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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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einmal knallte Simon dem nagenden Schuldbewußtsein, das in einem fernen Winkel seines Innern aufkeimte, die Tür vor der Nase zu. »Sagen Sie, Miss Faringdon, als was sehen Sie unsere Beziehung eigentlich an?«
    Sie errötete, doch ihre Augen schimmerten vor Enthusiasmus. »Als eine sehr reine Form von einer Beziehung, Mylord. Eine Beziehung, die auf einer höheren Ebene entstanden ist, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Auf einer höheren Ebene?«
    »Ja. So, wie ich das sehe, besteht zwischen uns ganz deutlich eine intellektuelle Verbindung. Das ist eine noble Geisteshaltung, eine Beziehung, die sich im Reich der Metaphysik abspielt. Es ist eine Freundschaft, die sich auf gemeinsame Sensibilität und gegenseitiges Verständnis begründet. Man könnte sagen, wir kämen in den Genuß einer spirituellen Kommunion, Mylord. Eine Verbindung, die von niederen Gedanken und Erwägungen ungetrübt bleibt. Unsere Leidenschaften sind von allerhöchstem Rang.«
    »Verdammt und zum Teufel«, sagte Simon.
    »Wie bitte, Mylord?«
    Sie sah mit einer so forschenden Unschuld zu ihm auf, daß er sie am liebsten geschüttelt hätte. So naiv konnte sie doch trotz ihrer Gedichte nicht sein. Sie war  schließlich vierundzwanzig Jahre alt, und dann gab es da noch diesen unseligen Vorfall, den Gillingham erwähnt hatte.
    »Ich fürchte, Sie haben meine hehren Tugenden bedauerlich überschätzt, Miss Faringdon«, sagte er rundheraus. »Ich bin nicht nach Hampshire gekommen, um eine verschwommene metaphysische Verbindung zu Ihnen zu nähren.«
    Augenblicklich schwand der Glanz aus ihren Augen. »Ich bitte um Verzeihung, Mylord?«
    Simon biß die Zähne zusammen und griff wieder nach ihrer Hand. »Ich bin mit einem weit irdischeren Ziel hergekommen, Miss Faringdon.«
    »Und was könnte das sein, Sir?«
    »Ich bin hier, um bei Ihrem Vater um Ihre Hand anzuhalten.«
    Die Reaktion war ganz und gar nicht das, was er von einer alten Jungfer mit einer undurchsichtigen Vergangenheit erwartet hätte, die es hätte begeistern sollen, daß ein Earl mit ihrem Vater über eine Eheschließung sprechen wollte.
    »Da soll mich doch der Teufel holen«, murmelte Emily verdutzt.
    Simon verlor die Geduld mit der merkwürdigen Frau, die neben ihm saß. »Dann hätten wir das wohl geregelt«, verkündete er. »Ich glaube, was hier erforderlich ist, Miss Faringdon, ist ein Mittel, all dieses romantische Gewäsch über Liebe auf einer höheren Ebene bleiben zu lassen, das Sie sich in all den Monaten vorgedroschen haben.«
    »Mylord, wovon reden Sie?«
    »Wovon wohl? Natürlich von den finsteren Leidenschaften, Miss Faringdon.« Er streckte die Hände aus und riß sie in seine Arme. »Plötzlich verzehrt mich die Neugier, und ich will wissen, ob Sie sie auch genießen können.«

3
    Emily stellte entgeistert fest, daß sie sich in einer unlösbaren Umarmung befand. Es war fünf Jahre her, seit ein Mann sie so intim an sich gepreßt hatte. Und daß es ausgerechnet Simon war, der sie jetzt hier festhielt, war nahezu unfaßbar. Simon war ihr Gefährte im metaphysischen Reich, ihr nobler, sensibler Freund von hehrer Gesinnung, ihr intellektueller Seelengefährte.
    Nur in den dunkelsten Nachtstunden und in ihren geheimsten Träumen hatte sie es sich gestattet, ihn sich als einen Liebhaber aus Fleisch und Blut vorzustellen.
    »O Simon«, hauchte sie und blickte mit einem Gefühl von Verwunderung und Sehnsucht zu ihm auf, das heftig genug war, um sie in seinen Armen zittern zu lassen.
    Er antwortete nicht. In seinen goldenen Augen funkelte eine Intensität, die sie bei jedem anderen Mann in Panik versetzt hätte. In seinem Blick schien sich jedoch mehr Verärgerung und Ungeduld und weniger zarte Zuneigung auszudrücken. Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein.
    Ohne ein Wort zog er ihr die Brille und den Hut ab und legte beides auf den Felsen neben seinen Hut. Dann senkte sich sein Mund langsam und bedächtig auf ihre Lippen herab, und Emily vergaß alles andere als die harte und fordernde Glut seines Kusses.
    Er hielt alles, was sie sich in jenen stillen dunklen Stunden mitten in der Nacht von seinem Kuß erträumt hatte, dann, wenn sie es sich gestattet hatte, aussichtslosen Träumen nachzuhängen.
    In Wahrheit war es sogar noch mehr als das, was sie sich erträumt hatte. Sie hätte sich niemals vollständig ausmalen können, wie sich sein Mund auf ihren Lippen anfühlen würde, weil sie so etwas einfach noch nie erlebt hatte. Es hatte nicht das Geringste mit

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