Siras Toten-Zauber
fühlte sich kalt an wie die Haut eines Toten, als Suko mit den Handflächen darüber hinwegstrich. Daß er sie und auch die Arme bewegen konnte, empfand er als positiv, denn seine Feinde hatten ihn wenigstens nicht gefesselt.
Aber wer waren sie?
Suko suchte in seiner Erinnerung nach. Es fiel ihm ungemein schwer, denn durch seinen Kopf zuckten die Stiche. Sie konzentrierten sich auf dem gesamten Schädel, sogar im Hals waren sie noch zu spüren, aber an der linken Stirnseite war es am schlimmsten.
Da Suko auf der rechten lag, tastete er mit der anderen Hand hoch zur Quelle.
Sehr bald spürte er unter seinen Fingerspitzen das feuchte, klebrige Blut. Es war noch nicht verkrustet, und das herauslaufende Blut hatte eine Spur auf seiner Wange hinterlassen.
Suko war seinen Feinden trotz allem dankbar, daß sie ihn nicht umgebracht hatten. Wer lebte, der hatte noch immer eine Chance. Er tastete sich ab. Die Beretta hatte er verloren. Sie mußte irgendwo bei den Steinen liegen, für ihn nicht mehr auffindbar. Aber die Dämonenpeitsche und den Stab hatte man ihm gelassen. Es waren zwei Waffen, die äußerlich nicht danach aussahen. Niemand kam auf den Gedanken, daß sie zu den gefährlichsten gehörten, was Suko bei sich trug und gegen Schwarzblütler eingesetzt werden konnte. Es kam ihm deprimierend vor, hier liegen zu bleiben. Er wollte aufstehen und etwas tun. Suko hatte es zwar nicht gelernt, seine Schmerzen zu beherrschen, er ließ sich von ihnen allerdings nicht so stark ablenken wie ein Mensch ohne mentales Training. Auch wenn er oft genug den Eindruck hatte, sein Kopf würde zerspringen, schaffte er es trotzdem, auf die Beine zu kommen. Zuerst bewegte er sich auf allen vieren, dann gelang es ihm, sich hochzustemmen.
Er stand breitbeinig da, den Rücken zurückgedrückt, mußte Herr über seinen Schwindel werden und schaute mit weit aufgerissenen Augen gegen die Decke.
Da sie sehr hoch über ihm lag, ging er davon aus, in einem sehr großen Gebäude gefangen zu sein. In einer Halle zunächst, deren Ausmaße von den glimmenden Lichtern nicht vollständig nachgezeichnet werden konnten.
Suko ging die ersten Schritte. Betrunken war er nicht, auch wenn es so aussah, denn er schwankte und hatte ziemlich viel Mühe mit dem Gleichgewicht.
Sein Ziel war eine der kleinen Lampen. Erst jetzt merkte er, daß sich die Luft verändert hatte. Sie war zwar zu atmen, doch sie war gleichzeitig von einem Geruch geschwängert, der ihm sehr fremd vorkam und ihn an Gewürze erinnerte oder irgendwelche Pulver, die verglommen, um bestimmte Düfte auszusenden.
Vor der Lichtquelle blieb Suko stehen. Von oben her schaute er auf sie hinab.
Bisher hatte er nicht gesehen, daß kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Tassen auf dem Boden standen. Die Flüssigkeit brannte, und über die Fläche hinweg zuckte das blasse Licht, das manchmal bläulich schimmerte und dann wieder leicht angerötet in einem violetten Farbtupfer. Vier Lichtquellen hatte Suko gezählt. Sie standen in der Halle verteilt. Sie bildeten die Enden eines Vierecks. Was aber genau vor ihm lag, konnte Suko nicht sehen, und er hatte bisher auch keinen Ausgang entdeckt. Dieser hohe Raum kam ihm vor wie eine große Falle oder eine gigantische Zelle für eine Person.
Er bewegte seine Schritte nach vorn, weil er unbedingt sehen mußte, wo die Halle endete.
Die brennende Flüssigkeit unterstützte ihn kaum. Deshalb holte er seine Lampe hervor. Ihr kaltes Licht wollte nicht in die unheilschwangere Umgebung hineinpassen. Es schien aus einer anderen Welt zu stammen. Suko spürte jeden Schritt. Immer wenn er auftrat, zuckte durch seinen Kopf das Echo als schmerzerfüllter Blitz, und Suko war gezwungen, einige Pausen einzulegen. Er konzentrierte sich, sorgte mit Atemübungen dafür, daß es ihm besser ging und setzte erst dann seinen Weg in die Tiefe der Halle fort.
Bisher hatte er noch nichts Auffälliges entdecken können. Außer ihm war auch niemand da.
Allein schritt er über den bläulich schimmernden Steinboden, bis er sah, daß sich der Kegel seiner kleinen Leuchte auf eine ungewöhnliche Art und Weise verzog.
Er hatte ein Ziel getroffen, bildete dort jedoch keinen Kreis, wie es normal gewesen, sondern zerfaserte und wurde gleichzeitig gebrochen wie bei einem Prisma.
Die Erklärung war nicht schwer. Suko sah nach wenigen Schritten, was ihn erwartete.
Der Lichtkegel war auf eine riesige Glaswand getroffen und dort gebrochen worden. Was hinter dieser Wand lag, sah Suko nicht,
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