Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
Sir Edward. »Obwohl seine
Entführung gescheitert ist, muss er dafür zur Rechenschaft gezogen werden.«
»Und wie«, fragte Julian, »wollen Sie das tun? Sie können ihn schließlich nicht vor den Richter schleifen - nicht wenn Sie möchten, dass die Ereignisse von heute Nacht ein Geheimnis bleiben. Und wenn Sie an ein Duell denken, um die Sache zu regeln, dann würde das nur die Frage nach dem Grund dafür aufwerfen. Früher oder später würde es herauskommen. Und vergessen Sie nicht, Tynedale steht nicht darüber, es mit Erpressung zu versuchen.«
»Erpressung, ja - aber womit?«, fragte Nell. »Natürlich könnte er damit drohen, zu erzählen, dass er mich entführt hat, aber wozu? Und wenn er enthüllt, was geschehen ist, würden ihm Ablehnung und Verachtung entgegenschlagen. Das würde er nicht wagen.«
»Können Sie sich da ganz sicher sein?«, erkundigte sich Julian mit hochgezogenen Brauen. »Er ist verzweifelt - und rachsüchtig. Vielleicht sind ihm die Folgen egal.«
»Hm, da haben Sie Recht, wir können das Risiko nicht eingehen, dass er am Ende doch noch versucht, von uns Geld zu erpressen«, stimmte Sir Edward zu und nickte. Er seufzte. »Und wir würden sicherlich zahlen, damit er nichts sagt.«
»Oh, das ist doch alles Unsinn!«, rief Nell. »Wir könnten den ganzen Tag hierbleiben und kommen zu keinem Ergebnis.« Sie sah ihren Vater an. »Papa, ich bin müde und erschöpft. Mir ist kalt, ich bin schmutzig und hungrig. Bitte, können wir einfach nach Hause fahren und das Ganze vergessen?«
Das Geräusch einer sich nähernden Kutsche ließ sie alle erstarren. Sie lauschten angespannt auf den Hufschlag der Pferde und das Läuten des Geschirrs, die lauter und deutlicher wurden. Einen Moment später verlangsamte das Gefährt
seine Fahrt, und Nell hielt den Atem an, stand halb hinter ihrem Vater verborgen. Bitte, flehte sie stumm, lass sie weiterfahren.
Ihr Flehen blieb unerhört. Eine Männerstimme rief: »Hallo. Sir Edward, sind Sie das?«
Sir Edward schaute die anderen unschlüssig an. »Das ist Humphries - er muss meine Kutsche draußen erkannt haben.«
»Doch nicht«, fragte Julian mit hohler Stimme, »der Lord Humphries, der mit Lady Humphries verheiratet ist?«
Eine scharfe Frauenstimme war zu hören. »Natürlich ist er da. Bist du blind? Das ist seine Kutsche, die da steht, das ist sein Wappen auf der Tür und es ist sein Kutscher auf dem Bock, Travers, wie du sehr gut weißt. Ich frage mich nur, was Sir Edward hier zu tun hat. Hilf mir herunter, dann können wir nachsehen gehen.«
Sir Edward warf Julian einen sprechenden Blick zu und lächelte grimmig. »Genau die. Und ich erkenne an Ihrer Miene, dass der Ruf der Dame als größte Klatschbase der Stadt Ihnen nicht unbekannt ist.« Er seufzte. »Ich fürchte, das ändert alles, Mylord.«
Julian zuckte die Achseln. »Ich habe bereits angeboten, Ihre Tochter zu heiraten, Sir. Lady Humphries Ankunft ändert daran nichts.«
»Ich«, zischte Nell, »werde Sie nicht heiraten.«
»Sie haben keine andere Wahl«, erwiderte Julian, in dem sich unerklärlicherweise Zufriedenheit breitmachte.
Im nächsten Moment betraten ein elegant gekleideter Gentleman und eine nicht minder prächtig gewandete kleine Dame das Häuschen.
»Ah, da sind Sie ja, mein Freund«, bemerkte Lord Humphries, dessen freundliche blaue Augen Sir Edward erblickten.
Dann sah er sich um, und eine Falte bildete sich auf seiner Stirn. »Ist etwas geschehen?«
Lady Humphries erspähte Nell, musterte ihre mitgenommene Erscheinung und lächelte strahlend. Das roch nach Skandal, so sicher, wie sie hier stand. Ihr Vogelblick fiel auf Julian, und ihre Augen wurden groß. Wyndham! Nun, das war aber wirklich interessant, allerdings. Die Röcke ihres Reisekleides in rötlichem Gelb und Beige raffend, marschierte sie zu Nell und fragte sie: »Himmel, Nell, Liebes, was ist denn mit dir geschehen? Du siehst ja schrecklich aus. Und Julian! Mein Junge, was geht hier vor?«
Während Nell sie noch in stummem Entsetzen anstarrte, sprang Julian in die Bresche. »Ich verbitte mir solche Bemerkungen, Lady Humphries«, murmelte Julian, während er sich höflich über ihre ausgestreckte Hand beugte. »Sie sprechen mit meiner zukünftigen Braut, müssen Sie wissen«, fügte er mit dem charmanten Lächeln hinzu, für das er berühmt war, »und ich werde nicht zulassen, wenn Sie ihre unleugbare Schönheit schmähen.«
Sogar bei Lady Humphries hatte es seine gewohnte Wirkung, und sie erwiderte es
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