sollen sich mit mir treffen, sobald sie sich gewaschen und ihr Abendbrot eingenommen haben. Aber es wäre wohl klug, Sir Owain, wenn Ihr die Leitung der Lagerwache übernähmet.“
    Der Ritter verbeugte sich erneut. Es war keine beleidigende Geste, und doch erinnerte sie uns alle daran, daß Sir Roger die guten Sitten verletzt hatte. Er ging weg und widmete sich wieder seinen Pflichten. Bald war eine Wache eingerichtet. Anschließend nahm Sir Owain Branithar in das zerstörte Wersgor-Lager mit, um jenes Gerät zu überprüfen, das weit genug außerhalb gelegen hatte, um noch einsetzbar zu sein. Das Blaugesicht hatte – sogar während der letzten paar geschäftigen Tage – mehr Englisch gelernt. Er sprach zwar stockend, aber mit großem Ernst, und Sir Owain lauschte. Dies gewahrte ich im letzten schwachen Zwielicht des Tages, als ich zur Konferenz eilte, konnte aber nicht hören, was gesprochen wurde.
    Ein Feuer loderte hoch, und Fackeln steckten in der Erde. Die englischen Hauptleute saßen um den wuchtigen Tisch, während über ihren Köpfen fremde Konstellationen aufflammten. Ich hörte den Hauch der Nacht im Wald. Alle Männer waren todmüde, sie hockten eingesunken auf den Bänken, aber ihre Augen ließen den Baron nicht los.
    Sir Roger stand auf. Gebadet, in frische, wenn auch einfache Gewänder gekleidet, einen Saphirring herausfordernd am Finger, verriet ihn nur sein schleppender Tonfall. Wenn auch seine Worte munter genug klangen, wußte ich doch, daß seine Seele nicht in ihnen war. Ich blickte zu dem Zelt hinüber, wo Lady Catherine und seine Kinder lagen, aber die Dunkelheit verbarg es.
    „Aufs neue“, begann mein Herr, „hat die Gnade Gottes uns zum Siege verholfen. Trotz all der Zerstörungen, die wir angerichtet haben, haben wir eine größere Beute an Wagen und Waffen, als wir gebrauchen können. Die Armee, die gegen uns antrat, ist zerbrochen, und nur noch eine Festung bleibt auf dieser ganzen Welt!“
    Sir Brian kratzte sich die weißen Stoppeln am Kinn. „Aber dieses Spiel mit den Explosivbomben können zwei spielen“, sagte er. „Wagen wir es, hierzubleiben? Sobald die zu sich gekommen sind, werden sie Mittel und Wege finden, auf uns zu feuern.“
    „Das ist wahr.“ Sir Roger nickte. „Das ist ein Grund, weshalb wir keine Zeit vergeuden dürfen. Und ein weiterer besteht darin, daß dies bestenfalls eine unbequeme Behausung ist. Die Burg von Darova ist in jeder Hinsicht größer, stärker und besser ausgerüstet. Sobald wir sie erobert haben, brauchen wir keinen Beschuß mehr zu fürchten. Und selbst wenn Herzog Huruga nicht mehr über die Mittel verfügt, uns zu bombardieren, können wir sicher sein, daß er inzwischen seinen Stolz hinuntergeschluckt und Raumschiffe zu anderen Sternen geschickt hat, um Hilfe zu erbitten. Wir müssen damit rechnen, daß eine Wersgor-Armada gegen uns antritt.“ Er tat so, als bemerkte er das Schaudern nicht, das alle durchlief, sondern schloß: „Aus all diesen Gründen wollen wir Darova, und zwar intakt.“
    „Um die Flotten von hundert Welten aufzuhalten?“ rief Hauptmann Bullard. „Nein, Sire, jetzt ist Euer Stolz geronnen und in Wahnsinn übergegangen. Ich sage, wir wollen hier durch den Himmel abziehen, solange wir noch können, und zu Gott beten, daß Er uns nach Terra zurücklenken möge.“
    Sir Roger schlug mit der Faust auf den Tisch. Das Krachen übertönte das Rascheln im Walde. „Bei den Wunden Gottes!“ dröhnte er. „Am Tage

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